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Neu im Kino: Sophia, der Tod und ich. Ein Film von Regisseur Charly Hübner.

Kultroman im vhs-Filmforum

Sophia, der Tod und ich

In Thees Uhlmanns Kultroman „Sophia, der Tod und ich“, der es im Erscheinungsjahr 2015 bereits auf eine Handvoll Nachauflagen brachte, klingeln beim namenlosen Ich-Erzähler, einem Altenpfleger, zunächst drei junge Frauen der Zeugen Jehovas („unter 28, ungeschminkt, gutaussehend“), dann ein gewisser, aus Holland stammender Morten de Sarg und schließlich, als ihm dieser bereits buchstäblich an den Hals geht, seine „Ex“ Sophia, um ihn zum Geburtstag seiner Mutter abzuholen.

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„Zwei Tode und kein Todesfall“: Es besteht Redebedarf zwischen G. (Josef Ostendorf) und Erzengel Michaela (Lina Beckmann).

„Ich helfe nur beim Latschen. Ich bin wie ein Taxifahrer, der jemanden ins Bordell bringt. Und wenn du dann fragst: ‚Was passiert hinter der Tür?‘, kann der Taxifahrer nichts sagen. Er kann hoffen oder vermuten, aber wissen tut er nichts“: Der Himmel muss warten, weil sich der, wie sich bald herausstellt, eigentlich empathische, ja sympathische Tod in seiner Routinehandlung gestört fühlt. Er begleitet Sophia, toughe Chefin einer Einrichtung für sozial auffällige Jugendliche, und den Erzähler auf der Bahnfahrt zu dessen Mutter, die aus allen Wolken fällt, ihre geliebte Schwiegertochter wiederzusehen und den netten, höflichen und geradezu zuvorkommenden Freund ihres Sohnes, den sie sogleich in ihr Herz schließt.

„Reihenhaus-Apokalypse am Blumenbeet. Die Vorhölle im Vorgarten“: Anderntags steht mit dem „Anderen“ ein zweiter, mit Morten konkurrierender Todesbote vor der Tür. Der zwar in einem wilden Kampf vom Niederländer in die Flucht geschlagen werden kann, jedoch nun das Leben des achtjährigen Johnny bedroht, dem bei seiner Mutter Katharina im Süden lebenden Sohn des Erzählers, der seit der Trennung seiner Eltern täglich eine Postkarte seines Erzeugers samt Zeichnung zu den jüngsten Ereignissen erhält.

Also, Muttern fährt, auf in den Süden – nun zu viert. Am Ende, nach zwei weiteren gewalttätigen Auseinandersetzungen mit dem „Anderen“, und einem herzzerreißenden Gespräch zwischen Johnny und seinem „Postkartenmann“-Vater im Garten der Millionärsfamilie, muss Letzterer an der Seite Mortens den Weg ins Unvermeidliche antreten…

Lena May Graf, der Herner Nils Beckmann und Wenka von Mikulicz sind als Ko-Autoren aus Presseheft und Abspann getilgt, hat den ungemein witzigen und dabei immer wieder auch berührenden 320-seitigen Roman „Sophia, der Tod und ich“ des Musikers und „Tomte“-Gründungsmitglieds Thees Uhlmann zum Drehbuch des gleichnamigen, neunzigminütigen Spielfilm-Debüt des Regisseurs Charly Hübner verdichtet. Dabei konnte gebürtige Münchnerin, die mit „Trauzeugen“ demnächst ihr Regiedebüt präsentieren kann, auf zahlreiche dialogische Situationen der Vorlage bauen. Ihr größtes Problem: die wunderbar selbstironischen Selbstreflektionen des Ich-Erzählers auf die Leinwand zu bringen.

Lena May Graf musste neben Morten (kann auch Holländisch: ein grandioser Marc Hosemann), Sophia (Anna Maria Mühe), Katharina (Gina Haller) und Johnny (Matteo Kanngiesser) allen im Roman namenlosen Personen solche verpassen: der Ich-Erzähler heißt nun Reiner (Dimitrij Schaad), dessen menschenfreundliche Profession in einem hinzuerfundenen Intro deutlich wird. Seine Mutter hört auf Lore (Johanna Gastdorf), der „Andere“ schimpft sich Morck Mortus (Carlo Ljubek) – und der Wirt der nachts angesteuerten Herberge heißt Hubert (grandios bullerich: Charly Hübner). Die Rolle von Lores nervigem Nachbarn Tiedemann schlüpfte kurzfristig Rocko Schamoni, da Co-Produzent Detlev Buck an Corona erkrankt war.

Doch damit – leider – noch nicht genug: Die Berliner Autorin hat der Geschichte mit G. (alias Gott: Josef Ostendorf) und dem Erzengel Michaela (glänzt freilich nur als DB-Frau auf dem Bahnhof Friedrichstraße: die Hernerin Lina Beckmann) nicht nur einen völlig überflüssigen, ja kontraproduktiven Rahmen gegeben. Sondern diese auch noch holprig erzählt: Plötzlich sitzt das Trio, warum auch immer, im Zug nach Warschau und der Tod findet Gefallen an polnischem Dosenbier und Schnaps: „Wir sind quasi im Anarcho-Urlaub“. Dafür ist das Finale schön kitschig: während Reiner und Morten im Roman allmählich aus dem Blickwinkel Sophias und Lores verschwinden, stirbt Ersterer im Film friedlich in den Armen seiner Liebsten auf einer Bank im Grünen.

Das Filmforum der Volkshochschule Herne zeigt „Sophia, der Tod und ich“ dreimal in der Filmwelt am Berliner Platz: am Sonntag, 26. November 2023, um 13 Uhr, am Montag, 27. November 2023, um 20:15 Uhr sowie am Mittwoch, 29. November 2023, um 17.30 Uhr.

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  • Sonntag, 26. November 2023, um 13 Uhr
  • Montag, 27. November 2023, um 20:15 Uhr
  • Mittwoch, 29. November 2023, um 17:30 Uhr
Dienstag, 5. September 2023 | Autor: Pitt Herrmann