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Muss Herne für die vielen Schüler neue Schulen bauen und bereitstellen oder reicht es aus? Darüber gibt es in der Politik und Verwaltung unterschiedliche Ansichten (Symbolbild).

Verwaltungschef äußert sich nach Vorwürfen

Schulneubau-Absage: Grüne mit Kritik an Dudda

Der Herner Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda äußert sich öffentlich widersprüchlich bis ablehnend zu einem Schulneubau in Herne – so formulierte es die Grüne Fraktion in einer Pressemitteilung vor wenigen Tagen.

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Noch bevor der Schulausschuss am Donnerstag (23.1.2025) tagte, beantragte die Grüne Fraktion einen Tagesordnungspunkt und wollte herausarbeiten, wieso der Verwaltungschef plötzlich der Ansicht ist, dass sich die Schullandschaft „drastisch verbessert“ (halloherne berichtete) hat und wieso die weiterhin steigenden Schülerzahlen plötzlich keinen Schulneubau mehr erfordern, obwohl zahlreiche Wohngebiete geplant werden und die Bildungsberichte für das Ruhrgebiet und für Herne das Gegenteil anzeigen.

Umfassender Prozess

Die Grünen formulierten das so: Insgesamt fünf Züge Mehrbedarf ergibt die mittelfristige Schulentwicklungsplanung der Stadt Herne. Bildungsdezernent Andreas Merkendorf hat sich 2023 ebenfalls dahingehend zitieren lassen: „Herne braucht eine neue weiterführende Schule – am besten eine neue Gesamtschule.“ Bedenken diesbezüglich sollte der Moderationsprozess „Mehr Schulraum für Herne“ ausräumen, in dem in einem aufwändigen und viele Wochen umfassenden Prozess alle Beteiligten gehört wurden und dessen Ergebnisse demnächst vorgestellt werden sollen.

Die Galileo-Schule, früher Grundschule an der Schulstraße, wurde von der Herner Schulmodernisierungsgesellschaft (HSM) aufwendig saniert und revitalisiert.

„Es ist nicht hinnehmbar, dass der OB die Realität der steigenden Schülerzahlen leugnet. Es kann nicht sein, dass er den aufwändigen ergebnisoffenen Moderationsprozess, für den die Stadt viel Geld ausgegeben hat und der Konsens in der Stadtpolitik war, dermaßen torpediert“ sagt Fabian May, schulpolitischer Sprecher der Herner Grünen. Die vielen Neubauprojekte und auch die Bevölkerungsprojektion sprechen laut May dafür, dass der Druck auf die Schulen eher zu- als abnehmen wird.

Positive Erfahrungen mit Sanierungen und Investorenmodellen

Weiter heißt es: „Eventuelle Vorbehalte bezüglich der Finanzierung sind verständlich, geht es doch um eine Maßnahme, die für die nächsten 40 Jahre und länger halten soll. Allerdings hat die Stadt in der Zwischenzeit sehr positive Erfahrungen mit (Grund-)Schulbauten, Sanierungen und Investorenmodellen sammeln dürfen. Auch ist die Herner Schulmodernisierungsgesellschaft mit dem neuen Geschäftsführer perfekt aufgestellt, das dringend notwendige Projekt zu stemmen.“

Aber damit nicht genug. „Die Bereitstellung von Schulraum ist eine städtische Pflichtaufgabe, dafür muss Geld da sein. Wir wissen, wo die Bedarfe sind und wir wissen, dass fünf Klassen voller Grundschulabgänger bald keine weiterführende Heimat finden werden, wenn wir nicht dringend eine neue Schule bauen“, betont Fabian May. Die Grüne Fraktion hat bereits mehrfach Baukau als Standort einer Gesamtschule in die Debatte eingebracht. In den letzten Jahren gab es allerdings keine nennenswerte Sanierung der weiterführenden Schulen, geschweige denn einen Neubau. Die Herner Bildungslandschaft gehört dringend erneut unter die Lupe.

Fabian May, schulpolitischer Sprecher der Grünen Fraktion, äußert Kritik am Oberbürgermeister - der Grund waren Aussagen im halloherne-Interview.

Aus grüner Sicht muss zwingend eine Schule des Gemeinsamen Lernens (Sekundarschule oder Gesamtschule) errichtet werden, um die katastrophalen Abschulungszahlen in Herne nicht weiter zu steigern und dennoch Aufstieg durch Bildung in einem durch Kinderarmut geprägten Umfeld zu ermöglichen.

'Viele Chancen liegen verborgen'

„Hier liegen laut den Daten unserer Bildungsberichterstattung viele Chancen verborgen. Herne kann nur mit einem leistungsfähigen Schulsystem attraktiv sein für die vielen neuen Wohn- und Arbeitsplätze, die der OB ansiedeln möchte. Eine gute Bildungslandschaft ist die beste Standortpolitik für Herne, die wir machen können“ schließt May ab.

Auf Anfrage von halloherne äußert sich Dr. Frank Dudda folgendermaßen zur Kritik: „Es sind in den letzten Jahren große Investitionen in die Herner Schullandschaft getätigt worden. Die Schulinfrastruktur hat sich zum Beispiel durch den modernen Neubau der Grundschule am Schloss oder die laufende Modernisierung am Gymnasium Wanne deutlich verbessert."

Weiter sagt der Oberbürgermeister: „Außerdem haben wir die Galileo-Schule reaktiviert und gehen als nächstes die Sanierung der Mont-Cenis-Gesamtschule an. Die Stadt Herne sieht aber sehr wohl, dass es für die steigende Zahl an Schülerinnen und Schülern einen Raumbedarf gibt. In einem laufenden Prozess werden verschiedene Szenarien geprüft zur Bereitstellung von ausreichendem Schulraum.“

Ein Neubau am Kaiserquartier: Die Grundschule am Schloss wurde im August 2024 eingeweiht.
Mittwoch, 29. Januar 2025 | Autor: Marcel Gruteser