Serie „Frauen ins Scheinwerferlicht“ über Lina Beckmann
Liebe fürs Schauspiel war von Anfang an da
Was als Serie zum Weltfrauentag begann, geht nun weiter. halloherne-Redakteurin Julia Blesgen spricht mit verschiedenen Frauen aus den unterschiedlichsten Bereichen. Dabei geht es unter anderem um ihre persönlichen Werdegänge, die Herausforderungen, denen sie sich stellen mussten oder was sie ihrem jüngeren Ich oder anderen jungen Mädchen nun mit auf den Weg geben würden. Alle weiteren Teile der Serie sind auf halloherne zu finden.
Dieses Mal berichtet die Schauspielerin Lina Beckmann unter anderem darüber, wie sie zum Schauspielberuf fand und warum eine gute Balance zwischen Beruf und Privatleben wichtig ist.
Lina Beckmann ist Schauspielerin mit Leib und Seele. Bereits dreimal wurde sie von der Fachzeitschrift „Theater Heute“ zur Schauspielerin des Jahres gekürt. Zuletzt in diesem Jahr. Geboren wurde sie zwar in Hagen, hat aber ihre Kindheit und Jugend in Herne verbracht. Genau wie bei ihren Geschwistern – Maja, Nils und Till – wurde bei ihr schon früh die Liebe zur Schauspielerei deutlich.
'Meine Berufswahl folgte keiner Logik'
Wer jetzt aber denkt, für Beckmann war der Einstieg in die Schauspielerei der logische Schritt ins Familien-Business, der irrt. „Natürlich war die Faszination und Liebe fürs Schauspiel bei uns allen da, aber meine Berufswahl folgte keiner Logik“, erzählt sie im Gespräch mit halloherne.
Viel eher habe sie nach der Schule nicht gewusst, wie es weitergeht und habe bei einem Theaterworkshop ihre Berufung gefunden. „Ich habe es mehr als Hobby angesehen und wusste nicht, dass man damit auch Geld verdienen kann. Als mich ein anderer Teilnehmer auf die Möglichkeit aufmerksam machte, dass ich Schauspiel studieren könnte, dachte ich: Probier´s doch einfach mal“, so die 43-Jährige heute.
Gesagt getan. Beckmann bewirbt sich an der Schauspielschule Bochum, die heute zur Folkwang Universität der Künste gehört, und wird angenommen. Von ihren Eltern bekam sie immer Unterstützung. „Unseren Eltern war es immer am wichtigsten, dass wir glücklich sind. Wobei Papa beruhigt war, dass ich am Ende ein Diplom erhalten habe. Er hatte die Gewissheit, dass ich so ja doch etwas in der Hand habe“, erinnert sich Beckmann lachend zurück.
Schon während ihres Studiums besetzt der damalige Intendant des Bochumer Schauspielhauses, Matthias Hartmann, sie für eine kleine Rolle. Nach dem Studium fragt er sie, ob sie ihn nicht ans Schauspielhaus Zürich begleiten möchte. Sie willigt ein. Im Jahr 2007 zieht es sie aber zurück nach NRW. Sie wird festes Mitglied des Ensembles des Schauspiel Köln.
Vereinbarkeit von Mutter und Schauspielberuf
In dieser Zeit wird Beckmann Mutter und muss erfahren, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie nicht einfach ist. „Ich musste Babysitter zu den unmöglichsten Zeiten anfragen. Bald habe ich mehr für Babysitter ausgegeben, als ich verdient habe“, erinnert sich die 43-Jährige zurück. Und schon bald fehlt ihr die Balance zwischen Arbeit und dem Muttersein.
„Eine Zeit war es so, dass ich jeden Abend eine Vorstellung hatte und somit meinen Sohn sieben Tage nicht ins Bett bringen konnte. Das war eine schwierige Situation für mich und mir wurde klar, dass ich etwas ändern muss“, so Beckmann. Sie sprach mit ihrer Intendantin Karin Beier, die zum Glück sehr verständnisvoll reagierte.
„Wir haben dann die Stückzahl reduziert“, berichtet die Mutter eines Sohnes.
Heute weiß sie, wie wichtig eine gesunde Mischung aus Beruf und Privatleben ist. Sie ist mit ihrem Schauspielkollegen Charly Hübner verheiratet. „Ich mache diesen Beruf mit ganz viel Leidenschaft, aber er stellt einen immer wieder vor Herausforderungen. Man kann sich verausgaben, sich verlieren oder auch falsche Entscheidungen treffen. Von daher ist Zeit für sich, aber auch mit Familie und Freunden immer sehr wichtig“, weiß die Schauspielerin heute. Darum nimmt sie sich immer wieder kleine Auszeiten.
'Dankbar für die Möglichkeiten'
Lina Beckmann, die heute am Deutschen Schauspielhaus Hamburg tätig ist, wurde schon mit zahlreichen Preisen und Auszeichnungen für ihre Arbeit geehrt. Abgehoben ist sie deshalb noch lange nicht. „Ich bin dankbar, dass ich einen Beruf habe, für den ich ganz viel Leidenschaft empfinde und ich die Möglichkeit habe, Dinge auszuprobieren“, sagt sie.
Eine dieser Möglichkeiten sind Rollen in Film und TV. Sie war unter anderem im Drama 'Die Besucherin' oder auch im Tatort zu sehen. Seit 2022 können die Zuschauer sie im „Polizeiruf 110“ aus Rostock als Kommissarin Melly Böwe bewundern.
Aber was gefällt ihr nun besser: Theater oder Film? „Ich bin sehr glücklich, dass ich die Möglichkeit habe, beides ausprobieren zu dürfen. Theater ist mir vertrauter und ich fühle mich wohler. Aber Drehen ist ein spannendes Thema. Deshalb bin ich dabei mir den Film zu erarbeiten“, führt Lina Beckmann aus.
Jungen Frauen, die ebenfalls in der Branche fußfassen wollen, rät sie: „Lasst den Neid und das Missgönnen hinter euch. Arbeitet zusammen. Miteinander kann man sehr viel erreichen.“