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Volles Haus und volle Konzentration: Der DC Wanne-Eickel spielt mit rund 75 Mitgliedern E-Dart und Steeldart. Viele Turniere sind sehr beliebt.

DC Wanne-Eickel freut sich auf die anstehende WM

Selbst darten und mit den Stars mitfiebern

Die Advents- und Weihnachtszeit gilt allgemein als ruhig und besinnlich. Doch nur rund 500 Kilometer Luftlinie westlich von Herne, brennt regelmäßig ab Mitte Dezember bis kurz nach Neujahr die Luft. Im Alexandra Palace in London, oft nur kurz „Ally Pally“ genannt, fliegen dann nicht nur jede Menge Pfeile in Richtung runder Scheiben, sondern auch die Löcher aus dem Käse. Dort steigt die jährliche Darts-WM, sie beginnt am Sonntagabend, 15. Dezember 2024. In Wanne-Eickel beobachtet man das sehr genau - und versucht so gut es geht, selbst zu werfen.

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In einem alten Gebäude an der Landgrafenstraße 29 am ehemaligen Heitkamp-Gelände, hat der DC Wanne-Eickel seine Vereinsräume. Von außen sind sie kaum einsehbar. Dabei gibt es hier einiges zu sehen: Mehrere E-Dart-Automaten, wie man sie aus Kneipen kennt, als auch reine Scheiben aus Sisalfasern, die für sogenanntes Steeldart benötigt werden, stehen und hängen hier. Dazwischen: Sitzmöglichkeiten und eine Theke samt kleiner Küche und Kühlschränken. Hintergrundmusik gesellt sich zu den Sounds der Automaten und dem Aufprallen der Pfeile.

Rund 75 aktive Mitglieder

Rund 75 aktive Mitglieder hat der 2013 gegründete Dartverein aktuell, berichtet der erste Vorsitzende, Ralf Schönbein, im Gespräch mit halloherne. „Derzeit teilen sich die Mitglieder auf 14 eigene und drei Gastmannschaften auf - 13 davon spielen an E-Dart-Automaten, vier Teams werfen mit Stahlspitzen. Einen E-Dart-Verein aufzubauen, war damals unser Hauptziel. Steeldart kam erst später durch eine neue Mannschaft hinzu“, erläutert der 43-Jährige.

Die Saisons laufen bei den Stahlspitzen das ganze Jahr über, mit den leichteren Pfeilen und Plastikspitzen gibt es zwei Zeiträume pro Jahr. „Im E-Dart sind wir erfolgreicher. Aktuell spielt unsere beste Mannschaft in der Bezirksoberliga. Wenn es weiterhin gut läuft, ist der Aufstieg in die Bundesliga möglich. Im Steeldart konnten wir auch schon einen Aufstieg feiern, aber hier ist es auch schwieriger“, beschreibt der Vorsitzende.

Hat jede Menge Erfahrung gesammelt: Karsten

Eigenes Liga-Format gegründet

Durch ihre selbst ins Leben gerufene „Premier League Wanne-Eickel“, eine Liga mit mehreren Spieltagen, bei der man je nach Platzierung an jedem Abend Punkte sammelt, die Anfang Dezember mit ihrer ersten Ausgabe zu Ende ging, haben sie schon ein besonderes Format geschaffen. Im Januar startet dann die Steeldart-Version. Zunächst mal mit maximal 24 Teilnehmern (vereinzelte Plätze sind noch frei), je nach Andrang kann auch auf 32 Teilnehmer aufgestockt werden.

Woher kommt überhaupt die Leidenschaft für den Sport am Board? „Meine Eltern haben früher schon gespielt, da kam ich automatisch dazu“, erinnert sich Tobias Skowronek, zweiter Vorsitzender vom DC Wanne-Eickel. Schönbein fügt an: „Ich habe immer mal wieder in Gaststätten gespielt, gemütlich mit einem Bierchen dabei. Die Idee, das als Wettbewerb zu spielen, kam erst später.“

Kirmes-Cup für den Umzugswagen

Geöffnet ist das Clubheim von Mittwoch bis Samstag, Ligaspiele sind meistens freitags und samstags. Jeden Mittwoch ist beispielsweise der eigene Kirmes-Cup, bei dem E-Dart-Turnier wird Geld für den Wagen für den Umzug bei der Cranger Kirmes gesammelt, das wandert in einen gemeinsamen Pott. Die diesjährige Premiere beim Umzug sei „überragend“ und ein „schöner Tag“ gewesen, da sind sich die Verantwortlichen einig.

Steeldart darf natürlich auch nicht fehlen - nur muss man hier selbst die Punkte zusammenrechnen.

Die Mitglieder selbst kommen nicht nur aus Herne und Wanne-Eickel, sondern auch aus dem näheren Umkreis, also Gelsenkirchen, Bochum, Essen und weiteren Städten. Selbst Ricardo Pietreczko, Spitzname „Pikachu“, ein 30-Jähriger deutscher Profi, sei regelmäßig zu Gast.

Mitfiebern bei Ricardo 'Pikachu' Pietreczko

„Pikachu“ ist nun aber erstmal beruflich in London unterwegs. Ihm werden durchaus Chancen als Überraschung zugetraut. Auf der WM liegt auch der Fokus der DC Wanne-Eickel-Akteure. Im „Ally Pally“ sorgen zu jeder Session rund 3.200 Fans mit viel Bier für jede Menge Stimmung. „Wir schauen schon insgesamt viel, wenn wir hier spielen, läuft die Übertragung auch auf einem Fernseher“, erzählt Alex Aust (53), der als Kassierer fungiert. „Wir fiebern mit, bei Leuten wie Ricardo aufgrund der persönlichen Verbundenheit nochmal etwas mehr.“

Jeder hat auch seinen Favoriten für den Sieg, der 500.000 Pfund einbringt. „Ich würde 'Pikachu' viel zutrauen, ansonsten sehe ich Titelverteidiger Luke Humphries aus England weit vorne“, schätzt der 32-jährige Tobias Skowronek. Aust sieht den Routinier Gary Anderson aus Schottland als Topfavoriten. Ralf Schönbein würde es Peter „Snakebite“ Wright gönnen. Der Schotte fällt mit bunten Frisuren und Outfits gerne auf, hat aber in diesem Jahr ein Formtief.

Gespielt wird an mehreren Automaten gleichzeitig.

Das Mega-Talent Luke Littler, mit seinen 17 Jahren bei seiner Premiere im vergangenen Jahr sensationell und gleichermaßen verdient bis ins Finale vorgedrungen, macht auf die DC-Verantwortlichen aber persönlich nicht den besten Eindruck. „Er ist super stark am Board, hat aber eine schwierige Persönlichkeit und wirkt etwas hochnäsig“, sagt Skowronek. Wer in diesem Jahr die Trophäe in die Höhe strecken darf, zeigt sich dann am Freitag, 3. Januar 2025.

Das ganze Jahr über Turniere

Währenddessen laufen die gut besuchten Turniere im Vereinsheim weiter - das ganze Jahr über kann man sich hier auch als Nicht-Mitglied mit den erfahrenen Spielern messen. Einer von ihnen ist Karsten Kornath, Spitzname „Colonel“. „Ich spiele seit 35 Jahren und habe damals als Jugendlicher vom Elternhaus aus meinen Nachbarn gesehen und ihn gefragt, was er da macht. Das hat mich fasziniert und ich habe lange Zeit sechs bis acht Stunden jeden Tag trainiert“, blickt der 49-Jährige zurück.

Das zahlte sich aus, Kornath spielte einige internationale Turniere der Professional Darts Corporation (PDC), einer der Darts-Weltverbände. „Ich war fünf Mal deutscher Meister im Steeldart, habe aber auch E-Dart gespielt. Meine beste Zeit hatte ich Mitte der 90er, damals wurde ich auch von Sponsoren unterstützt. Das ein oder andere Mal konnte ich bekannte Profis ärgern“, berichtet der „Colonel“.

Sehr hohes Niveau in der Weltspitze

Mittlerweile sieht er eine viel höhere Leistungsdichte in der Weltspitze, diese sei mehr zusammengerückt, das Niveau unglaublich hoch. Kornath ist selbst auch bestens vernetzt und hält Kontakt zu einigen aktiven deutschen Spielern. Auch Elmar Paulke, der deutsche Kult-Darts-Kommentator (derzeit beim Streamingsender DAZN), ist ein guter Freund von ihm.

Eine 180, also drei Mal Triple 20 zu treffen, ist das oberste Ziel eines Dartsspielers.

Aber auch Frauen entdecken Darts immer mehr für sich. Simone Kolb, von allen nur „Mone“ genannt, spielt Darts seit Beginn der Corona-Pandemie. „Es macht einfach Spaß und der Zusammenhalt ist mega. Wichtig ist mir, dass es Laune macht, alles andere ist irrelevant“, sagt „Mone“, die ursprünglich aus Siegen stammt. „Wenn mal eine Woche gar nichts ansteht, fehlt mir direkt etwas.“

Der Zusammenhalt wird groß geschrieben

Der Zusammenhalt ist auch für den Vorstand am Wichtigsten. „Alle sollen erstmal Spaß haben. Ansonsten würden wir uns aber freuen, wenn wir in die Bundesliga aufsteigen und weiter neue Mitglieder akquirieren“, blickt Ralf Schönbein in die Zukunft. Möglich ist auch ein Umzug in größere Räume direkt nebenan. Die Möglichkeit dazu besteht, das ist aber noch nicht final entschieden.

„Ich wünsche mir, dass alles harmonisch bleibt und wir weiterhin wie eine kleine Dart-Familie füreinander da sind“, formuliert Tobias Skowronek seinen Wunsch für 2025. Währenddessen fliegen hunderte von Pfeilen in Richtung der Automaten und Scheiben - schließlich will man weiter trainieren, um vielleicht irgendwann auch noch im „Ally Pally“ auf der Bühne zu stehen - bis dahin bleibt der Blick zum TV.

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Infos und Kontakt

Weitere Infos und Kontaktmöglichkeiten zum Verein: oder Tel 0151-64032500 bei Ralf Schönbein.

Freuen sich über die Entwicklung vom DC Wanne-Eickel: (v.li.) Kassierer Alex Aust, der Vorsitzender Ralf Schönbein und der zweite Vorsitzende Tobias Skowronek.
Sonntag, 15. Dezember 2024 | Autor: Marcel Gruteser