halloherne.de lokal, aktuell, online.
Von „Romeo und Julia“ hat sich Muhammed Kaltuk inspirieren lassen für seine Choreografie „Same Love“.

Neues Stück „Exposure“ des Urban Arts Ensemble Ruhr

„Same Love“ begeisterte

Anfang November 2024 feierte mit „Same Love“ die nach „Cracks“ (PACT Zollverein Essen) und „MC Messer“ (Theater Oberhausen) dritte Uraufführung des bei Pottporus Herne angesiedelten Urban Arts Ensemble Ruhr seine mit stehenden Ovationen gefeierte Premiere im großzügigen Neubau des Theaters Gütersloh. Die sehr persönliche, auf die eigene Familiengeschichte zurückgreifende Choreografie von Muhammed Kaltuk ist ein rund einstündiges tänzerisches Statement für selbstbestimmte Formen der Liebe.

Anzeige: Christliche Kirchen - Weihnacht 2024

Romeo und Julia

Inspiriert von William Shakespeares zeitloser Tragödie „Romeo und Julia“ tauchen elf Streetstyle-Tänzer in verletzliche Momente des Lebens ein und nehmen das Publikum mit auf eine Reise durch Liebe, Familie, Zerrissenheit, Missverständnisse, Traumata und Hoffnung. Fünf von ihnen gehören zum in Wanne-Eickel beheimateten Urban Art Ensemble Ruhr: Maksim Kuznetsov, Tonia Kyriakou, Melena Tortoh, Toschkin Schalnich und Lisha Chen.

In „Same Love“ porträtiert Muhammed Kaltuk zunächst seine als Arbeitsmigranten in die Schweiz gekommenen Eltern, die sich gesellschaftliche Normen und Formen des alltäglichen Rassismus konfrontiert sahen. In der zweiten Hälfte seiner Choreographie reflektiert er seine eigene Geschichte: „Dabei hinterfrage ich die Beziehungsmuster, die ich geerbt habe, und wie ich selbst leben möchte – zwischen Traditionen und gesellschaftlichen Erwartungen.

„Same Love“, die dritte Produktion des Urban Arts Ensemble Ruhr, sorgte für Begeisterung beim Premierenpublikum in Gütersloh.

Emotionale Reise

„Same Love“ ist eine ganz persönliche emotionale Reise des gebürtigen Schweizers, der zunächst eine medizinische Ausbildung absolvierte und heute als ein Choreograf einer neuen Generation gilt. Muhammed Kaltuks Choreografien u.a. am Theater Basel, dem Tanzhaus Zürich und dem Theater der Jungen Welt Leipzig bewegen sich zwischen den Wahrheiten der eigenen türkischstämmigen Familie und der weißen schweizerischen Mehrheitsgesellschaft, zwischen der muslimischen und christlichen Erzählung von Liebe.

So auch „Same Love“, das die Frage stellt, wie politisch Liebe sein kann und ob es überhaupt möglich ist, ein Stück über Liebe zu erschaffen, das nicht politisch ist. Als Site Specific Performance mit kraftvollen Solos, Duos und Trios im öffentlichen Raum konzipiert vereint sich das ganze, wie zu einer Familienaufstellung versammelte Ensemble im mitreißenden Finale zu einem kraftvollen politischen Statement für Empowerment. Dabei steht erstmals nicht die Vielfalt des expressiven Streetdance im Vordergrund, sondern eine Erzählung mit durchaus harmonisch-innigen Bewegungen zu anmutigen Klängen sowie nachdenklich-introvertierte Gesten bis hin zu einem religiös anmutenden Beschwörungs-Ritual.

Die mit Saz-Klängen durchmischte, einem Ethno-Pop-Musical näher als dem annoncierten Hip-Hop-Dance-Theater kommende Komposition stammt vom ausgebildeten Bühnentänzer Gabriel Mareque. Die Koproduktion mit der Schweizer Company MEK geht nach drei Aufführungen in Gütersloh im kommenden Jahr 2025 auf Tournee.

Der vierte Streich

„Exposure“ ist bereits die vierte Produktion des Urban Art Ensembles Ruhr, eine Fusion von zeitgenössischem Tanz mit lateinamerikanischem und afrokubansichen Wurzeln der kubanischen Staatskompanie Danza Contemporánea de Cuba mit der HipHop-Kultur des in Wanne-Eickel beheimateten internationalen Ensembles. Die Inszenierung bekannter Choreografen zur Live-Musik des Elektronischen Musik-Stars Ben Frost feiert am 6. Dezember 2024 um 20 Uhr auf PACT Zollverein, Bullmannaue 20a in Essen-Katernberg Uraufführung und wechselt nach einer weiteren Vorstellung dort am 7. Dezember um 20 Uhr zum Theater im Pumpenhaus, Gartenstraße 123 in Münster, wo am 13. und 14. Dezember 2024 jeweils um 20 Uhr zwei weitere Aufführungen auf dem Programm stehen.

Die Danza Contemporánea de Cuba aus Havanna ist eine Tanzkompanie, die für ihre kubanischen Modern-Dance-Techniken bekannt und mit über 70 Preisen weltweit ausgezeichnet worden ist. Begleitet von der hypnotischen Musik Ben Frosts, die der australisch-isländische Komponist live auf der Bühne in einem audio-visuellen 360-Grad-Setting spielt, entwickeln die Choreografen Julio César Iglesias Ungo und Hans van den Broeck eine Fusion zwischen urbanem und zeitgenössischem Tanz.

Der kubanische Tänzer und Choreograf Julio César Iglesias Ungo arbeitete bereits in der Vergangenheit mit dem Pottporus-Endsemble „Renegade“ in Herne zusammen, an seiner Seite der belgische Choreograf, Tänzer und interdisziplinärer Videokünstler Hans van den Broeck. Karten können schon jetzt erworben werden unter pact-zollverein.de bzw. pumpenhaus.de.

Freitag, 8. November 2024 | Autor: Pitt Herrmann