
Nostalgischer Spaß für die ganze Familie
Loriots große Trickfilmrevue
Vorweg ein Wort an die Hausfrau - als die Bilder noch schwarz-weiß aus der Röhre in die bundesdeutschen Haushalte strahlten. Doch dann wird’s gleich so farbig, wie wir die kurzen Loriot-Cartoons vom Bildschirm gar nicht in Erinnerung haben. „Die Ente bleibt draußen!“: Zwei Herren im Bad, ein sprechender Hund, die Tücken eines Fernsehabends oder ein zu hart gekochtes Frühstücksei wecken die schönsten Erinnerungen. „Wo laufen sie denn, wo laufen sie denn hin?“: 31 Trickfilmklassiker Vicco von Bülows können jetzt in brillantem 4K-Standard auf der großen Kinoleinwand genossen werden.
Für „Loriots große Trickfilmrevue“ wurden sie „behutsam“, so Regisseur und Monteur Peter Geyer, neu gezeichnet. Was bei den frühen Arbeiten aus den 1960er Jahren, die nicht im eigenen Studio Loriots entstanden sind, freilich nicht ausreichte: sie wurden bezüglich der Farben und Gesichter „in seinem Stil“ merklich verändert. Zum 100. Geburtstag Loriots, das Pseudonym ist die französische Bezeichnung für den Pirol, das Wappentier seiner Adelsfamilie, hätten sich Bettina und Susanne von Bülow kein besseres Geschenk ausdenken können für ihren Vater Bernhard-Viktor Christoph-Carl von Bülow. Der bekennende Kinofreund wurde am 12. November 1923 in Brandenburg an der Havel geboren und starb am 22. August 2011 in Ammerland am Starnberger See.

Manches hat sich gesellschaftlich längst überlebt wie der 1977er Film „Das Frühstücksei“, in dem die geplagte Hausfrau ihrem Gatten das Viereinhalb-Minuten-Ei partout nicht in der gewünschten, nein: geforderten Konsistenz vorzusetzen imstande ist. Oder in „Feierabend“ aus dem gleichen Jahr, wo die den ganzen Tag allein daheim gebliebene Hausfrau sich endlich mit jemandem austauschen will – und ihrem Ehemann auf die Nerven geht, der nach der Arbeit einfach nur dasitzen und in Ruhe gelassen werden will. Diese dem Alltag abgeguckten Mini-Dramen entfalten ihre Wirkung auch nach vier Jahrzehnten, was auch für den 1977er „Fernsehabend“ gilt. Darin sitzen die Eheleute vor dem defekten Bildschirm und öden sich an: „Ich lasse mir von einem kaputten Fernseher nicht vorschreiben, wann ich ins Bett zu gehen habe!“
'Komik liegt in menschlichen Alltagssituationen'
„Das Komische ist man selber, man richtet sich auf sich selbst aus“ hat der Spross einer preußischen Offiziersfamilie, der als klamottiger Kino-Filmemacher („Ödipussi“) ebenso reüssierte wie als ernsthafter Opernregisseur („Martha“, „Freischütz“), zu Protokoll gegeben. Das Wahrscheinliche der Geschichten sei wichtiger als die Wirklichkeit. Es ist nur in Ausnahmefällen ein Lachen aus Schadenfreude, das Loriot erzeugt. Seine Komik liegt in menschlichen Alltagssituationen einer Welt voller Falltüren, Fußangeln und doppelten Böden. Peinlichkeiten bezüglich der gesellschaftlichen Etikette nimmt er ebenso locker-flockig aufs Korn wie Missverständnisse zwischen Menschen, die aneinander vorbeireden, vorzugsweise Mann und Frau.

Wer jetzt die Tücke des Objekts im Spaghetti-Sketch vermisst oder den Streit um den letzten Kosakenzipfel, darf hoffen: Vielleicht folgt auf den gezeichneten Humor, der 80-minütige nostalgische Spaß „Loriots große Trickfilmrevue“ ist am 24. Februar 2023 in der Special-Sektion der 73. Berlinale uraufgeführt worden, demnächst eine Kompilation der herrlichsten Realfilm-Szenen der von 1976 bis 1978 im Auftrag von Radio Bremen entstandenen sechsteiligen TV-Serie „Loriot“: An Vicco von Bülows Seite in den gespielten Sketchen, auch der Sonderepisoden zu seinem 60., 65., 70. und 80. Geburtstag, glänzte seine wundervolle Bühnenpartnerin Evelyn Hamann.
„Es saugt und bläst der Heinzelmann, wo Mutti sonst nur saugen kann“: Zum Kinostart am Donnerstag, 20. April 2023, ist dieser Hauptspaß für die ganze Familie u.a. im Casablanca Bochum, im Sweetsixteen Dortmund sowie in den Essener Kinos Rio und Eulenspiegel zu sehen.