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Brad Pitt.

Science-Fiction-Drama auch in Herne

Neu im Kino: Ad Astra – Zu den Sternen

Schon der Prolog fasziniert mit grandiosen Aufnahmen des Blauen Planeten. Sie stammen vom in Schweden geborenen und an der renommierten Filmhochschule Lodz/Polen ausgebildeten Kameramann Hoyte van Hoytema (Interstellar, Dunkirk). „Ich wollte immer Astronaut werden. Den Weltraum verstehe ich“: Bald rückt ein leicht autistisch wirkender Ingenieur ins Bild, der in – auch im Kinosessel wörtlich zu nehmen - schwindelig machender Höhe an der größten Antenne der Welt herumschraubt. Ziel des waghalsigen Außeneinsatzes ist es, außerirdisches Leben im Weltraum aufzuspüren. Plötzlich kommt es zu gigantischen Stromstößen, die ihm und seinem Team beinahe das Leben kosten.

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Bei besagtem Ingenieur handelt es sich um den Astronauten Major Roy McBride (Brad Pitt), der bald um einen weitaus gefährlicheren Einsatz gebeten wird. Weil der US-Geheimdienst radioaktive Explosionen im Weltall unweit des Planeten Neptun für die Stromschläge verantwortlich macht und dort im Zuge des offenbar gescheiterten Lima Projekts ein Raumschiff 16 Jahre nach dem Start von der Bildfläche verschwunden ist, soll er mit Zwischenstationen auf dem Mond und dem Mars dorthin aufbrechen. Was den stets seine Emotionen unter Kontrolle haltenden Roy nur kurzzeitig irritiert: sein Vater H. Clifford McBride (Tommy Lee Jones), den er als Heranwachsender das letzte Mal gesehen hat, galt als Leiter der ersten außergalaktischen Expedition inzwischen als verschollen beziehungsweise tot. Nun könnte er nicht nur am Rande unseres Sonnensystems leben, sondern gar für die Explosionen verantwortlich sein.

Was Roy allerdings nicht offiziell erfährt, sondern unter der Hand von Colonel Pruitt (Donald Sutherland), einem pensionierten Astronauten und einer der ältesten Freunde seines Vaters: Er soll mit seinem Vater Kontakt aufnehmen – und ihn entweder zur Besinnung bringen oder eliminieren. Denn der Geheimdienst vermutet, dass Clifford hinter den terroristischen, die ganze Menschheit bedrohenden Aktionen steht, die offenbar von der Weltraumstation des Lima Projekts ausgehen. Die erste Station der Reise in eine unbekannte Zukunft, von der Erde zum Mond, ist Alltagsroutine und wird bereits von einem privaten, SpaceCom genannten Unternehmen durchgeführt. Auf dem an wertvollen Bodenschätzen reichen Erdtrabanten herrscht Anarchie: Auf der einen Seite ein amerikanischer Außenposten, der an Fritz Langs Metropolis erinnert, auf der anderen Seite Piraten, die sich ihren Teil am Kuchen in bester Wildwest-Manier zu holen versuchen.

Donald Sutherland (l.).

Auf dem Weg zu einer Außenstation auf der anderen Seite des Mondes, wo das Raumschiff Cepheus zum Mars starten soll, wird Pruitt bei einem Piratenüberfall so schwer verletzt, dass er die Weiterreise absagen muss. Er überreicht Roy ein streng geheimes Video mit brisanten Informationen über das Lima Projekt: ein Großteil der daran beteiligten Wissenschaftler wollte vorzeitig zur Erde zurückkehren, was Clifford gewaltsam verhindert hat. Dabei muss es zu einem technischen Defekt gekommen sein, welcher die elektromagnetischen Stromschläge auslöste. Davon unbeirrt setzt Roy seine Expedition, die längst auch zu einer privaten geworden ist, fort. Unterwegs zum Rand unseres Sonnensystems empfängt Lawrence Tanner (Donnie Kershawarz), der Cepheus-Kommandant, das Notsignal einer norwegischen Raumstation, auf der biomedizinische Experimente und Tierversuche unternommen werden. Roy und Tanner docken an der Vesta genannten Station an, in der es keine Spur menschlichen Lebens mehr gibt – nur zwei aggressive Paviane, denen Tanner zum Opfer fällt.

Weil mit Lieutenant Donald Stanford (Loren Dean) der 2. Offizier die Nerven verliert, übernimmt Roy das Kommando bis zur Landung auf dem Mars. Wo ihm Helen Lantos (Ruth Negga), die Leiterin der amerikanischen Sektion, einen Laser-Link-Kontakt zur Lima-Station herstellt. Erst als Roy eine ganz persönliche Botschaft an Commander Clifford sendet, erhält er Antwort – und die Gewissheit, dass dieser lebt. Aus Sicht des US-Geheimdienstes stellt die Vater-Sohn-Beziehung ein zu großes psychisches Risiko für die Mission dar und Roy soll auf die Erde zurückkehren. Doch mit Hilfe Helens schafft er es heimlich auf die mit einem Nuklear-Sprengkörper beladene Cepheus. Wo er analog zu seinem Vater vor 16 Jahren erst die Besatzung aus dem Weg schaffen muss, um sein Ziel zu erreichen…

Das in „naher Zukunft“ spielende Science-Fiction-Drama Ad Astra ist am 29. August 2019 im Wettbewerb der 76. Internationalen Filmfestspiele Venedig uraufgeführt worden – und leer ausgegangen. Was ich nachvollziehen kann, denn bis auf die grandiosen Bilder Hoyte van Hoytemas, die unbedingt auf den größten Kino-Leinwänden gezeigt werden sollten, und die elegisch-suggestive Sphärenmusik des deutschen Minimalisten Max Richter vermag der mit 124 Minuten überlange Film nicht zu überzeugen. Auch ein wandlungsfähiger Brad Pitt, der sich auf seiner Reise zu sich selbst vom rücksichtslos-ichbezogenen Wissenschaftler, den seine Gattin Eve (Liv Tyler) längst verlassen hat, zu einem mitfühlenden Menschenfreund entwickelt, kann die Schwächen der klischeebeladenen Handlung samt kitschigem Happy End nicht vergessen machen.

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James Gray (Silberner Löwe Venedig 1994 für Little Odessa mit Tim Roth) erzählt das melancholisch grundierte Psychogramm einer gestörten Sohn-Vater-Beziehung in ziemlich hanebüchener Weltraum-Weite allerdings durchgängig spannend. Und die Ausstatter haben einmal nicht auf den in Hollywood üblichen Hightech-Wahnsinn gesetzt, sondern eher nostalgisch anmutende Settings vorgezogen. Ad Astra kommt am Donnerstag (19.9.2019) bundesweit in die Kinos und ist auch in der Filmwelt Herne zu sehen, im Capitol Bochum auch in der OmU-Version mit deutschen Untertiteln und in der Originalfassung nur am 22. September 2019 im Union Bochum.

Donnerstag, 19. September 2019 | Autor: Pitt Herrmann