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In Grund- und Förderschulen werden noch Pooltests verwendet. Gefordert wird die Rückkehr zu Schnelltests (Archivbild).

GEW fordert Rücktritt, Vogt (SPD) ist für ein Umdenken

Kritik an Schulministerin Gebauer (FDP) wächst

Durch die derzeitige Omikron-Welle in der Corona-Pandemie sind die Infektionszahlen rasant in die Höhe geschossen (halloherne berichtet täglich). Vor allem die Schulen mit den Kindern und Jugendlichen sind stark betroffen (halloherne berichtete). In Herne wächst die Kritik an der NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP).

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Nachdem es zum Start nach den Weihnachtsferien Anfang Januar 2022 aufgrund der Vielzahl der durchgeführten Corona-Tests eine Panne in Herne gab, durch die manche Klassen mehrere Tage auf die Ergebnisse warten mussten (halloherne berichtete), lief es zunächst etwas geordneter ab. Doch insgesamt ist die Verwaltung mit den Pooltests an Grund- und Förderschulen, für dessen Organisation und Durchführung sie nicht zuständig ist, nicht zufrieden. Das teilte der Krisenstab am Dienstag (25.1.2022) mit und forderte die Rückkehr zu Schnelltests, um schneller Gewissheit zu haben (halloherne berichtete).

Schüler und Lehrer im Chaos

Wie groß das Chaos wirklich ist, bekommen neben den Schülern und deren Eltern vor allem die Lehrer mit. Der Vorsitzende des Herner Stadtverbandes der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW), Carsten Piechnik, fordert nun wiederholt den Rücktritt von Schulministerin Gebauer.

NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer - sie hält vorerst am eingeschlagenen Weg fest.

„Wie von uns vorhergesagt, haben die NRW-weiten Setzungen des Ministeriums für Schule und Bildung (MSB) zum zwangsläufig erwartbaren nächsten Tiefpunkt geführt: Die Corona-Lage an den Grundschulen fliegt uns um die Ohren“, so Piechnik in einer Mitteilung. Das für Herne zuständige Labor habe mitgeteilt, dass aufgrund der hohen Zahl an positiven Tests nicht mehr einzeln nachgetestet werden kann. Im Klartext: Ist (mindestens) ein Kind in einem Grund- oder Förderschulpool positiv, gibt es darüber wahrscheinlich am nächsten Tag eine Mitteilung. Nicht aber, welches Kind oder welche Kinder betroffen sind.

GEW: 'Wir hatten davor gewarnt'

„Wir hatten als GEW Herne davor gewarnt, dass das Zusammensitzen aller faktisch ungetesteten Grundschulkinder am ersten Tag nach den Weihnachtsferien die Omikron-Variante in die Schulen eintragen würde und dass in der Folge zwangsläufig Omikron in die Grundschulen einschlagen würde wie eine Axt in weiche Butter“, erläutert Piechnik. „Die Folgen in der kommenden Zeit werden sein, dass die Zahlen infizierter Kinder und Lehrer und in der Folge auch die Inzidenzen in der Gesamtgesellschaft weiter explodieren werden. Für Schulen werden entweder vor allem bei kleinen Kindern sehr unsichere Selbsttests gemacht werden müssen oder es wird gar nicht mehr getestet werden können.“

Ferner geht er davon aus, dass sich das Chaos weiter ausweiten wird und Schulen komplett schließen müssten oder aber die Präsenzpflicht ausgesetzt wird. „Vielleicht wird auch schlicht in Präsenz weiter unterrichtet, egal, wie die Infektionslage ist“, klagt der Herner GEW-Vorsitzende. „Für all das ist das MSB und an dessen Spitze Yvonne Gebauer verantwortlich. Das Vertrauen in sie und zukünftige Entscheidungen ist nicht mehr vorhanden. Daher fordern wir erneut und mit Nachdruck ihren Rücktritt.“

Der Herner SPD-Landtagsabgeordnete Alexander Vogt fordert ein Umdenken.

Nicht den Rücktritt, aber die Rückkehr zu Schnelltests fordert auch der Herner Landtagsabgeordnete Alexander Vogt (SPD). Er spricht aufgrund der aktuellen Pooltest-Strategie in NRW von überlasteten Laboren, kapitulierenden Schulen und einer Zumutung für Familien.

Für Alltagsplanung eine 'Zumutung'

„In der Praxis sorgt das Pooltest-Verfahren der NRW-Landesregierung zunehmend für Chaos. Sobald der Pooltest der Klasse positiv ausgewertet wurde, warten die Eltern oft bis zum nächsten Vormittag oder noch länger auf die Information, ob ihr Kind nun weiter zur Schule gehen darf oder nicht. Für die Alltagsplanung wird das besonders für berufstätige Eltern zur Zumutung, wenn man früh morgens noch nicht weiß, ob das Kind zuhause bleiben muss. Hinzu kommt eine katastrophal kurzfristige Kommunikation des NRW-Schulministeriums. Zum Teil werden abends nach 22 Uhr neue Schulverordnungen als E-Mail versendet, die bereits am nächsten Morgen umgesetzt sein sollen“, erklärt Vogt die chaotische Lage aus seiner Sicht.

Thomas Bloch, Stadtverordneter der FDP, hält Forderungen zum Rücktritt von Ministerin Gebauer für überzogen.

„Die Landesregierung muss endlich auf Eltern und Lehrergewerkschaften hören und deren praxisnahe Vorschläge umsetzen. Wir schließen uns als Herner SPD den Forderungen an: Die derzeitige Test-Strategie der Landesregierung ist eine Zumutung für alle Beteiligten. Stattdessen sollten wir direkt auf zuverlässige Schnelltests statt auf Pooltests setzen“, fordert Vogt. „Das entlastet die Testlabore und führt zu einem sofortigen Ergebnis, welche einzelnen Schüler in der Klasse sich mit Corona infiziert haben.“

'Nicht optimal gelaufen'

Auf Nachfrage von halloherne stimmt Thomas Bloch, Stadtverordneter der Herner FDP, den Aussagen zu, dass es „in der Testthematik in Bezug auf die Kapazitäten in NRW nicht optimal gelaufen ist“, so Bloch. „Jedoch halte ich die Rücktrittsforderungen für überzogen - auch im Hinblick auf die im Mai 2022 anstehenden Landtagswahlen.“

Bloch hält den eingeschlagenen Weg, den Präsenzunterricht aufrecht zu erhalten, für gut. „Es ist aber klar, dass die GEW sich meldet“, so der Stadtverordnete. „Insgesamt hat Corona die Missstände in der deutschen Bildungspolitik aufgezeigt und wie ein Beschleuniger bei der dringend benötigten Digitalisierung gewirkt.“

Freitag, 28. Januar 2022 | Autor: Marcel Gruteser