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Ineos und die Stadtwerke Herne kooperieren und bauen ein Wärmewende-Projekt für Fernwärme aus. Beim offiziellen Start dabei: (v.li.) Stadtwerke-Vorstand Ulrich Koch, Dr. Kathrin Kalkühler (technische Leitung Stadtwerke Herne), OB Dr. Frank Dudda, Dr. Bernhard Hüpen (Werksleiter Ineos) und Dirk Kniese, technischer Leiter Ineos.

Fernwärme: Stadtwerke Herne kooperieren mit Ineos

Neues Wärmewende-Projekt gestartet

Ein wichtiger Fortschritt für die Herner Fernwärme: Am Rand der Herner City haben die Stadtwerke zwei bisher getrennte Fernwärme-Netze miteinander verbunden. Dabei hilft eine neue Kooperation mit dem Chemie-Konzern Ineos, dessen Werk an der Shamrockstraße, dort wo die alte Zeche einst 1855 in Betrieb genommen wurde, liegt.

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Die nun vollgezogene und am Mittwoch (12.3.2025) präsentierte Verbindung, die klima-freundlich sein soll, sorgt mit einer ausgeklügelten technischen Lösung für zusätzliche Sicherheit in der Wärmeversorgung. Außerdem schafft sie die Voraussetzung für eine größere Abwärmenutzung aus dem Werk von Ineos.

Zwei Wärmenetze sind vorhanden

Technisch ist es für Laien schwer zu vermitteln, was genau passiert und wie die Verbindung nun läuft. Vereinfacht ausgedrückt: Es gibt zwei Wärmenetze der Stadtwerke, eins bei Ineos, welches den Bereich in den Süden Richtung Möbelhaus Zurbrüggen abdeckt und rund fünf Kilometer lang ist, und eines in der Herner City, welches rund 15 Kilometer lang ist.

Eine Wärmezentrale (Fachbegriff Plattenwärmetauscher) wurde nun auf dem Ineos-Gelände geschaffen und verbindet beide. Künftig wird die Brüdenwärme vom Ineos-Werk umgewandelt und eingespeist - normal würde sie einfach verloren gehen. Eine weitere Wärmezentrale soll noch zwischen der City und der Fernwärme, die vom aktuell staatlichen Konzern Uniper kommt, geschaffen werden. Hier läuft die Umsetzung. Ein Schaubild als PDF zeigt diese Netzverbindung.

Übrigens: Schnell war das Projekt auf dem Ineos-Gelände auch nicht. Unter anderem durch Lieferprobleme sind rund zweieinhalb Jahre vergangen, bis es nun soweit war.

Herstellung von Ethanol, Isopropanol und mehr

In dem rund fünf Kilometer langen Ineos-Fernwärmenetz nutzen die Stadtwerke schon immer Wärme aus dem Produktionsprozess. So werden unter anderem Ethanol, Diethyether, Isopropanol und Hydroperoxid, also Lösemittel, insbesondere für die Pharma- und Kosmetikindustrie, hergestellt.

Diese Wärme wird künftig effektiver genutzt: Obwohl bereits mehr als 1.000 Haushalte mit der ausgekoppelten Wärme versorgen werden können, ist immer noch reichlich vorhanden. Gleichzeitig musste bisher bei Produktionsstillstand auf eine aufwändige Wärmeproduktion durch Dampf umgestellt werden. Um das zu vermeiden, haben die Stadtwerke das Ineos-Netz zunächst mit einer rund 500 Meter langen Leitung im Bereich Neustraße/ Behrensstraße/ Haldenstraße mit einem weiteren Fernwärme-Netz (das von Uniper) verbunden. Jedoch war eine einfache Verbindung aufgrund der Temperaturen und weiteren Parametern nicht möglich.

'Trennen die Netze, um sie zu verbinden'

„Die Lösung klingt paradox: Wir trennen die Netze, um sie zu verbinden“, hält Stadtwerke-Vorstand Ulrich Koch fest. Dazu haben die Stadtwerke die Innenstadtleitung bis zur bereits vorhandenen Heizzentrale bei Ineos verlängert und sie mit zwei leistungsstarken Plattenwärmetauschern mit je acht Megawatt Leistung ausgestattet. „Mit diesem Projekt leisten die Stadtwerke und Ineos einen wichtigen Beitrag zur Wärmewende in Herne“, sagt Koch.

Rund vier Millionen Euro wurden, inkl. der Arbeiten in den Straßen, investiert. Dreistellige Millionenbeträge für Rohrleitungen sollen in den nächsten Jahren folgen, kündigt Koch weiter an. Ein Ziel der Stadtwerke sei zudem die Fernwärme-Netze in Wanne zu übernehmen, diese gehören aber derzeit zu Uniper. Doch derzeit mache das Unternehmen keine Anstalten, verkaufen zu wollen. Koch bezeichnet dies als eine „unbefriedigende Situation“.

150 Mitarbeiter am Ineos-Werk

Erfreut zeigt sich auch Dr. Bernhard Hüpen, der Herner Werksleiter von Ineos: „Ineos ist stolz, durch die verbesserte Nutzung unserer Abwärme einen Beitrag zur umweltfreundlichen Entwicklung Hernes leisten zu können. So kann unsere Brüdenwärme sinnvoll genutzt werden.“ Dabei sei der Standort für viele Jahre gesichert. Rund 150 Mitarbeiter hat Ineos am Herner Werk.

Für Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda steht fest: „Ohne die Wärmewende und solche Projekte, gibt es in der Zukunft keine Klimaneutralität. Wir müssen die Industrie in die nächsten Zeitenwende bringen.“ Die Partnerschaft mache CO2-arm, sicher und zukunftsgerichtet aus der Abwärme Fernwärme und käme so den Bürgern der Stadt zugute - und dem Klima.

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Die Stadtwerke bauen derzeit das Fernwärme-Netz deutlich aus. So werden unter anderem die neue Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung und der Neubau der Feuer- und Rettungswache angeschlossen. Im Gewerbegebiet Friedrich der Große sei man schon weiter.

Donnerstag, 13. März 2025 | Autor: Marcel Gruteser