Überraschungen und Meinungsverschiedenheiten hinter den Kulissen
Projekt 'Mädchen an den Ball' abrupt beendet
Dieses Ende kommt überraschend und abrupt: Das Projekt „Mädchen an den Ball“ in Herne, welches erst im April 2024 auf dem Ascheplatz vom SC Constantin (SCC) an der Wiescherstraße startete (halloherne berichtete und berichtete), ist am Dienstagabend (10.12.2024) mit seinem letzten Training vorzeitig beendet worden. Offiziell wird das Projekt Ende 2024 eingestellt, eigentlich war es für mindestens ein Jahr geplant.
Zur Erinnerung nochmal das Konzept: Junge Fußballerinnen, zwischen sechs und 16 Jahren, konnten hier an festgelegten Tagen für zwei Stunden locker gegen den Ball kicken. Ohne Vereinszugehörigkeit, ohne Leistungsdruck und niemand musste die ganze Trainingszeit über vor Ort sein.
'Überzogene Forderungen'
Über das Aus gibt es aber unterschiedliche Meinungen – so ist von überzogenen Forderungen die Rede, die nicht umgesetzt werden konnten. Zuerst informierte die Biku gGmbh aus München, Träger von „Mädchen an den Ball“, in einer Pressemitteilung über die Einstellung des Projekts. Die Stadt Herne würde eine Fortführung im Jahr nicht aktiv begleiten, hieß es. Der Träger könne das Projekt aber nicht allein umsetzen.
„Es bedrückt uns sehr, dass wir 'Mädchen an den Ball' in Herne zum Ende des Jahres einstellen müssen“, wird Projektleiterin und Initiatorin Anna Seliger zitiert. „Ohne zusätzliche Unterstützung ist eine Fortführung leider nicht möglich, weil wir so keine nachhaltige Durchführung des Projekts gewährleisten können.“ Es sei schade, dass man es aufgrund fehlender Finanzierung nicht fortführen könne. Mit „Mädchen an den Ball“ habe man gezeigt, wie viel Freude und Selbstvertrauen Mädchen durch den Fußballsport gewinnen können.
Dank gilt den Beteiligten beim SCC
Ihr Dank gilt allen Beteiligten des SC Constantin für das jeweilige Engagement und die tatkräftige Unterstützung. „Wir sind vom abrupten Ende auch überrascht worden“, sagt Dirk Bosel, Vorsitzender vom SCC, gegenüber halloherne. „Es fehlen nun drei Monate, was ich sehr schade finde.“
Kritisch wäre es, unabhängig ob Asche, Kunstrasen oder Naturrasen, die Mädchen in den Wintermonaten davon zu begeistern, draußen zu spielen. „Hätte man sich vonseiten der Biku um eine Halle bemüht, wäre es sicherlich attraktiver geblieben. Nach den Sommerferien hat die Teilnahme leider auch rapide abgenommen“, berichtet Bosel. In der Summe habe man aber über 60 Mädchen aus dem ganzen Stadtgebiet und angrenzenden Bochumer Stadtteilen gezählt.
Unverständnis über die frühere Entscheidung
Etwas Enttäuschung ist Bosel aber über das Aus anzumerken. „Was ich etwas schade finde: Die Biku war im April mit viel Tamtam vor Ort. Wie man dann aber schon im Sommer sagen kann, der Ascheplatz wäre nicht geeignet? Da verstehe ich die Entscheidung und die Unterstützung, dass das Projekt nach Constantin kommt, nicht“, schildert der SCC-Vorsitzende.
Was er anspricht, bestätigt der Herner Vorsitzende des Stadtsportbundes (SSB), Hans Peter Karpinski, gegenüber halloherne. „Die Biku hat darauf bestanden, einen zentraleren Platz in der Stadt samt Kunstrasen zu bekommen. Dafür haben sie sich auch direkt beim Oberbürgermeister gemeldet“, erläutert Karpinski. „Aber das ging und geht nicht. Zudem gab es bereits die finanzielle Unterstützung in Höhe von 15.000 Euro, zwei Drittel über uns und ein Drittel über die Sparkasse.“
Biku muss noch Geld zurückzahlen
Da aber nun noch drei Monate fehlen, geht es dem SSB-Chef darum, ungefähr 3.000 Euro zurückzufordern. Ob das gelingt? Momentan unklar. Aus dem Herner Rathaus gibt es zur ganzen Thematik keinen Kommentar. Allerdings ist eine gewisse Verärgerung über das Verhalten der Projektverantwortlichen bei der Biku zu vernehmen. Bekannt ist die Thematik und das drohende, nun vollzogene Ende, in der Verwaltung schon seit einigen Wochen.
Währenddessen ging also das letzte Training in Constantin über die Bühne. Trotz Asche habe man beim SCC teils mehr Mädchen vor Ort gehabt, als andere Vereine mit Kunstrasen, merkt Bosel an. „Den Kindern, da lege ich auch großen Wert drauf, ist der Untergrund ganz egal. Die wollen einfach nur spielen“, sagt er. „Meiner Meinung nach ist die Altersspanne aber zu weit. 16-Jährige passen nicht so mit Sechsjährigen zusammen. Mit 13, 14 Jahren aber kamen die Mädels, um unbedingt Fußball zu zocken.“
Weitere Ideen in Planung
Der SSB-Vorsitzende Karpinski betont, dass man nun anderweitig versuchen möchte, Mädchenfußball in Herne zu fördern – unter einem anderen Namen. Ideen und mögliche Planungen sind aber noch in der Überlegung, genaueres könne man noch nicht sagen. Die Mädchen in Herne würden sich auf jeden Fall freuen.