
Parthenope ganz heutige Meerjungfrau
Schöne Menschen im schönen Neapel
Update, Donnerstag (24.4.2025)
Weiterhin zu sehen im Luna im Astra Essen sowie im Cinema Düsseldorf.
Der Kino-Text
Dass Schönheit gefährlich ist und sogar zum Tod führen kann, erfuhren die Seeleute, die sich vom Gesang der geheimnisvollen Meerjungfrau Parthenope, neben Leucosia und Ligea eine der drei Sirenen, die der Dichter Homer im 12. Gesang der Odyssee erschuf, anlocken ließen. Die Parthenope des italienischen Regisseurs Paolo Sorrentino, im wahren Wortsinn verkörpert von der Newcomerin Celeste Dalla Porta, ist 1950 in Neapel geboren und verdreht allen Männern den Kopf.
Eine bildschöne junge Frau in einer der schönsten Städte der Welt, Neapel, eingebettet in eine Traumlandschaft am Golf von Salerno: Amalfitanische Küste, Capri und Procida lauten die Stichworte für die Sehnsuchtsbilder der italienischen Kamerafrau Daria D’Antonio, die Argument genug sind, diese auf der großen Kino-Leinwand zu genießen. Das gilt gleichermaßen nicht für die Story, denn selbst atemraubend schöne Landschaften, Gebäude, Interieurs und Menschen können die 138 Minuten dieses auch im übertragenen Sinn farbenprächtigen Panoptikums aus Sehnsucht, Verlangen, Einsamkeit und tiefen Brüchen nicht füllen.
Ästhetisches Ereignis
Schon ihre Wassergeburt ist ein ästhetisches Ereignis in einer stillen Bucht unter südlicher Sonne. 18 Jahre später ist Parthenope „schön wie eine Göttin“, so ihr junger Verehrer Sandrino (Dario Aita). Der seine Sehnsucht mit ihrem Bruder Raimondo (Daniele Rienzo) teilt: ein unbeschwertes Dreieck noch ganz ohne Eifersucht. Ende der 1960er Jahre besteht Parthenope als Studentin von Prof. Devoto Marotta (Silvio Orlando) alle Prüfungen mit Bravour. Mitte der 1970er Jahre stellt sich die Anthropologin, die gerade summa cum laude promoviert hat, vor allem philosophischen Existenzfragen: Was bedeutet Wissen, wie sehr lohnt sich Liebe, wie trifft uns die Vergänglichkeit?
Sie wird ständig gefragt, was sie gerade denkt – und stets bleibt sie eine Antwort schuldig. Vor allem aber muss sie sich den Zumutungen zudringlicher älterer Herren entziehen, die sogar mit dem Hubschrauber einfliegen, um Parthenope in Nobelhotels, auf ihre millionenschweren Yachten oder gar eigenen Inseln im Golf von Neapel einzuladen. Als ihr lebensüberdrüssiger Bruder Raimondo beerdigt wird, kommt es zu einer skurrilen Begegnung des Trauerzuges mit einem Tankfahrzeug, deren Krakenarme Desinfektionsmittel gegen die in Neapel grassierende Cholera-Epidemie versprühen: in einem kurzen Moment bricht die Realität ins märchenhafte Geschehen ein.
Blutwunder von San Gennaro
Parthenope macht Bekanntschaft mit Neapels Schauspiel-Dozentin Flora Malva (Isabella Ferrari) und der Diva Greta Cool (Luisa Ranieri), welche die feine Gesellschaft, deren Teil sie ist, übel beschimpft. Muss den Fortgang ihrer Jugendliebe Sandrino verkraften, den es an die Fleischtöpfe Mailands zieht, hat als seine Assistentin 1982 beste Aussichten, ihren in Pension gehenden Professor zu beerben und sorgt nach einer Privataudienz beim Bischof (Peppe Lanzetta) dafür, dass das Blutwunder des Stadtpatrons San Gennaro im Dom wie geplant über die Bühne gehen kann.

Nach einem Zeitsprung blickt Parthenope (nun Stefania Sandrelli) 2023 mit Stolz und Freude auf ihre Professur in Trient zurück: Ihren Ruhestand wird sie wohl auf Capri verleben, wo sie einst mit dem desillusionierten Schriftsteller John Cheever (Hollywood-Star Gary Oldman) über Gott und die Welt philosophierte.
Hommage an Neapel
„Neapel ist eine Stadt, die zu meinen Gefühlen passt. Jeden Tag erfinden die Neapolitaner ihr Leben neu, sie beschließen, dass das Leben sie überraschen soll“, so Paolo Sorrentino über die Hommage an seine Heimatstadt.
Der Regisseur im Wild Bunch-Presseheft weiter: „Erst lassen wir uns gehen, dann übernehmen wir Verantwortung, dann geben wir sie wieder ab. Auf diese Weise nimmt die Zeit ihren Lauf. Das ist das ehrgeizige Thema dieses Films: die Entfaltung des Lebens in all seiner Euphorien und Enttäuschung, das Aufblühen und Vergehen der Liebe, das Ende der Melancholie und der Beginn der Sehnsucht. Kurzum, das gesamte Repertoire des Lebens, oder das, was sich davon in einem Film vermitteln lässt.“
Uraufgeführt am 21. Mai 2024 im Wettbewerb der Filmfestspiele Cannes kommt der mit 138 Minuten überlange Film am Donnerstag, 10. April 2025, in die Kinos, bei uns zu sehen im Casablanca Bochum, Roxy Dortmund, im Filmstudio Glückauf Essen und im Cinema Düsseldorf.
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- Donnerstag, 10. April 2025