
Ausnahmezustand im Hinterhof
Neu im Kino: Black Box
Es herrscht Ausnahmezustand. Ein großstädtischer Innenhof ist gesperrt. Aufgrund eines nicht erklärten Vorfalls riegelt die Polizei alle Hofzugänge ab. Die Bewohner sind verunsichert. Gerüchte befeuern allmählich Ängste. Argwohn und Verdächtigungen greifen um sich, Vorurteile spalten die Nachbarschaft. Die Hausgemeinschaft gleicht einem Mikrokosmos der Gesellschaft. Beziehungen beruhen auf Machtstreben und Profitgier. Und vielleicht kommt die eigentliche Gefahr nicht, wie angenommen von außen, sondern von innen...
Mit einem hochkarätigen Cast, darunter Luise Heyer, Felix Kramer, Christian Berkel, Anne Ratte-Polle, André Szymanski, Sascha Alexander Geršak, Jonathan Berlin und Inka Friedrich, widmet sich „Black Box“ aktuellen Fragen unserer Zeit. Ausgehend von einer großstädtischen Hinterhausgemeinschaft entfaltet Asli Özge in ihrem zweiten deutschsprachigen Film eine spannende Metapher auf unsere Gesellschaft, die immer mehr von Klassenunterschieden und gegenseitigem Misstrauen geprägt ist.

Der Zweistünder, der am 24. Juni 2023 die Reihe „Neues deutsches Kino“ beim 40. Filmfest München eröffnete, thematisiert das zerfallende Gemeinschaftsgefühl und Auseinanderdriften gesamtgesellschaftlicher und demokratischer Strukturen in der heutigen Zeit. Zudem illustriert „Black Box“ den Kampf um bezahlbaren Wohnraum innerhalb urbaner Ballungszentren, die einem anhaltenden Gentrifizierungprozess unterworfen sind.
Asli Özge wurde in Istanbul geboren und lebt seit 2000 in Berlin. Nach ihrem Abschluss an der Marmara Universität drehte sie ihr Spielfilmdebüt „Men On The Bridge“ (2009), das auf den Filmfestivals von Locarno und Toronto seine internationale Premiere feierte und zahlreiche Preise gewann. Ihre nächsten Filme „Lifelong“ (2013) und ihr erster deutschsprachiger Film „Auf einmal“ (2016), der seine Premiere im Panorama-Wettbewerb der Berlinale feierte, wurden mit dem Europa Cinemas Special Label sowie im Rahmen des Istanbul Film Festivals mit dem Fipresci Award ausgezeichnet. Im Jahr 2020 inszenierte Özge für ZDF-Neo in Belgien die Miniserie „Dunkelstadt“.
Asli Özge im Presseheft: „Eine Gruppe von Menschen mit unterschiedlichen Nationalitäten, Sprachen und Religionen ist gezwungen, einen ganzen Tag lang gemeinsam im Hinterhof eingeschlossen zu verbringen, da das ‚Draußen‘ nicht sicher ist. Ich habe mir den Innenhof als Spiegelbild eines Landes vorgestellt. Ich wollte einen Film machen, in dem Herrschende und Untergebene, Mächtige und Schwache aufeinandertreffen, in dem der Zerfall in kleine Interessensgruppen zu Separatismus führt und in dem Menschen ihre Machtposition zu ihrem eigenen Vorteil nutzen. Im Gegensatz zu dem, was uns die Regierungen weismachen wollen, kommt die Gefahr in diesem Film, genau wie im wirklichen Leben, vielleicht nicht von außen, sondern von innen, von uns selbst.“ Zum Kinostart am 10. August 2023 ist „Black Box“ im Capitol Bochum, Sweetsixteen Dortmund, Galerie Cinema Essen und Bambi Düsseldorf zu sehen.