
Konjunkturumfrage: Geschäftslage in Herne besser, Preise steigen
Optimismus im Handwerk abgeschwächt
Die Geschäftslage ist besser, die Preise steigen an: Das geht aus der aktuellen Herbst-Konjunkturumfrage der Handwerkskammer (HWK) Dortmund für Herne hervor, die am Donnerstag (26.10.2023) vorgestellt wurde. Demnach ist der Optimismus im gesamten Kammerbezirk deutlich abgeschwächt - der aktuelle Zustand wird allgemein als gut bis befriedigend bewertet, für die Zukunft im nächsten halben Jahr sieht es aber schlechter aus.
86 Prozent der Betriebe (700 von 4.000 haben geantwortet) sehen die aktuelle Lage als gut an, 73 Prozent glauben aber nur daran, dass dies in den kommenden sechs Monaten so bleibt. Im Vergleich zum Frühjahr 2023 sind das zehn Prozent weniger Optimismus. Das gesamte Geschäftsklima, also der Mittelwert aus Geschäftslage und Erwartungen, liegt bei 80 Prozent.
Die Herner Ergebnisse
In Herne bewerten die Handwerker die Geschäftslage mit 48 Prozent als gut, deutlich mehr als noch vor einem Jahr (33 Prozent). In rund drei viertel aller Fälle ist die Anzahl der Beschäftigten gleich geblieben (72 Prozent), bei den Investitionen sind es 52 Prozent. Die Verkaufspreise sind bei 62 Prozent aller Herner Handwerker gestiegen, das sind aber noch elf Prozent weniger, als vor einem halben Jahr. Beim Umsatz ist das Ergebnis ziemlich ausgeglichen.

Bei den Erwartungen sehen 75 Prozent eine gleichbleibende Geschäftslage, ebenso erwarten rund 80 Prozent der Handwerker weder mehr, noch weniger Beschäftigte in ihren Betrieben. Größtenteils gehen die Chefs auch davon aus, dass die Auftragslage als auch die Verkaufspreise gleich bleiben - mit einem kleinen Fragezeichen in puncto Inflation.
„Nahezu alle Konjunkturindikatoren zeigen, wie herausfordernd die aktuelle Situation für unsere Betriebe ist“, sagt Kammerpräsident Berthold Schröder. „Trotz Strom- und Gaspreisbremsen machen die hohen Energiekosten dem Handwerk weiterhin zu schaffen. Hinzu kommen die anhaltend hohe Inflation, die Konsumzurückhaltung und das Fehlen von Fachkräften.“
50.000 Stellen allein in NRW nicht besetzt
Schröder fügt für den gesamten Kammerbezirk hinzu: „Die kommenden sechs Monate werden weiterhin pessimistisch angesehen, wir stehen vor einer zunehmend herausfordernden Lage. Die Umsätze und Aufträge sinken, ebenso die Investitionen und Zahl der Beschäftigten. Einzig die Preise steigen an.“ Besonders viele Fachkräfte würden in den Bereichen Heizung, Sanitär und Elektro sowie in Bäckereien fehlen - geschätzt sind es alleine 50.000 in NRW, 250.000 Stellen sind bundesweit nicht besetzt.

Auch das Bauhauptgewerbe stehe vor einer schwierigen Zukunft: „Mitte 2024 kann es zu schwierigen Zeiten kommen, hier könnte Kurzarbeit bald wieder eine Rolle spielen.“ Sein Appell an die Bundesregierung: „Wir brauchen mehr Deutschland-Tempo, um die Betriebe zu unterstützen.“
Christoph Knepper, Kreishandwerksmeister für Hellweg- Lippe, sagt, dass es Bedenken in den Kreishandwerkerschaften geben würde. „Angst vor Kurzarbeit haben die Betriebe aber nicht“, so Knepper.
Sonderumfrage zum Thema Bürokratie
Der HWK-Abteilungsleiter für Betriebsberatung, Gabor Leisten, stellte die Ergebnisse der Sonderumfrage zum Thema Bürokratie vor. „Mehr als 80 Prozent der Betriebe fühlen sich durch die Bürokratie beeinträchtigt. Der Aufwand ist hier in den vergangenen fünf Jahren deutlich gestiegen“, teilt Leisten mit. „Viele wünschen sich Entlastungen beim Thema Steuern oder Arbeitsschutz.“ So seien teils abstruse Vorschriften zur Dokumentation von zum Beispiel „Beinahe-Arbeitsunfällen“ der Grund für mehrere Stunden Arbeit in der Woche, nur für die deutsche Bürokratie. HWK-Präsident Schröder wünscht sich hier Erleichterungen aus der Politik.
Den gesamten Konjunkturbericht Herbst 2023 und die Sonderumfrage sind unter hwk-do.de/konjunktur nachzulesen.
