2024 nassestes Wasserwirtschaftsjahr im Emscher-Gebiet
Rang drei der nassesten Wasserwirtschaftsjahre
Nach dem bereits außergewöhnlich niederschlagsreichen Wasserwirtschaftsjahr 2023 fällt auch das Wasserwirtschaftsjahr 2024 (November 2023 bis Oktober 2024) im Vergleich zum langjährigen Mittel (Zeitraum 1891 bis 2020) erneut erheblich zu nass aus. Das ergeben die Auswertungen der Wasserwirtschaftsverbände Emschergenossenschaft und Lippeverband (EGLV).
Im Emscher-Gebiet fielen im Mittel 1075 mm Niederschlag und damit 55 mm mehr als im Vorjahr sowie 23 mm mehr als im bislang nassesten Wasserwirtschaftsjahr 1966. Im Lippe-Gebiet landet das Wasserwirtschaftsjahr 2024 mit 1017 mm auf Rang drei der nassesten Wasserwirtschaftsjahre seit 1931. Es fielen 24 mm mehr als im Vorjahr. Bereits im Juli wurde in beiden Verbandsgebieten die langjährige mittlere jährliche Niederschlagssumme von 799 mm (Emscher) beziehungsweise 765 mm (Lippe) erreicht.
Die hohen Niederschlagssummen sind insbesondere auf das außergewöhnlich niederschlagsreiche Winterhalbjahr (November 2023 bis April 2024) zurückzuführen, welches im Emscher-Gebiet ebenfalls das nasseste seit Auswertungsbeginn 1931 ist. Im Einzugsgebiet des Lippeverbandes liegt das Winterhalbjahr auf Rang zwei der nassesten Winterhalbjahre. Mit einer mittleren Summe von 587 mm im Emscher-Gebiet und 553 mm an der Lippe fielen im Winterhalbjahr in beiden Verbandsgebieten 57 Prozent mehr Niederschlag als im langjährigen Mittel. Alleine im November und Dezember 2023 kamen in Summe bereits 279 mm Niederschlag im Emscher-Gebiet und 269 mm im Lippeverbandsgebiet zusammen. Auch die Monate Februar und April waren jeweils mit einem Plus von etwa 30 mm gegenüber dem langjährigen Mittel in beiden Verbandsgebieten deutlich zu nass.
Das hydrologische Sommerhalbjahr fiel ebenfalls überdurchschnittlich niederschlagsreich aus, wenngleich weniger deutlich als das hydrologische Winterhalbjahr. Im Emscher-Gebiet sind im Sommerhalbjahr 488 mm Niederschlag und damit 62 mm mehr als im langjährigen Durchschnitt gefallen. Im Lippeverbandsgebiet lag die Niederschlagssumme bei 464 mm und damit 52 mm über dem langjährigen Mittel. Ausschlaggebend für die überdurchschnittlichen Niederschlagssummen im Sommerhalbjahr war der außergewöhnlich nasse Monat Mai. Dieser liegt im Emscher-Gebiet mit einer Niederschlagssumme von 110 mm auf dem fünften Platz der nassesten Mai-Monate seit 1931.
Nur der Juli war leicht unterdurchschnittlich nass
Der meteorologische Sommer (Juni bis August) fiel in beiden Verbandsgebieten mit einem Plus von 15 mm gegenüber dem langjährigen Mittel nur geringfügig zu nass aus. Der Juli war der einzige Monat im gesamten Wasserwirtschaftsjahr, in welchem eine leicht unterdurchschnittliche Niederschlagssumme erfasst wurde. In beiden Verbandsgebieten fielen im Juli 18 mm weniger Niederschlag als im langjährigen Mittel. Im Lippeverbandsgebiet war der Juli der erste unterdurchschnittliche Monat seit November 2022, im Emscher-Gebiet der erste unterdurchschnittliche Monat seit September 2023.
Das Wasserwirtschaftsjahr war in Summe nicht nur außergewöhnlich nass, sondern gegenüber dem Mittel von 1931 bis 2023 erneut deutlich zu mild. Mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 12,4 Grad Celsius, erfasst an der Station Bochum-DMT, handelt es sich um das zweitwärmste Wasserwirtschaftsjahr seit 1931. Wärmer war bislang nur das Wasserwirtschaftsjahr 2007 mit einer mittleren Temperatur von 12,6 Grad Celsius. Die Monatsmitteltemperaturen lagen in allen Monaten, ausgenommen im Juni, über dem langjährigen Mittel. Die Monate Februar, März, Mai und August schafften es unter die Top 10 der wärmsten Monate seit 1931. Besonders außergewöhnlich war der Monat Februar. Dieser war der zweitwärmste seit 1931. Mit einer mittleren Lufttemperatur von 8,5 Grad Celsius liegt der Monat lediglich um 0,1 Grad hinter dem bislang wärmsten Februar im Jahr 1990.
Deutlich mehr Unwetterwarnungen seitens des DWD
Die Dauerregenlage über die Weihnachtstage führte im Lippeverbandsgebiet zu einer großräumigen Hochwasserlage, welche über den Jahreswechsel anhielt. Ab Mai kam es in NRW in feucht-warmen Luftmassen vermehrt zur Ausbildung schwerer Gewitterlagen mit Starkregen im Unwetterbereich. Auch die Gebiete von Emschergenossenschaft und Lippeverband lagen regelmäßig im Warnbereich des DWD, die Niederschlagsschwerpunkte zogen jedoch glücklicherweise an den Verbandsgebieten vorbei.
Rückblickend betrachtet lag die Anzahl der Tage mit Warnungen seitens des DWD deutlich über den Zahlen der vergangenen Jahre. Insgesamt wurden an zehn Tagen im Wasserwirtschaftsjahr Starkregenereignisse mit Wiederkehrzeiten über 10 Jahren erfasst. Die Ereignisse waren sehr lokal ausgeprägt. Hervorzuheben ist das Ereignis vom 13. August 2024: Innerhalb von 45 Minuten fielen an der Station in Duisburg-Stockum am Pumpwerk Duisburg-Alte Emscher knapp 65 mm Niederschlag. Dies entspricht einer Wiederkehrzeit von mehr als 100 Jahren. Während des Gesamtereignisses fielen knapp 80 mm Niederschlag. Dies entspricht in etwa dem mittleren langjährigen Monatsniederschlag für das Emscher-Gebiet. Mit Durchzug von Ex-Hurrikan „Kirk“ kam es am 9. Oktober zu einer Dauerregenlage, welche bis zum 10. Oktober anhielt. Alleine an diesen beiden Tagen fiel annähernd die Hälfte des gesamten Monatsniederschlags.