Gerettet - Schöne Wörter zogen in den Garten
Lippmeyers Gartenausstellung in vier Teilen
Der bunte Mann aus Unser-Fritz, Jörg Lippmeyer, ist nicht nur Grafiker, Maler und Lebenskünstler, nein, er ist auch ein echter Retter. Seit geraumer Zeit rettet er schöne Wörter vor dem sicheren Untergang und damit vor einem Verschwinden auf Nimmerwiedersehen. Es sind so schöne Wörter wie: Brimborium, Kladderadatsch, Bumsfidel, Querdurchengarten, Tralafitti, Dröppelminna, Henkelmann und und und.
Und Lippmeyer wäre nicht Lippmeyer, wenn er die gesammelten Wörter nicht auch der Öffentlichkeit präsentieren würde. Dafür hat er sich in sein Atelier gestellt und liebevoll für jedes Wort ein Bild gemalt, da der Retter ja auch, siehe oben, Maler ist. Und all diese Schönen-Wörter-Bilder wollte Lippmeyer, gemeinsam mit etwas veränderten original-halloherne-Zeichnungen, Mitte März 2020 eigentlich der Öffentlichkeit präsentieren - an drei Tagen in der Kulturbrauerei Hülsmann - gemeinsam mit Freunden, Künstlern und Musiker. Wie gesagt: eigentlich. Denn dann kam Corona und machte der Sause einen Strich durch den Salat.
Aber, Lippmeyer wäre nicht Lippmeyer, wenn er das so hingenommen hätte. Und so handelte er frei nach dem Motto: Wenn die Menschen nicht zur Kunst kommen dürfen, dann muss die Kunst halt zu den Menschen gebracht werden. Ja, nur wie in Zeiten des Kontaktverbots?
Die Antwort fand er recht schnell: In digitaler Form, als Kunst-Projekt. Entstehen sollte es auf dem lippmeyerschen Anwesen, das dafür geradezu prädestiniert ist. Alle Künstler, Kollegen, Freunde und Musiker erklärten sich bereit dabei zu sein - natürlich mit zeitlichem und räumlichen Abstand und auch ohne Publikum. Das freute den Künstler: „Besser spät als nie, denn eigentlich hatte ich die Ausstellung ja zu einem Zeitpunkt geplant, als die rechten Gesellen noch durch Herne liefen und ich mit den halloherne-Zeichnungen der Cool Cats meinen Unmut über die selbsternannten 'Besorgten Bürger' zum Ausdruck bringen wollte.“
Nun holte der Künstler seine Werke am Donnerstagmorgen (7.5.2020) aus dem Atelier und verteilte sie in seinem Garten. Gegen Mittag kamen die ersten Protagonisten und machten all das, was sie an den drei Ausstellungstagen auch getan hätten, diesmal nur ohne Publikum. Dafür aber mit einem Kameramann - Jörg Roßmannek - der sie dabei filmte. Vier Filme werden so entstehen, die alle auf halloherne veröffentlicht wurden: Lippmeyers Gartensaustellung: Teil 1; und Teil 2; und Teil 3; und Teil 4.
Nach und nach fanden sich am Donnerstag alle ein: Der grüne Oppa for future - Jörg Höhfeld - der hier seinen Auftritt als Schorsch aus Baukau hatte und seinen Text „...ist noch lange kein Grund die Faschisten zu wählen“ zum Besten gab. Darin teilte Schorsch dem Publikum auf seine ihm eigene Art mit, dass er "manchmal nachdenken tut und jetzt inne Corona Krise ordentlich Zeit hätte, mal alles Paroli laufen zu lassen."
Der Künstler und Pfarrer in Rente - Hans-Jürgen Jaworski - hatte den Part der ultimativen Lobhudelei übernommen. Er sprach also die erklärenden Worte zur Ausstellung und zum Künstler und stellte dabei die Frage in den Raum, okay, okay, in den Garten: „Können Wörter schön sein?" Nein, gab er sich gleich selber die Antwort: Eine Predigt kann schön sein. Eine Frau kann schön sein. „Aber wir hier im Pott, wir sagen für alle Dinge die uns gefallen: schön. Eigentlich meinen wir: töffte.“ Jaworski fand es übrigens töffte, dass der Künstler die schönen Wörter gerettet hat.
Es folgte Prof. Dr. Volker Eichener, der das Publikum im März in der Hülsmann-Kneipe hätte begrüßen sollen. So stand Eichener halt im lippmeyerschen Garten und sprach seine Begrüßung in die Kamera. Den Abschluss am Kamera-Donnerstag bildeten die Musiker Freunde: die Wanne-Eickeler Bluesstimme Katja Seidich, der Gitarrengott Norbert Müller, der Mann an den Tasten Klaus Grafe und der großartigste Tröter überhaupt Eckard Koltermann. Sie alle bauten in der beginnenden Abenddämmerung sich und ihre Instrumente auf und gaben quasi ein großartiges Privat-Konzert für eine Handlvoll begeisterter Menschen.
Gegen 19:30 Uhr rief der Kameramann Jörg Roßmannek: „Schluss! Aus! Ende! - Alles im Kasten." Unter Einhaltung der Sicherheitsabstände bewies der bunte Mann aus Unser-Fritz, dass er nicht nur Grafiker, Maler und Lebenskünstler ist, sondern auch ein vorzüglicher Koch, der uns am Abend eines langen Tages 'lekka' bewirtete.