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Trojan (Mišel Matičević) kehrt nach zwölf Jahren ins Berliner Milieu zurück.

Thomas Arslan kommt ins Ruhrgebiet

Klassischer Gangsterfilm: Verbrannte Erde

Update, Donnerstag (25.7.2024)

Läuft weiterhin im Metropolis Bochum, im Sweetsixteen Dortmund, im Essener Luna im Astra, in der Schauburg Gelsenkirchen und im Metropol Düsseldolrf.

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Der Kino-Text

A 40 bei Essen. Ein Mann steuert sein Fahrzeug in ein Villenviertel und bleibt darin bis in die Abendstunden sitzen. Über den Garten bricht er in ein Haus ein, er hat es auf eine wertvolle Uhrensammlung abgesehen. Als er später ein Exemplar für 50.000 Euro veräußern will, wird er vom Dealer übers Ohr gehauen: Im Umschlag befindet sich kein Geld.

Zwölf Jahre, nachdem der Berufskriminelle Trojan (Mišel Matičević) aus Berlin flüchten musste, führt ihn die Notwendigkeit der Geldbeschaffung erneut in die Stadt. Er kontaktiert seinen alten Kumpel Can (Tamer Yigit) auf der Suche nach einem Hehler für die Uhren und nach einem lukrativen neuen Job. Der gibt ihm die Rufnummer einer anderen Bekannten von früher, Rebecca (Marie-Lou Sellem).

Die erfolgreiche Unternehmensberaterin einer renommierten Consultingfirma hat „was Klassisches“ für Trojan, allerdings ein Job für vier Personen, von denen mit seinem alten Weggefährten Luca (Tim Seyfi), dem jungen Computer-Nerd Chris (Bilge Bingül), der die Räumlichkeiten auskundschaften soll und bei der Tat selbst nicht dabei ist, sowie der Erlkönig-Testfahrerin Diana (Marie Leuenberger) schon drei feststehen. 350.000 Euro sollen für jeden herausspringen, wenn der Plan eines Gemäldediebstahls gelingt – beim Rücktransport des für eine Ausstellung ausgeliehenen Werks Caspar David Friedrichs aus einem Museum.

Diana (Marie Leuenberger) soll nach dem erfolgreichen Gemälderaub das Fluchtfahrzeug steuern.

Ein vielversprechender Plan

Die regelmäßigen Zigarettenpausen der Wachmänner ermöglichen einen Einstieg ins Depot, dessen Kamera-Überwachungsanlage von Chris mit einem Standbild gefüttert wird. Diana hat als Fahrerin des Fluchtfahrzeugs auch in kritischen Situationen die Ruhe weg. Doch der sensible Teil kommt erst nach einem gelungenen Raub: Ware gegen Bargeld. Und da offenbart der undurchsichtige Auftraggeber Victor (Alexander Fehling) eigenen Pläne - mit dem Gemälde wie mit der Bezahlung. Bald geht es weniger ums Geld, sondern vor allem darum, mit dem Leben davonzukommen…

„Verbrannte Erde“ ist ein über 100 Minuten hochspannender, wendungsreicher Film noir, kein klassischer Thriller mit spektakulären Szenen, sondern eher das Porträt eines unauffälligen, wortkargen, möglichst anonym im Verborgenen agierenden Helden, der es mit einem nicht minder eiskalten, aber geradezu krankhaft zynischen Gegenspieler zu tun hat. Der in der immer dunkler werdenden Jahreszeit vom 25. Oktober bis 30. November 2022 in Essen und Berlin vor allem in den Nachtstunden gedrehte klassische Gangsterstreifen kulminiert in einem Showdown auf einem wilden Gewerbegelände unweit der Warschauer Brücke: das einstige Grenzgebiet zwischen dem westlichen Kreuzberg und dem östlichen Friedrichshain ist das letzte Refugium solcher Locations in der inzwischen voll gentrifizierten Hauptstadt.

Uraufgeführt am 20. Februar 2024 im Panorama-Wettbewerb der 74. Berlinale basiert der Nachfolger des Arslan-Genrestreifens „Im Schatten“ (2010) allerdings auf der unsinnigen Behauptung, dass das Gemälde nicht versichert ist. Weshalb, soviel darf verraten werden, sich Rückkauf-Verhandlungen mit dem Museum als äußerst problematisch herausstellen. Kein Museum der Welt verleiht ein Friedrich-Gemälde ohne Versicherung.

Keine Drehgenehmigung im Folkwang-Museum

Thomas Arslan wollte ursprünglich im Essener Folkwang-Museum drehen, wo das Gemälde „Frau vor der untergehenden Sonne“ von Caspar David Friedrich tatsächlich hängt. Aber es gab keine Drehgenehmigung, weshalb die Geschichte nun im ehemaligen Ethnologischen Museum in Berlin-Dahlem spielt, dessen Sammlungen nun im Humboldtforum ausgestellt werden. Reiner Zufall: Rechtzeitig zur Premiere von „Verbrannte Erde“ läuft in der Alten Nationalgalerie auf der Berliner Museumsinsel eine große CDF-Retrospektive – allerdings ohne Essener Leihgabe.

Nach „Im Schatten“ war zunächst keine Fortsetzung geplant, jetzt denkt Thomas Arslan über eine Trilogie allerdings abgeschlossener Filme nach, die nur durch den großartigen Hauptdarsteller Mišel Matičević miteinander verbunden sind. Der Schlussteil soll daher auch nicht in Berlin spielen.

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Zum Kinostart am 18. Juli 2024 ist „Verbrannte Erde“ im Metropolis Bochum, Sweetsixteen Dortmund, der Gelsenkirchener Schauburg und im Metropol Düsseldorf zu sehen. Regisseur Thomas Arslan macht auf seiner Kinotour zweimal im Revier Station: Am Mittwoch, 24. Juli 2024, um 20.15 Uhr im Bochumer Hauptbahnhofs-Kino Metropolis und am Donnerstag, 25. Juli 2024, um 20 Uhr im Essener Filmstudio Glückauf.

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  • Mittwoch, 24. Juli 2024, um 20:15 Uhr
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  • Donnerstag, 25. Juli 2024, um 20 Uhr
Mittwoch, 17. Juli 2024 | Quelle: Pitt Herrmann