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Weg aus dem Düsseldorfer Landtag, der im Hintergrund zu sehen ist, aber nicht weg aus der Politik: Der Herner Thomas Nückel, der zehn Jahre Landtagsabgeordneter für die FDP war.

Ex-Landtagsabgeordneter Nückel (FDP) über sein verändertes Leben

Politik, PR und noch vieles mehr

Thomas Nückel hatte im Frühjahr 2022 bereits eine Vorahnung. Der damalige FDP-Landtagsabgeordnete sah im Vorfeld zur Wahl Mitte Mai (halloherne berichtete und berichtete) schlechte Umfragewerte bei „seinen“ Freien Demokraten. Kurz nach den offiziellen Ergebnissen - die FDP kam in NRW nur auf 5,9 Prozent - war ihm schon klar: Er wird sein Landtagsmandat wohl verlieren.

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„Wir können überhaupt nicht zufrieden sein, das ist miserabel und eine kleine Katastrophe. Das kann man auch nicht schön reden“, sagte er im Anschluss gegenüber halloherne. Weil er aber diese Vorahnung eines möglicherweise schlechten Ergebnisses hatte, kümmerte er sich bereits ein bisschen um seine berufliche Zukunft.

Zukunft liegt in der Vergangenheit

Die Zukunft lag gewissermaßen in der Vergangenheit - im Bereich der Medien. Als Nückel 2012 in den Düsseldorfer Landtag einzog, war er vorher Journalist. Er arbeitete für Zeitungen und für Agenturen, aber auch freiberuflich beispielsweise für die WDR Lokalzeit oder Sat. 1 und RTL. „Damals fiel mir die Umstellung schwer. Wenn Kamerateams auf mich zukamen, hatte ich Schweißperlen auf der Stirn“, blickt er im halloherne-Gespräch zurück.

Mittlerweile ist das anders. Er arbeitet nun im Bereich der Public Relations (PR), also der Kommunikation beispielsweise mit Unternehmen, Kunden und Behörden. „Ich betreue zum Beispiel Start-Ups bei ihren neuen Projekten oder betreibe Recherche für ein Redaktionsbüro“, schildert der 61-Jährige, der weiterhin in Herne am Hölkeskampring wohnt und seine Umgebung nie wirklich verlassen hat. „Auch wenn nach zehn Jahren Pause alle Netzwerke, die man sich aufgebaut hatte, weg waren, fiel mir nun die Umstellung von der Politik hin zum Journalismus leicht.“ Er habe schnell wieder gemerkt, dass er Akquise noch könne.

Herzensprojekt: Gemeinnütziger Journalismus

Nückel, einer der Gründer des Blogs „Ruhrbarone“, ist auch froh, dass noch einige seiner politischen Akzente weiter vorangetrieben werden. So wurde beispielsweise das Projekt „Gemeinnütziger Journalismus“ (damit soll Journalismus ohne Gewinnorientierung rechtssicher werden) von der Ampel-Regierung in Berlin kurz vor der Sommerpause beschlossen.

Trafen sich im Juli 2021 an der WHE-Baustelle zur Brücke am Böckenbusch: Hendrik Wüst (CDU), damals noch NRW-Verkehrsminister, mittlerweile Ministerpräsident, im Gespräch mit dem damaligen FDP-Landtagsabgeordneten Thomas Nückel (re.).

Nückel selbst kämpfte lange dafür und schrieb diesen Punkt mit in den im Spätherbst 2021 beschlossenen Koalitionsvertrag von SPD, Grüne und FDP. „Es war eigentlich ein NRW-Anstoß, aber der Bund muss das beschließen. Es ist noch nicht alles durch, aber es gibt bereits einen Anwendungserlass an die Finanzämter“, schildert der Ex-Landtagsabgeordnete.

Apropos Landtag. Die nächsten Wahlen dafür sind voraussichtlich im Frühjahr 2027. Ein Ziel für Nückel? „Das ist noch viel zu lange hin, das kann man nicht absehen, was bis dahin ist", wiegelt er schnell ab.

In den NRW-Landesvorstand der FDP gewählt

Dennoch ist seine politische Karriere nicht vorbei. So ist er sachkundiger Bürger im Regionalverband Ruhr (RVR) und im Herner FDP-Vorstand. Außerdem wurde er im April 2024 in den NRW-Landesvorstand der Liberalen gewählt.

Angesprochen auf die Performance der FDP in der Bundesregierung, reagiert er sorgenvoll. „Es sind schwierige Zeiten. Es werden viele Kommunikationsfehler gemacht, insgesamt ist die Ampelkoalition kein glückliches Projekt“, fasst Thomas Nückel zusammen. „Wenn der Häuptling nicht kommuniziert, ist es schwierig.“ Mit Häuptling meint er Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) - den er übrigens nach eigenen Angaben sympathisch findet, im Gegensatz zum Beispiel zu Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern.

Für den Osten der Republik, in dem in Sachsen, Thüringen und Brandenburg 2024 gleich drei Landtagswahlen noch anstehen, dürfte es ebenfalls sehr schwer für die FDP werden. „Die Dynamik dort ist noch nicht abzuschätzen", findet Nückel. Doch auch er weiß, dass dort die AfD auf dem Vormarsch ist und in den Umfragewerten vorne liegt.

Kernthemen: Medien, Kultur und Verkehr

Aber der FDP-Politiker hat logischerweise auch neben seinen Kernthemen Medien, Kultur und Verkehr noch weitere Hobbies. So ist er als Herner logischerweise tief mit der Cranger Kirmes verwurzelt. „In diesem Jahr war ich nur vier Mal vor Ort“, erzählt er lachend. „Mehr war aufgrund einer dienstlichen Reise nicht möglich. Es ist aber immer wieder schön, viele Bekannte und auch einige Schausteller zu treffen und sich mit ihnen zu unterhalten.“

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Zudem, bekräftigt er im Gespräch, mal wieder zum halloherne-Redaktionsfrühstück vorbeizuschauen. Früher war er hier als Politiker immer mal wieder zu Gast, nun also als PR-Berater? Die Zukunft wird zeigen, wohin die Reise geht.

Stets gut gelaunt: Thomas Nückel, hier noch im Düsseldorfer Landtag.
Mittwoch, 28. August 2024 | Autor: Marcel Gruteser