DRK-Präsidentin Magdalene Sonnenschein über ihr Lebenswerk
Serie zum Weltfrauentag: „Frauen ins Scheinwerferlicht“
Anlässlich des nahenden Weltfrauentages am Freitag, 8. März 2024, hat halloherne-Redakteurin Julia Blesgen mit verschiedenen Frauen aus den unterschiedlichsten Bereichen gesprochen. Dabei ging es unter anderem über ihren Werdegang, Herausforderungen, denen sie sich stellen mussten und was sie ihrem jüngeren Ich oder anderen jungen Mädchen nun mit auf den Weg geben würden. Alle weiteren Teile der Serie sind auf halloherne zu finden.
'Früh gelernt, wie man sich durchsetzt'
Dieses Mal berichtet DRK-Präsidentin Magdalene Sonnenschein über ihren Lebensweg und ihr Wirken beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) Herne und Wanne-Eickel. Dabei blickt sie auf eine über 40-jährige Karriere zurück. Geboren wurde Magdalene Sonnenschein 1943 als neuntes von zehn Kindern in einem kleinen Dorf im Münsterland. „Ich hatte sieben Brüder, da habe ich, glaube ich schon von zu Hause aus gelernt, wie man sich durchsetzt“, erzählt die 81-Jährige lachend im Gespräch mit halloherne.
Ihre Brüder legten das Abitur ab, für sie und ihre Schwestern endete die schulische Laufbahn mit der mittleren Reife. „Das war damals einfach so“, sagt Sonnenschein. Für sie war schnell klar, dass sie im sozialen Bereich arbeiten möchte. Also begann sie eine Ausbildung zur Fürsorgerin in Düsseldorf. Dies sei damals schon etwas Besonderes gewesen, macht die heutige DRK-Präsidentin deutlich.
'Mein Mann war meine große Stütze'
Nach ihrer Ausbildung arbeitete sie für zwei Jahre in einem Kinderheim. Danach wechselte sie in eine Fürsorge-Erziehungsanstalt, in der Kinder aus schwierigen Familienverhältnissen lebten. „Ich war damals Gruppenleiterin und bekam einen Praktikanten. Damals kamen wir beide uns dann näher, um das nun mal vorsichtig zu sagen und dieser Praktikant wurde dann mein Mann", berichtet Sonnenschein. Beeindruckt habe sie damals, wie engagiert er im Job war und wie gut er mit den oftmals schwierigen Jugendlichen umgehen konnte. Ferner sei er seit ihrer Begegnung immer ihre größte Stütze gewesen, bis zu seinem Tod im Jahr 2020.
„Ich bin immer weich gefallen. Egal, was war, wir waren immer ein Team. Ich glaube nicht, dass ich mich beruflich so hätte verwirklichen können, wenn er nicht gewesen wäre. Er hat sich zurückgenommen, mich in allen Belangen unterstützt und im Hintergrund agiert“, sagt die Hernerin. Dies war auch ein Grund, warum Magdalene Sonnenschein im Jahr 1982 die Stelle beim DRK Kreisverband Wanne-Eickel antreten konnte.
„Ich hatte mich im Vorfeld bei meinem DRK-Kreisverband in Steinfurt für eine andere Stelle beworben, wurde da aber mit der Begründung abgelehnt, dass ich eine Frau sei und dem Job deshalb nicht gewachsen sei“, berichtet die 81-Jährige, die mittlerweile über diese Episode schmunzeln kann. In Wanne-Eickel sei das kein Problem gewesen, weil Sonnenscheins damalige Vorgängerin auch eine Frau war. Nach nur einem Vorstellungsgespräch hatte sie den Job dann sicher.
Zu Hause in Wanne-Eickel gefunden
Ihr erstes großes Projekt war es, dass Haus an der Harkortstraße barrierefrei umzubauen. Außerdem konzentrierte sie sich darauf, die Wohlfahrtsarbeit des DRK weiterauszubauen und sich in der Arbeit für Menschen mit Behinderung zu engagieren. „Bei den ehrenamtlichen Männern beim DRK musste ich mich erstmal behaupten. Sie wollten - so schien es mir - lieber einen Mann als Geschäftsführer im Amt haben. Zu Anfang war es etwas schwierig, aber mit der Zeit haben wir uns gut arrangiert“, sagt die 81-Jährige.
Das erste Vierteljahr sei Sonnenschein auch noch jeden Tag gut 100 Kilometer vom Münsterland nach Herne gefahren. „Ich wusste nicht, ob alles auch so klappen würde. Aber richtig angekommen bin ich erst, als mein Mann und ich unser zu Hause in Wanne-Eickel fanden.“
'Tolle Zusammenarbeit der Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände'
Auch erinnert sich Magdalene Sonnenschein gerne an die Anfänge der Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände zwischen Caritas, AWO, Diakonie und dem Paritätischen zurück. „Bis auf den Geschäftsführer der AWO waren wir alles Frauen, was zur damaligen Zeit recht ungewöhnlich war. Es war damals ein ganz tolles Arbeitsklima. Jeder hatte seine Schwerpunkte, aber wir haben alle an einem Strang gezogen - was noch bis heute so ist“, erinnert sich die DRK-Präsidentin.
Sozialstation und der Wohnpark an der Bergmannstraße
Ihre größten Projekte sind mit Sicherheit die Sozialstation und der Wohnpark an der Bergmannstraße gewesen, die im vergangenen Oktober jeweils ihr 30-jähriges und 25-jähriges Bestehen feierten. „Das Viertel war damals nicht eines der Besten in Wanne-Eickel. Deshalb war es uns wichtig, dass wir das Gebäude an der Bergmannstraße als Anlaufstelle für alle Bewohner nutzen können. Neben unserem Stadtteilzentrum, gab es hier auch die erste Tagespflege in Herne“, berichtet die DRK-Präsidentin.
Weiter führt sie aus: „Das hat uns dann schon in der Öffentlichkeit bekannter gemacht und uns vielleicht auch den Ruf eingebracht, Vorreiter in verschiedenen Belangen zu sein.“
Bis zu ihrem Ruhestand im Jahr 2009 mit 68 Jahren setzte Sonnenschein sich für die Weiterentwicklung des DRKs Wanne-Eickel ein. Unter dem damaligen Geschäftsführer Martin Krause wurde sie dann Präsidentin des DRK Herne und Wanne-Eickel. „Ich mag den Titel Präsidentin eigentlich gar nicht, das klingt so hochtrabend. Überhaupt tue ich mich schwer mit dem 'Stolz auf mich sein'. Denn alles, was in den vergangenen Jahren für das DRK erreicht wurde, war eine Teamleistung. Ich freue mich, wenn ich noch ein bisschen meinen Beitrag dazu leisten darf“, zeigt sich Magdalene Sonnenschein abschließend demütig.