
Zwei Gemeinden fusionieren
Neuapostolische Kirche Herne
Apostel Thorsten Zisowski hat am Sonntag (2.6.2024) die 116-jährige Geschichte der Gemeinde Eickel der Neuapostolischen Kirche beendet, indem er den Vorsteher, Evangelist Jörg Wischnewski, in Ruhestand gesetzt und das Kirchengebäude an der Edmund-Weber-Straße profanisiert hat. Die Aufforderung des Herrn aus dem 21. Kapitel des Johannes-Evangeliums bestehe natürlich weiter: „Weide meine Schafe!“
Diese Aufgabe wird künftig Hirte Burkhart Bialowens übernehmen, bisheriger Vorsteher der Gemeinde Röhlinghausen und künftiger, am gleichen Tag von Apostel Zisowski ins Amt gesetzter Vorsteher der neuen Gemeinde Herne-West. Schon in den Wochen zuvor fanden die Gottesdienste der beiden fusionierten Gemeinden in der Kirche an der Plutostraße 48, keine zwei Kilometer Luftlinie vom nun geschlossenen Gotteshaus entfernt, statt. Was aus der Immobilie wird, steht buchstäblich noch in den Sternen.

Auch früher hat es bereits Fusionen in der Neuapostolischen Kirche (NAK) Herne gegeben. So kamen etwa Börnig und Horsthausen, dessen Gebäude zu einem Wohnhaus umgestaltet wurde, zu Herne-Mitte, der heutigen Gemeinde Herne. Und Holsterhausen, 1930 neben Röhlinghausen aufgrund einer sprunghaft angestiegenen Zahl der Gläubigen aus der Gemeinde Eickel ausgegliedert, zu Herne-Wanne-Eickel, der Gemeinde mit dem jüngsten und räumlich größten Gebäude an der Herrmannstraße. Die ehemalige Holsterhauser Kirche wird inzwischen von einer indischen Religionsgemeinschaft genutzt.
Gegründet wurde die Eickeler Gemeinde 1908 von einer Handvoll gläubiger Familien, deren Väter im Bergbau tätig waren. Ein erster Gemeinschaftsraum an der Magdeburger Straße wurde rasch zu klein, sodass 1909 an der Königstraße ein zweigeschossiges Hinterhof-Gebäude angemietet werden konnte. 1930 erfolgte dann die Ausgliederung der neuen Gemeinden Holsterhausen und Röhlinghausen. 1963 konnte an der damaligen Bochumer und heutigen Edmund-Weber-Straße die neuerbaute Kirche der Eickeler Gemeinde geweiht werden.

Apostel Thorsten Zisowski berief sich auf den Bibeltext (Johannes-Evangelium 21,16), als er von einem „Abschied ohne Traurigkeit“ sprach. Zwar hielten Menschen zu allen Zeiten gern am Vertrauten fest, es gelte aber nun, den Blick nach vorne zu richten: „Wer mit Gott aufbricht, wird von Gott gesegnet.“ Womit durchaus auch ein innerlicher Aufbruch gemeint sei: „Wenn Gott den Weg kennt, ist es der richtige Weg für uns.“
Auch der scheidende Eickeler Vorsteher Jörg Wischnewski, dessen Lebensmittelpunkt seit geraumer Zeit Marl ist, berief sich auf den im Bibelwort erteilten Auftrag „Weide meine Schafe“, dem später vom Herrn der „Petrusdienst“ als weitere Aufgabe hinzugefügt worden ist. „Du kannst vor dem lieben Gott nicht weglaufen“: So sehr man gerade auch als überzeugter Christ „durchgerüttelt“ werde, welche Probleme sich auch ergäben, wichtig sei eine aus starkem Glauben resultierende Aufbruchstimmung.
In der noch einmal bis auf den letzten Platz gefüllten Eickeler Kirche nahm Apostel Zisowski zwei Versiegelungen vor, verabschiedete Priester Garstka und Diakon Matz nach 39 bzw. 37 Amtsjahren in den Ruhestand, ernannte Diakon Marco Heim zum Priester und bestätigte alle Amtsträger beider bisher selbständigen Gemeinden Röhlinghausen und Eickel für den Dienst in der neuen Gemeinde Herne-West. Nunmehr verfügt die Neuapostolische Kirche noch über drei Gemeinden in unserer Stadt: Herne an der Stammstraße 36, Herne-Wanne-Eickel an der Herrmannstraße 11 und Herne-West an der Plutostraße 48. Aufgrund der demographischen Entwicklung und der abnehmenden Zahl der Kirchenbesucher werden alle christlichen Kirchen auch künftig nicht um schmerzhafte Entscheidungen herumkommen.