
Schiffsärztin auf der Alex zwo

Die Herner Ärztin Dr. Christiane Rädel geht einem eher ungewöhnlichen Hobby nach: Sie fährt als Schiffsärztin auf dem Großsegler Alexander von Humboldt II mit. Ehrenamtlich. Wie die gesamte Crew. "Ich bin ein Wassermensch", sagt sie. Und: "Es gibt nichts schöneres, als wenn unser Schiff aus der Landabdeckung heraus in den Wind fährt." Etwa 20 Törns bestritt sie schon auf der Alex Zwo, die ein Nachbau (2011) der Alexander von Humboldt I ist. Das war das Schiff mit den grünen Segeln.
Die Deutsche Stiftung Sail Training betreibt diesen Großsegler (Neubaukosten: 15 Mio Euro) und hat sich zum Ziel gesetzt: altes Segelhandwerk und Jugendförderung, vor allem die Persönlichkeits-Bildung, miteinander zu verbinden. Jeder kann teilnehmen an den Törns der Alex Zwo, die vom Tagestörn bis zur Drei-Wochen-Tour gehen - ganzjährig und weltweit. Drei Voraussetzungen gelten für die Teilnahme: Man muss zwischen 15 und 75 Jahren alt sein, eine ordentliche Grundgesundheit mitbringen und: "Man muss das Schiff im jeweiligen Hafen auch finden", sagt Christiane Rädel und lacht. Segel-Vorkenntnisse sind jedenfalls keine Teilnahme-Bedingung.

"Aktivurlaub unter weißen Segeln" heißt die Devise der Stiftung. Die Mitfahrt kostet pro Kopf und Tag 130 Euro - Vollpension, versteht sich. Junge Leute (bis 25) zahlen die Hälfte. Mitfahrt heißt aber auch: Jeder wird einer von drei Wachen zugeteilt, die im Wechsel jeweils vier Stunden Dienst schieben. Und Dienst bedeutet: "Reißen, hissen, brassen - alles. Jeder an Bord segelt dieses Schiff mit", so Christiane Rädel. Und das gilt auch für die Schiffsärztin.
Die jeweilige Crew der Alex Zwo rekrutiert sich aus einem Pool von rund 500 Kapitänen, Steuermännern, Matrosen, Leichtmatrosen und eben auch Schiffsärzten (Rädel: "Davon gibt's ungefähr 50 bis 60"). 20 bis 23 aus diesem 500er Pool bestreiten jeweils einen Törn mit der Alex Zwo, und das würden sie auch ohne "Aktivurlauber" schaffen. Aber: An Bord ist Platz für 79 Leute. Erstens will und soll der Stiftungszweck erfüllt werden, und zweitens fließen die Einnahmen von Mitfahrern natürlich in den Unterhalt des Schiffes.
In diesem Winter ist die Alex Zwo im Bereich der Kanarischen Inseln unterwegs - im letzten Winter kreuzte der Großsegler in den Gewässern der Karibik. Im Sommer sind meist der Nordatlantik oder auch Nord- und Ostsee das Ziel. Der Heimathafen der Alexander von Humboldt II ist Bremerhaven.

In ihrer Funktion als Schiffsärztin hatte Christiane Rädel bisher keine Notfälle an Bord: "Mal sind es kleine Quetschungen - mal wird jemand seekrank." Wobei die Aktivurlauber, wie gesagt, alles mitmachen (können). Das heißt zum Beispiel auch: mit einem Klettergurt hoch in die Wanten steigen. 32 Meter hoch. Immerhin. Bei Wind und Wetter. Doch für Dr. Christiane Rädel (57) steht fest: "Autofahren ist viel, viel gefährlicher."
mehr Info: Deutsche Stiftung Sail Training