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Johanna Bojarzin startet als Sängerin nun druch.

Serie 'Frauen ins Scheinwerferlicht' über Sängerin Johama

Man muss es wagen, groß zu träumen

Was als Serie zum Weltfrauentag begann, geht nun weiter. halloherne-Redakteurin Julia Blesgen spricht mit verschiedenen Frauen aus den unterschiedlichsten Bereichen. Dabei geht es unter anderem um ihre persönlichen Werdegänge, die Herausforderungen, denen sie sich stellen mussten oder was sie ihrem jüngeren Ich oder anderen jungen Mädchen nun mit auf den Weg geben würden. Alle weiteren Teile der Serie sind auf halloherne zu finden.

Dieses Mal berichtet die 23-jährige Johanna Bojarzin, die unter dem Künstlernamen „Johama“ bereits einige Erfolge verzeichnen konnte, über ihren Weg zum Erfolg. Zahlreichen Hernern ist die junge Frau sicherlich schon ein Begriff. Sie gewann 2020 den städtischen Jugendkulturpreis „HERBERT!“ und trat zuletzt beim Aktionstag „One Billion Rising“ gegen Gewalt an Frauen und Mädchen auf (halloherne berichtete).

Der Weg auf die großen Bühnen

Bereits seit ihrer Kindheit macht die heute 23-Jährige Musik. So erlernt sie beispielsweise im Alter von drei Jahren das Keyboardspielen und stieg mit zehn Jahren aufs Klavier um. Ab ihrem 13. Lebensjahr singt sie im Kirchenchor. Danach erklimmt Johanna Bojarzin die Bühnen des Ruhrgebiets. So trat sie als 16-Jährige erstmals auf Stadtfesten und Weihnachtsmärkten auf.

„Meinen ersten Auftritt hatte ich im Zeitmaul-Theater Bochum. Ich war damals mega aufgeregt. Aber das Gute ist, wenn die Scheinwerfer auf dich gerichtet sind, sieht man das Publikum kaum“, erinnert sie sich lachend an ihren ersten Auftritt zurück.

Bojarzin gewinnt „HERBERT!“

Im Jahr 2020 folgt dann mit dem „HERBERT!“ der erste Wettbewerb, den sie prompt gewinnt. Bojarzin habe sich erst einen Tag vor Bewerbungsschluss beworben, damals zweifelt sie, ob ihr Song gut genug sei. Sie tritt damals mit der selbst geschriebenen Liebesballade „You are the one“ an, aber die Sorge ist unbegründet. Sie begeistert Jury und Publikum gleichermaßen. Am Song hat sie zwei bis drei Monate gearbeitet.

Die 23-Jährige schreibt all ihre Songs selbst. Zunächst auf Englisch, nun auf Deutsch. „Auf Englisch zu schreiben fällt mir leichter. Ich singe erst einmal random Wörter und schaue, was gut passt, dann bekommt der Song Charakter. Auf Deutsch ist es schwieriger, aber ich kann mich damit noch besser ausdrücken und habe das Gefühl, dass ich noch mehr Menschen erreiche.“

Menschen erreichen ist ein gutes Stichwort. Bojarzin will nicht nur Musik machen, sondern auch Menschen bewegen und ihnen Hoffnung geben. „Es ist unglaublich cool, dass die Menschen meine Musik hören und ich etwas mit meiner Musik verändern kann. Ich merke jetzt, wo ich auch über mentale Gesundheit singe, erkennen sich viele Menschen wieder“, so die junge Frau.

Mentale Gesundheit in den Fokus setzen

Mit ihren Songs will Johanna Bojarzin Menschen bewegen

Mentale Gesundheit ist für Bojarzin ein Herzensthema, da sie selbst an Depressionen erkrankt ist. In ihrer Single „Wiederseh’n“ beschreibt sie beispielsweise eine depressive Episode. Ihre Eltern, Freunde und ihr Freund seien ihr eine große Stütze, nicht nur beim Thema Depressionen, sondern auch in ihrer Karriere.

„Man könnte fast sagen, dass 'Wiederseh’n' mein Leben gerettet hat. Ohne den Song hätte ich nie offen über meine Depression sprechen können. Als ich meinen Eltern den Song vorspielte, haben sie sofort verstanden und die nötigen Maßnahmen unternommen, um mir zu helfen“, spricht die Wanne-Eickelerin über ihre Erkrankung. Dass sie so offen über ihre Depression spricht, hat einen Grund: Sie will auch anderen Mut machen, da die Thematik mentale Gesundheit immer noch mit einem Tabu behaftet ist.

Wie wichtig ihr das Thema ist, zeigt sich auch im August 2024. Denn dort tritt sie mit mehreren 20-minütigen Sets bei den „Mental Health Days“, organisiert von der Robert-Enke-Stiftung, auf: „Für mich war es eine große Ehre, bei dieser Veranstaltung vor so vielen Menschen aufzutreten und die Aufmerksamkeit auf das wichtige Thema zu lenken.“

Frauen müssen sich gegenseitig unterstützen

Ebenso findet Johanna Bojarzin es wichtig, dass sich Musikerinnen vernetzen. „Als ich als Singer-/Songwriterin begonnen habe, gab es in dieser Region so gut wie keine anderen Sängerinnen auf den Bühnen. Ich war häufig die einzige junge Frau. Mittlerweile habe ich aber in Köln einige tolle Sängerinnen kennengelernt und mir einen Singer/Songwriter-Circle aufgebaut. Es ist so wichtig, dass wir Frauen uns gegenseitig unterstützen“, macht die junge Frau die Wichtigkeit von „Schwesternschaft“ deutlich.

Bojarzin großer Traum ist es, irgendwann von der Musik zu leben. Den ersten Grundstein dazu hat sie bereits gelegt. Sie wurde an der renommierten Folkwang Universität der Künste in Essen angenommen und studiert nun dort.

Anderen jungen Mädchen, die ebenfalls in der Musikbranche Fuß fassen möchten, rät sie: „Man muss es wagen, groß zu träumen. Man muss sich einfach trauen und sich auf offene Bühnen stellen, dadurch lernt man sich selbst besser kennen und sammelt Erfahrungen.“

Wer Johanna Bojarzin alias „Johama“ einmal live erleben möchte, hat beim Sounds Like Sugar Musikfestival am Samstag, 12. Juli 2025, im Schlosspark Strünkede die Möglichkeit.

Mittwoch, 26. Februar 2025 | Autor: Julia Blesgen