
Emscherkunst in Röhlinghausen
Markus Jeschaunigs 'Königsgrube'
Die Urbanen Künste Ruhr haben am Mittwoch (12.2.2025) in der Bochumer KoFabrik ihr Jahresprogramm 2025 vorgestellt mit den Schwerpunkten Emscherkunstweg, der Fortsetzung der „Grand Snail Tour“ durch 53 Städte und Gemeinden des Ruhrgebietes sowie der Gruppenausstellung „Zwischen Erfinden und Erfassen“ während der Ruhrtriennale im Duisburger Innenhafen.
Ein ehemaliges Pumpwerk einer stillgelegten Zeche wird zur Installation, der Name bleibt und klingt verheißungsvoll: Königsgrube. Vergangenheit und Zukunft bestimmen Markus Jeschaunigs Arbeit, in der er Fragmente des abgebrochenen Gebäudes in eine hybride Landschaft verwandelt. Sie wird als Bestandteil des Emscherkunstwegs am 30. März 2025 in Röhlinghausen eröffnet.
Zeche Königsgrube

Von 1860 bis 1967 war der Steinkohleabbau der Zeche Königsgrube in Röhlinghausen auch städteübergreifend im Verbund mit der Zeche Hannover in Bochum-Hordel überaus ertragreich, dann war das schwarze Gold gehoben. Die Erde blieb, ausgelaugt und durchlöchert mit Bergsenkungen bis zu zehn Metern, zurück. Das später von der Emschergenossenschaft betriebene Pumpwerk hatte die Aufgabe, die Abwässer der umliegenden Gemeinden in den Hüllerbach und von dort in die Emscher zu leiten. Mit dem Ende des Kohleabbaus wurde eine unterirdische Entsorgung möglich und das Pumpwerk stillgelegt.
Auf dem dann teils verfüllten Unterbau lässt der Künstler Markus Jeschaunig eine Installation entstehen, die verschiedene Elemente des Gebäudes skulptural integriert: Ein Teil einer Treppe bleibt erhalten, drei Rohre ragen hoch empor und bilden einen solarbetriebenen Brunnen, aus dem Wassertropfen und Klänge zu hören sind.
Biotop Bruchwald

Wo vormals der über zwölf Meter tiefe Saugraum war und Regenwasser nicht natürlich versickert, entsteht ein Bruchwald, ein Biotop aus sechs vorgezogenen Schwarzerlen, das es feucht mag und an die Auenlandschaften entlang der Emscher in vorindustriellen Zeiten erinnert. Auf dem befestigten Vorplatz kann Regenwasser über Rinnen in einer Zisterne aufgefangen werden und ermöglicht zusammen mit einer Photovoltaik-Pergola einen komplett autarken Betrieb.
Als künstlerisch überformte Ruine weist Jeschaunigs Werk sowohl auf die großartigen Technologien als auch auf die enorme ökologische Zerstörung hin, die der Bergbau mit sich brachte, und zeigt gleichzeitig einen Weg auf, wie neues Leben und klimapositive Orte in der Stadt entstehen können.
Kunst und Landschaft
Markus Jeschaunig, 1982 in Österreichs zweitgrößter Stadt Graz geboren, studierte an der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz, der Mimar Sinan Fine Arts University Istanbul und an der Technischen Universität Wien. 2012 begründete er unter dem Titel „Agency in Biosphere“ seine eigene künstlerische Praxis und nahm im gleichen Jahr an der vom Club of Rome organisierten Change Course Conference in Winterthur teil. 2015 war er Co-Autor von „Breathe.Austria“ für den Österreich-Pavillon auf der Expo 2015 in Mailand.
Inspiriert von den Kräften und Dynamiken der Lithosphäre, Hydrosphäre, Atmosphäre und Biosphäre entfalten sich Markus Jeschaunigs Arbeiten im Spannungsfeld von Kunst, Ökologie, Landschaft, Urbanismus, Technologie sowie öffentlicher Raum und Aktivismus. Das Projekt „Oase No. 8“, das er 2015 in der Altstadt der steirischen Landeshauptstadt Graz realisierte, beschäftigte sich prototypisch mit der sichtbaren Nutzung von ungenutzter Energie in der Stadt. Für die temporäre Installation leitete der Künstler die Abwärme zweier vor Ort befindlicher Tiefkühlanlagen in eine Kunststoffblase und schuf ein tropisches Klima zum Anbau exotischer Pflanzen.
Eröffnung am 30. März 2025
Im Jahr 2018 installierte Markus Jeschaunig „The Weather Project“, eine Fontäne im Skulpturenpark am Haus am Waldsee in Berlin, die durch Wassernebel ein Wetterphänomen über dem See entstehen ließ. Markus Jeschaunig, der weiterhin in der Steiermark, in Graz und Premstätten, lebt und arbeitet, kommt am Sonntag, 30. März 2025 um 15 Uhr zur Eröffnung seiner Installation „Königsgrube“ passend zum Emscherkunstweg an die Hofstraße 24 in Röhlinghausen.