
Adaption des Kinderbuch-Bestsellers in der Filmwelt
Max und die Wilde 7
Der Film-Text von 2020
Im „Grufti-Bus“ herrscht schlechte Stimmung. Weil der ebenfalls nicht begeisterte Fahrer Jochen Schröder (Roman Knižka) einen Umweg zur Schule fahren muss – und Max (Jona Eisenblätter) auch noch sein Fahrrad mitgenommen hat. Am letzten Tag vor den Sommerferien soll sich der neunjährige Sohn der alleinerziehenden Marion Bergmann (Alwara Höfels), die gerade einen neuen Job als Altenpflegerin in der Nobel-Seniorenresidenz Burg Geroldseck angetreten hat, schon 'mal mit seiner künftigen Schulklasse vertraut machen.
Klar, dass Max einen schweren Stand hat beim Platzhirschen Ole (Leo Knižka) und dessen Umfeld. Nur Laura (Stella Brückner), deren Oma selbst auf der Burg wohnt, bietet ihm in der Klasse einen Platz an ihrer Seite an. Und auf dem Rückweg vertreibt der um einiges ältere Raphael (Alvar Goetze), der Neffe des Heimleiters, die Schar seiner Verfolger. Auf den letzten Metern vor dem Burgtor wird Max locker von einer sehr flotten „alten Schachtel“ eingeholt, die behauptet, Schauspielerin zu sein und in den Karl-May-Streifen Winnetous Apanatschi verkörpert zu haben: Vera Hasselberg (Uschi Glas) hat es auf ihrem e-Bike zwar leichter, den Burgberg zu erklimmen, ist aber auch sonst noch sehr gut drauf.
Stets ein feierliches Dinner
Was auch für ihre beiden Kumpel gilt, mit denen sie beim stets festlichen abendlichen Dinner am Tisch sieben Platz nimmt: der als ziemlich verrückt geltende Insektenforscher, Spinnen-Liebhaber und heimlich mit Schwarzpulver experimentierende Professor Kilian von Hohenburg (Günther Maria Halmer) sowie der eher hemdsärmelige ehemalige Fußballtrainer Horst Dobberkau (hat tatsächlich einst das Berliner Schaubühnen-Team um Lars Eidinger trainiert: Thomas Thieme). Eine schrullige, exzentrische Dreierbande mit zusammen über 200 Jahren auf dem Buckel, die sich so schnell nichts sagen lässt von der stets überkorrekten Spaßverderberin Oberschwester Cordula (Nina Petri), welche das anarchische Trio nur „die Wilde 7“ nennt.

Cordula fühlt ihre Autorität nun auch durch Max und seinen auf Diät gesetzten Kater „Motzkopf“ untergraben, weshalb sie alles unternimmt, um ihn und seine Mutter, die diesen Job überhaupt nur angenommen hat, um mit ihrem Sohn zusammen leben zu können, nachdem dessen Erzeuger vor drei Jahren das Weite gesucht hat, loszuwerden. Ein Schmuckdiebstahl auf der Burg, dem bald ein zweiter folgt, bietet der Oberschwester ausreichend Munition, zumal der mit der Aufklärung betraute Kommissar Moser (Martin Leutgeb) nicht die hellste Kerze im Leuchter zu sein scheint.
Vera, die von Anfang an Empathie gezeigt hat für das neunjährige Kind unter lauter alten Knackern, stärkt Max den Rücken. Und ausgerechnet der vornehme Kilian outet sich, selbst ohne Vater aufgewachsen zu sein – und macht Max klar, dass er sich dafür nicht schämen müsse. „Die Wilde 7“ beschließt, auf eigene Faust dem „Schwarzen Ass“ auf die Schliche zu kommen: der Dieb hat in den Wohnungen beider Opfer jeweils eine Spielkarte hinterlassen. In Frage kommen eine ganze Reihe von Verdächtigen, darunter Oberschwester Cordula, die als Einzige die Schlüssel aller Räume verwaltet, der Bus fahrende Hausmeister Jochen Schröder, Oles Vater, der sich oft im Schwesternzimmer aufhält, sowie der stets freundliche Koch Karle (Henning Peker), der heimlich Geschäfte mit Raphael zu machen scheint. Um den wahren Täter zu schnappen, stellen ihm die um Laura verstärkten Hobby-Detektive eine Falle...
Das Autorengespann kennt sich lange
„Max und die Wilde 7“, zu sehen in der Filmwelt Herne, ist keine gewöhnliche Adaption der gleichnamigen, inzwischen auf drei Bände angewachsenen Kinderbuchreihe des Oetinger-Verlags. Sondern ein eigenständige abenteuerliche Freundschafts-Geschichte über Generationsgrenzen hinweg, ein durchaus auch spannender Film für die ganze Familie. Das Autorengespann der Bücher kennt sich seit ihrer gemeinsamen Zeit an der Filmakademie Ludwigsburg, wo Lisa-Marie Dickreiter ein Drehbuch- und Winfried Oelsner ein Regiestudium absolvierten.
Die Schwierigkeit, den Stoff dreier Romane in einen Film unter neunzig Minuten zu pressen, haben die beiden Leinwand-Debütanten mit Bravour gelöst. Indem sie Nebenstränge verkürzt oder ganz negiert und dafür die Rolle der Laura aufgewertet haben. Selbst die eindrucksvollen Gegebenheiten des in Privatbesitz befindlichen und sonst der Öffentlichkeit nicht zugängliches Drehortes der Innenaufnahmen fanden im Drehbuch Berücksichtigung: Kameramann Andreas Loev drehte in der Kapelle und der grandiosen Bibliothek des hessischen Schlosses Büdingen, während die Burg Braunfels nur für Außenaufnahmen genutzt wurde.