Platz für neue Straße und Flächenentwicklung entsteht
Rückbau der Pluto-Schachthalle beginnt
Rückbau statt Abriss: Das ist die Wortwahl, die den Verantwortlichen der Ruhrkohle AG (RAG), der Firma Heitkamp und der Stadt Herne lieber ist in Bezug auf das kommende Unterfangen an der ehemaligen Zeche Pluto an der Wilhelmstraße. Denn die große Schachthalle ist einsturzgefährdet und wird deshalb dem Erdboden gleichgemacht oder anders gesagt: Zurückgebaut. Die genaueren Pläne wurden am Mittwoch (23.9.2020) vorgestellt.
Wichtige Info dabei: der Doppelbock-Förderturm bleibt erhalten. Die Schachthalle, 63 Meter lang, 56 Meter hoch und 19 Meter breit, erstreckt sich noch darunter. Doch schon in der kommenden Woche rollt nach der statischen Sicherung ein sogenannter Longfrontbagger an, der Stück für Stück die Halle zerkleinert.
Lothar Mikolajewski, Bauleiter von Heitkamp, erläuterte den Rückbau genauer. An der Schachthalle werden zunächst die asbesthaltigen Fensterelemente entfernt, bevor mit der Demontage der Fassade begonnen wird. Im April 2021 soll die Fläche, wenn keine Probleme auftreten, platt sein. Für die Sicherheit wird ein Statiker den Rückbau regelmäßig begleiten und weitere Mitarbeiter mögliche Bewegungen der Halle sofort melden.
Oberbauleiter Lothar Mikolajewski von der Heitkamp Umwelttechnik GmbH zum Rückbau der Schachthalle Pluto, 23.09.2020.
Im Anschluss soll dann eine neue Straße entstehen, die keine RAG-Werkstraße mehr ist, sondern den Durchgangsverkehr entlastet. Bis dahin kann es für Anwohner zu mehr Staub- und Lärmbelästigung sowie einem erhöhten Lkw-Aufkommen auf der Thies- und Wilhelmstraße kommen. Zusätzlich muss der Radweg zwischen der Thiesstraße und der Halde Pluto vermutlich bis Anfang Januar gesperrt werden. Ebenso sind nicht alle Gebäude der RAG und die Forensik über die Wilhelmstraße erreichbar. Bei Beeinträchtigungen steht Projektingenieur Andreas Boermann zur Verfügung: Tel 0201 - 3782626 oder .
„Die Halle war nicht mehr zu retten. Trotzdem erhält die Straße hier ein etwas anderes Gesicht, da der Verkehr künftig unter dem Doppelbock hindurch geführt wird. Dabei ist noch nicht klar, wo exakt die Autos und Lkw später herfahren. Über den alten Schacht fährt man ungern, aber rechts und links kann man dran vorbeifahren“, beschrieb Stadtbaurat Karlheinz Friedrichs die Situation. Weitere Gutachten sollen diese Lage klären. Bislang könne man nicht genau vorhersagen, was alles unter der Schachthalle noch liegt, das würden erst die Abbrucharbeiten genauer zeigen.
Der Rückbau erfolgt durch die Firma Heitkamp, die nur wenige Meter vom Fördergerüst entfernt ihre neue Unternehmenszentrale baut (halloherne berichtete). „Der Rückbau der Schachthalle ist aufgrund ihrer Statik ein besonders diffiziles Projekt. Dabei steht die Sicherheit aller an erster Stelle“, sagte Jörg Kranz, Geschäftsführer der Gesellschaft der Heitkamp Gruppe. „Wenn sie nun schwindet, haben wir gemischte Gefühle. Seit 2013 ist das hier unsere Heimat und wir werden die Halle vermissen, freuen uns aber darauf, dass wir in der Zukunft die Fläche entwickeln können.“
Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda sprach von einer Renaissance der Industrie: „Hier läuten wir ein neues Kapitel im Strukturwandel ein. Die neue Fläche heißt dann ,Glück auf Zukunft' und wird mit der Straße auch Innospec neue Chancen bieten. Mit dem Abbau der Halle haben wir aber auch eine Träne im Auge, auch wenn der Doppelbock erhalten bleibt.“
Michael Kalthoff, RAG-Vorstand, fügte an: „Herne war lange Zeit wichtiger Stützpunkt des Steinkohlebergbaus und hier am Standort sind immer noch viele Mitarbeiter aktiv. Wir freuen uns, dass es nun mit der Entwicklung der Fläche weitergeht und neues Leben entsteht.“
Die Geschichte des Standortes Pluto begann 1873, zwei Jahre später startete die Kohleförderung. 1976 wurde sie dann eingestellt. Die Schachthalle wurde zwischen 1951 und 1956 geplant und errichtet. 2007 wurden erste Mängel festgestellt, die jedoch durch bestimmte Maßnahmen gesichert wurden. In diesem Jahr folgte die denkmalrechtliche Erlaubnis des Rückbaus.