LWL Archäologie Museum
Spielmann Michel als Überraschungsgast
Besucher der Dauerausstellung im Archäologie-Museum trauten am Sonntag (4.7.2021) ihren Ohren kaum. Mitten in der Ausstellung der über 10.000 Funde saß der Spielmann Michel von der Voelkelweyde - alias Michael Völkel. Im Instrumenten-Gepäck hatte der zeitreisende Musikus die Laute, eine Waldzither, die Sackpfeife - vielen besser bekannt als der Dudelsack, ein Krummhorn, Flöten und den Nachbau einer Leier, der sich an die Trossinger Leier aus dem 8. Jahrhundert orientiert. Ach, und dann gab es auch noch eine Shrutibox, ein Instrument, das nur brummt und das Michel gerne „zur Rundum- oder Dröhnbegleitung einsetzt, während ich dazu singe oder die Flöte spiele.“
Im Archäologie-Museum ist der Spielmann Michel kein Unbekannter. Hier trat es bei einer Mittelalter-Ausstellung auf und zweimal im Jahr heißt es: Mit dem Spielmann durch die Zeit. Dann begleitet Michel auf seinen unterschiedlichsten Instrumenten die Menschen, die die Führungen gebucht haben, von der ersten bis zur letzten Station musikalisch und erzählt kleine Anekdoten.
Aber das war alles vor der Corona-Pandemie, die die Kultur lahmgelegt hat. „Um die Kultur wieder ein wenig anzukurbeln, stellte das Land NRW verschiedene Stipendien für Künstler bereit. Ja, und ich habe ein Stipendium ergattert. In meinen Fall ist die Kultur die Musik, allerdings ist viel Kultur noch nicht möglich“, erklärt der Spielmann Michael Völkel.
Völkel: „Leider sind Live-Auftritte immer noch schwierig, und ganz besonders diese Konzerte, bei denen ich mit den Gäste laufe.“ Darum hat sich der Spielmann einen pfiffigen Weg ausgedacht, die Musik zurück ins Museum zu bringen. „Die Menschen dürfen doch wieder in Museen, das ist der Vorteil: Sie sind schon hier und ich gehe ich mit meiner Musik zu ihnen. Ganz unaufdringlich biete ich ihnen einfach ein bisschen Musik an."
Das habe er mit dem Museumspädagogen Dr. Michael Lagers besprochen und in die Tat umgesetzt. Ohne jegliche Ankündigung. Die Museumsgäste, die heute die Dauerausstellung besuchen werden mit der Musik überrascht. „Auch für mich ist es eine Überraschung, denn ich weiß nicht, wie viele Menschen kommen und ob sie mich überhaupt hören wollen. Zu den sonstigen Konzerten kommen die Menschen ja ganz bewusst, aber heute...“, ist sich der Spielmann doch ein wenig unsicher.
Passend zur Dauerausstellung des Museums spielt der Spielmann seine Lieder mit einem historischen Flair. Was heißt das? „Also, entweder sind es Original-Melodien, die ich ein wenig aufpeppe oder es wird nach alter Spielmannssitte etwas frei improvisiert", erklärt der Spielmann. Auch sei nicht alles auf historischen Instrumenten gespielt, gleichwohl bemühe er sich, das „Alte Feeling“ rüberzubringen. Er selber gäbe sich bei seinen Konzerten auch immer eine Aufgabe, eine bestimmte Richtung. Das würde ihn im Spiel beflügeln. „Natürliche hat jede Tonart ihren ganz eigenen Reiz oder eigene Stimmungsqualitäten. Mir selber gefallen Tonarten die eher keltisch rüberkommen genauso wie Tonarten, die ins Orientalische gehen - nur zusammen, ist das ist nicht immer schön.“
Mittlerweile füllt sich das Museum und während der Spielmann seine Instrumente aufbaut, kommen die ersten Besucher zögerlich etwas näher und begutachten die Instrumente. Daraufhin beginnt Michel mit seinem Spiel - eher als geplant - und zieht die ersten Zuhörer in seinen Bann. Es sind Beata Arabasz und Murat Topbas mit ihren Söhnen Levin und Arnel. Sie kommen aus Münster und wollten am ersten Feriensonntag etwas Schönes mit ihren Söhnen unternehmen. Dass sie heute noch passend zur Ausstellung Musik geboten bekommen, das freut sie.
Und Spaß haben die Kinder, als der Spielmann seinem Publikum erklärt, dass das nächste Lied (leider) einige schäbbige Wörter enthält. Nachdem er sich die Zustimmung der Eltern eingeholt hat und den Jungs noch einmal zugezwinkert hat, beginnt er mit der Moritat und hat natürlich die Lacher auf seiner Seite.