
„Noch einen November halte ich nicht aus“

Wenn die kalte Jahreszeit beginnt, hat die Schuldnerberatung im Evangelischen Kirchenkreis Herne Hochkonjunktur. „Es gibt in Herne viele Menschen, die unter Einkommensarmut leiden und ohne Strom und Heizung leben müssen“, sagt Susanne Wolf, Leiterin der Schuldnerberatung, die Menschen berät, die finanzielle und rechtliche Beratung und Begleitung benötigen und setzt sich diskret und ganz heitlich dafür ein, ihren Klienten einen Teil ihrer Sorgen abzunehmen.
„Noch einen November halte ich nicht aus.“ Was wie ein flapsiger Spruch klingt zeigt vielmehr, dass Susanne Wolf die Schicksale der Menschen, die sich an die Schuldnerberatung wenden, nahe gehen – auch noch am Ende ihrer aktiven beruflichen Laufbahn. Nach 28 Jahren geht Susanne Wolf am 31. Oktober 2017 in den Ruhestand.
„Seit 1989 hat Frau Wolf nicht nur unzähligen überschuldeten Menschen geholfen, sondern auch auf politischer Ebene gegen die wachsende Armut in unserer Stadt gekämpft“, so Superintendent Reiner Rimkus. „Es war immer zu spüren, dass sie dies nicht nur mit großer Kompetenz getan hat, sondern es ihr auch ein Herzensanliegen war.“ Ihr großes Engagement zeigt sich auch in der Gründung der OASE – Mittagstisch für Kinder und mehr im Jahr 2006, die sich längst zu einer wichtigen Institution in Herne entwickelt hat. An zwei Standorten arbeiten mittlerweile 35 Ehrenamtliche, um Kindern, die nach der Schule auf sich allein gestellt sind, gesundes Essen zuzubereiten und ihnen bei den Hausaufgaben zu helfen.

Zu Beginn ihrer beruflichen Laufbahn 1978 hat Susanne Wolf im Durchgangswohnheim Unna-Massen für die Verbraucherzentrale gearbeitet. Hier hat sie sich in ihrer Beratungstätigkeit auch mit der Überschuldung aus Kreditverträgen beschäftigt, von denen nicht wenige als sittenwidrig hätten bezeichnet werden müssen. 1979 eröffnete Wolf in Rheine eine eigene Beratungsstelle der Verbraucherzentrale, bevor sie 1982 in der Familienzeit nach Münster gezogen ist, wo sie in einer Verbraucherberatungsstelle gearbeitet hat. 1989 folgte dann der Wechsel nach Herne.
Superintendent Reiner Rimkus findet zum Abschied von Susanne Wolf gebührende Worte: „Wir danken Frau Wolf für ihre engagierte und - fachlich wie menschlich - kompetente Leitung der Schuldnerberatung, besonders aber auch für ihre beherzte Beratung und Begleitung vieler Menschen und Familien in unserem Kirchenkreis, die sich in finanziellen Notlagen befanden. Für ihren neuen Lebensabschnitt wünschen wir ihr alles Gute, vor allem aber eine gute Gesundheit und Gottes Segen.“
Die Leitung der Schuldnerberatung übernimmt am 1. November 2017 Andrea Leyk, die seit 1996 im Team der Schuldnerberatung ist. Als neue Beraterin unterstützt Bernadette Blum das Team der Schuldnerberatung.
