
Verkehrs-Sicherheitsberater im Einsatz
Mit dem Auto bis zur Schulbank
Ingo Braunschuh, Polizei-Oberkommissar (POK) und Verkehrs-Sicherheitsberater bei der Polizei Bochum, steht mit seinem Kollegen Thomas Dänner (POK) am Donnerstag (30.8.2018) schon um 7:30 Uhr vor der Grundschule Am Eickeler Park. Es ist Einschulungstag für die I-Dötze. Die Polizisten beobachten, wie die Kinder von ihren Eltern zur Schule gebracht werden. Die Reichsstraße, an der die Schule liegt, bietet viele Parkplätze für die Autos, so dass die Kinder sicher aussteigen könnten. „An so einem Einschulungstag ist es noch etwas rummeliger als an normalen Tagen, weil die Leute entsprechend nervös sind. Es ist etwas besonderes im Leben des Kindes, daher wird es auch belebter auf den Straßen vor den Schulen. Die Gefahren, die entstehen, sind die gleichen wie an jedem anderen Schultag auch", so Braunschuh. Die Auffassung von Sicherheit für die Schulkinder ist bei Eltern eine andere als die der Polizei. „Viele Eltern würden ihr Kind mit dem Auto am liebsten direkt vor der Schulbank absetzen", sagt der Verkehrs-Sicherheitsberater Braunschuh.

Einen Vater musste er am Donnerstagmorgen schon ins Gebet nehmen. „Der Vater hat gegen die Fahrtrichtung geparkt, das ist hier an der Reichsstraße problematisch, weil der Parkstreifen von Bäumen gesäumt wird und der Vater bei der Wiedereingliederung in den Verkehr überhaupt keine freie Sicht hat - außerdem musste sein Kind so auf der Fahrbahn-Seite aussteigen. Darüber haben wir mit ihm gesprochen - und über den Kindersitz, der war aus unserer Sicht nicht ganz geeignet. Das war ein Sitzkissen ohne Hörnchen für den Beckengurt. Dieses Sitzkissen ist zwar vom Gesetzgeber noch erlaubt, es gibt aber ein Problem: Bei einer starken Bremsung würde das Sitzkissen unter dem Kind wegrutschen - und das Kind würde von dem Gurt stranguliert."

Ingrid Hageleit ist die Leiterin der Grundschule Am Eickeler Park. Sie erzählt im halloherne-Interview. „Heute werden bei uns 79 Kinder eingeschult - also zwei volle Klassen. Insgesamt haben wir 223 Kinder bei uns. Um kurz vor 8 Uhr beginnt bei uns die Rush-Hour und alle Eltern bringen ihre Kinder zu uns. Sie wollen alle Schüler schnell am Schultor absetzen, dann knubbelt es sich hier bei uns. Ansonsten liegen wir schon sehr ruhig. Bei uns gab es bis jetzt keine Unfälle - weder Personen- noch Sachschäden." Hägeleit hat beobachtet, dass die Verkehrssicherheit der Kinder über die Jahre hinweg abgenommen hat, egal ob als Fußgänger oder auf dem Fahrrad. „Den Kindern fehlt einfach die Übung. Sie werden von den Eltern bis direkt vor die Schule gefahren, sie haben gar nicht die Möglichkeit zu Fuß zur Schule zu gehen. Das führt dazu, dass die Kinder häufig unbedacht und unkonzentriert über die Straße gehen. Schön wäre es, wenn die Eltern etwas weiter weg von der Schule parken würden, so dass die Kinder Gelegenheit haben noch etwas frische Luft zu tanken, auf ihrem Weg zur Schule."

Das bestätigt auch Ingo Braunschuh: „Wir Verkehrs-Sicherheitsberater führen auch die Radfahr-Ausbildung an den Grundschule durch. Unsere Erfahrungen decken sich mit denen von Frau Hägeleit. Da hilft nur Üben, Üben, Üben. Die Kinder lernen von Vorbildern, und das sind die Eltern. Verkehrssicherheit ist nicht primär Sache der Schule und nicht der Polizei. Die Lehrer tun ihr Möglichstes, und die Polizei kommt in die Schulen. Die Eltern könnten die Sache jeden Tag vorleben. Das wäre ein Schritt in die richtige Richtung." Bei der Polizei Bochum, zuständig auch für Bochum, Herne und Witten arbeiten 12 Verkehrs-Sicherheitsberater, sie sind für über 100 Schulen zuständig.