Bis Pfingsten 2029 – jeweils Kirche und Gemeindehaus
Kirchengemeinde Haranni gibt drei Standorte auf
In der Kreuzkirche gab es am Donnerstag (31.10.2024), im Anschluss an den zentralen Reformationsgottesdienst der Evangelischen Kirchengemeinde Haranni, eine Gemeindeversammlung. Hier informierte das Pfarrteam die Anwesenden über das Gebäudekonzept, das das Presbyterium in den vergangenen fünf Monaten erarbeitet hat. Das Ergebnis langer Verhandlungen und umfänglicher Diskussionen ist, dass an drei von fünf Standorten die Gebäude – jeweils Kirche und Gemeindehaus – bis 2029 aufgegeben werden:
- zu Pfingsten 2027 der Standort Baukau mit Matthäuskirche und Matthäuszentrum,
- zu Pfingsten 2028 der Standort Zion mit Zionskirche und benachbartem Gemeindehaus,
- zu Pfingsten 2029 der Standort Börnig mit Emmauskirche und Emmaus Gemeindehaus.
Schwere Entscheidung
„Diese Entscheidung ist uns sehr schwergefallen. Wir haben alle miteinander gerungen – und schon im Diskussionsprozess war bei allen Beteiligten Trauer spürbar“, sagt Pfarrerin Melanie Jansen, Vorsitzende und Sprecherin des Presbyteriums. „Aber Gemeinde-, Personal- und Finanzentwicklung in den vergangenen und kommenden Jahren machen aus unserer Sicht eine so weitreichende Entscheidung notwendig. Wir werden mit dieser für viele Gemeindeglieder sicher radikalen Veränderung die Zukunftsfähigkeit unserer Kirchengemeinde ermöglichen und aktiv gestalten. Wir führen daher unsere vorhandene Gemeindearbeit weitestgehend an zwei Standorten zusammen und sehen darin gleichwohl auch Chancen, Nähe und Rückhalt in einer (auch zahlenmäßig) starken Gemeinschaft zu erleben.“
Zum Hintergrund
Die fünf Herner evangelischen Gemeinden Baukau, Bladenhorst-Zion, Börnig, Kreuz und Sodingen, die sich 2022 zur Kirchengemeinde Haranni vereinigt haben, hatten zusammen vor 15 Jahren (2009) noch 20.400 Gemeindeglieder. Seitdem gab es einen stetigen Rückgang – heute hat die Kirchengemeinde Haranni noch knapp 15.000 Mitglieder. Der Rückgang der Gemeindegliederzahlen wirkt sich unmittelbar auf die Kirchensteuerzuweisung aus, wobei der damit verbundene Finanzrückgang durch den Anstieg von Personal- oder Unterhaltungskosten des Gebäudebestands verschärft wird.
Dazu kommt, dass die Evangelische Kirche von Westfalen den Pfarrstellenschlüssel in zwei Schritten verändert: Bisher galt der Schlüssel 1:3.000 (eine Pfarrstelle auf 3.000 Gemeindeglieder), ab 2026 gilt 1:4.000, ab 2031 1:5.000.
Das bedeutet, dass die Kirchengemeinde Haranni bei einem zu erwartenden weiteren Rückgang der Gemeindegliederzahlen ab 2031 nur noch über zwei, maximal zweieinhalb Pfarrstellen verfügen wird. Zurzeit sind es mit den Pfarrern Uwe Leising, Stefan Grote und Daniel Schwedhelm sowie den Pfarrerinnen Melanie Jansen und Katja Lueg (50 Prozent) noch viereinhalb Pfarrstellen – zuzüglich Pfarrer Paul Hering und Pfarrerin Antje Lewitz-Danguillier (50 Prozent), die unterstützen und Vertretungen übernehmen.
„So traurig es ist, wir müssen die Realität anerkennen“, so das Presbyterium. „Wir werden unsere derzeitigen fünf Standorte zukünftig weder finanzieren noch mit den verbleibenden Pfarrpersonen an allen fünf Standorten präsent bleiben können.“
Das bedeute jedoch nicht, dass die Gemeindeglieder in den drei genannten Bereichen nicht mehr seelsorglich versorgt würden: „Natürlich werden wir nach wie vor für alle unsere Gemeindeglieder da sein“, betont das Pfarrteam. „Wir werden uns aber mit der Zahl der Angebote, die über die ‚pastorale Grundversorgung‘ – also die Durchführung von Gottesdiensten, Taufen, Trauungen, Beerdigungen, Konfirmandenunterricht, diakonische Arbeit vor Ort oder Begleitung von Gruppen – hinausgehen, beschränken müssen.“
Wie geht es weiter?
Das Presbyterium sieht sich nun in der Pflicht, in den kommenden zweieinhalb Jahren eine Perspektive zu entwickeln, „wie wir ‚Evangelische Kirche in Herne" zukünftig leben und gestalten können, denn geistliche und seelsorgliche Begleitung sind wir den uns anvertrauten Menschen schuldig. Räumlichkeiten für unsere gemeindlichen Angebote und Gruppen werden wir auch zukünftig bereitstellen – gerne auch in Kooperation mit den katholischen Geschwistern.
Gemeinsam mit unseren ehrenamtlich engagierten Gemeindegliedern werden wir daher auch zukünftig in unserer Stadt als Evangelische Kirchengemeinde erkennbar bleiben.“