
Standup-Comedy-Movie mit Wotan Wilke Möhring
Neu in der Filmwelt Herne: Caveman
Robert „Bobby“ Müller (Moritz Bleibtreu) wollte schon als Kind (Noah Knaup) Witzeerzähler werden, was sein Vater (Matthias Kupfer) zu verhindern wusste. Nun muss er sich als Nobelschlitten-Verkäufer nicht nur mit seinem ständig nörgelnden Chef Bernd (Marcus Morlinghaus) herumschlagen, sondern auch mit hochnäsigen Kunden. Die er mit deren Mitteln spontan zu schlagen weiß, wie Thomas (Thomas Hermanns vom Berliner Quatsch Comedy Club spielt sich selbst), Prinzipal eines angesagten Brettl, anerkennend feststellt. Und ihn zu einem Open Mic-Abend in sein plüschiges Etablissement (gedreht wurde im GOP- Varieté München) einlädt.
Bobby ist ganz aus dem Häuschen. Obwohl der Haussegen daheim schief hängt: die erste große Liebe des langjährigen unfreiwilligen Single, seine Gattin Claudia (Laura Tonke), Masseurin und Physiotherapeutin bei den Profi-Basketballern von Mammuts, nörgelt ständig an ihm herum, vom Outfit bis zur mangelnden Hausarbeit. Nun hat sie mit Alex (Jürgen Vogel) sogar einen Putzmann engagiert, was seine Männlichkeit herausfordert - bis hin zu einem urkomischen Klappleiter-Rennen. Weshalb sich Bobby zu seinem besten Freund Hoffmann (Wotan Wilke Möhring) ins linke Nachbarhaus flüchtet.
Nicht für Beziehungsprobleme geeignet
Der erfolgreichen App-Designer ist freilich für Beziehungsprobleme nicht der richtige Ansprechpartner: Hoffmann ist seinerzeit nur mit Bobby und Claudia in die Vorort-Siedlung gezogen, weil im rechten Reihenhaus Claudias beste Freundin Nike (Martina Hill) mit ihrer neunjährigen Tony (Leni Riedel) wohnt. Bislang fehlt ihm jedoch der Mut, der attraktiven Alleinerziehenden seine Liebe zu gestehen. Und mit Bobbys imaginärem Alter Ego aus der Steinzeit, Caveman, kann Hoffmann gar nichts anfangen. Er rät vielmehr, sich den Wünschen Claudias zu beugen. Was Bobby in den luxuriösen Flagship-Store des Modedesigners Guido (Guido Maria Kretschmer) führt.

Männer und Frauen passen einfach nicht zusammen, und das liegt, erkennt Bobby nach Gesprächen mit seinem Steinzeit-Zwilling, an genetischen Dispositionen: Jäger ticken anders als Sammlerinnen, die sich auch im 21. Jahrhundert ihre Höhlen ganz nach eigenem Geschmack gestalten und die Jäger als Fremdkörper höchstens dulden. Ausgerechnet eine Viertelstunde vor seinem ersten Auftritt als Standup-Comedian kommt es zum großen Knall hinter den Kulissen: Claudias Platz in der ersten Reihe bleibt leer, dafür sitzen Nike und Hoffmann in angeregter Unterhaltung eng beieinander…
Rob Beckers „Defending the Caveman“ von 1991 ist in der seinerzeit einzigartigen Mischung aus Comedy und Schauspiel eines der erfolgreichsten Theaterstücke in der Geschichte des New Yorker Broadway. Mehr als vierzehn Millionen Menschen sahen den Bühnenerfolg in über 55 Ländern und 25 verschiedenen Sprachen. Jetzt ist dem Standup-Monodram der Sprung von der Kleinkunstbühne auf die große Leinwand gelungen. Als eine „Liebesgeschichte um einen Mann, der permanent um seine Frau kreist. Weil er sie liebt, aber anders handelt als sie, gibt er alles, um seine Frau zu verstehen“, so Laura Lackmann im Constantin-Presseheft.
Moritz Bleibtreu überzeugt
Moritz Bleibtreu überzeugt in dieser Rolle gleich mehrfach: Als gestresster Gatte Bobby und dessen Steinzeit-Alter Ego in den Spielszenen, als retrospektiv erzählender Comedian auf der Bühne sowie, hier die dritte Wand durchbrechend, als Kommentator in eigener Sache gegenüber dem Kinopublikum.
Die Regisseurin verfilmte ihre eigene Adaption bereits von Februar bis Mai 2020 in München und Umgebung als außergewöhnlichen Hybrid zwischen Solo-Theater und Ensemble-Kino mit ausgesprochener Starbesetzung. Zu der auch Esther Schweins gehört, die auf einer Party im Hause Müller einen kurzen Cameo-Auftritt hat. Sie ist die Regisseurin der deutschen „Caveman“-Inszenierung am Berliner Theater Mogul, die seit Jahren quer durch die Republik vor ausverkauften Häusern gespielt wird. In unserer Region zu sehen u.a. am 1. April 2023 sowie am 16. und 17. Juni 2023 im Stratmann-Theater Essen.
Abspann mit Pleiten, Pech und Pannen
Der Kinostart des über hundert Minuten wortmächtigen, zwar nicht ganz klischeefreien, aber überraschend reflektierten Geschlechter-Pingpongs wurde Corona-bedingt immer wieder verschoben. Am 23. Januar 2023 im Münchner Arri Kino uraufgeführt, ist „Caveman“ seit Donnerstag (26.1.2023) auch in der Filmwelt Herne zu sehen. Sitzen bleiben lohnt: Der Abspann ist gewürzt mit Pleiten, Pech und Pannen bei den Dreharbeiten.