Vogt (SPD) holt Direktmandat, Mähler (CDU) sieht Schwarz-Grün
Stimmen zur Landtagswahl 2022
Die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen am Sonntag (15.5.2022) ist vorbei. NRW-weit ist die CDU die stärkste Kraft mit 35,8 Prozent (Stand 22:40 Uhr). Die SPD folgt dahinter mit 26,6 Prozent. Die Grünen kommen auf starke 18,1 Prozent. Der bisherige Ministerpräsident Hendrik Wüst sieht den Regierungsauftrag bei seiner CDU, doch ganz klar ist das noch nicht - die SPD hat noch (kleine) Hoffnungen auf Rot-Grün.
Im Wahlkreis 110 dagegen ist die Lage klar: Alexander Vogt (SPD) holt mit rund 45,3 Prozent erneut das Direktmandat und bleibt im Düsseldorfer Landtag. CDU-Mann Markus Mähler kommt auf rund 26,5 Prozent. Den ganzen Liveticker zum Wahltag kann man hier nachlesen (halloherne berichtete).
Gute Laune bei der CDU
Mähler zeigt sich gegenüber halloherne erfreut, dass er das Ergebnis der Erststimmen um rund sechs Prozent steigern konnte. „Man muss sehen, wo wir herkommen, von daher ist das schön, dass unser engagierter Wahlkampf mit guten Themen und vielen Besuchen bei Veranstaltungen und bei Firmen sich in den Prozenten widerspiegelt“, sagt der CDU-Kandidat gegenüber halloherne.
NRW-weit seien die fast 36 Prozent der Christdemokraten etwas überraschend gewesen, weil sich in den Umfragen ein Kopf-an-Kopf-Rennen abzeichnete. „Aber der Wähler hat entschieden und Lars Klingbeil (einer der beiden Bundesvorsitzenden der SPD, Anm. d. Red.) hat gesagt, ein solches Ergebnis würde für die SPD keinen Sinn bedeuten, an eine Regierungsbildung zu denken“, so Mähler. „Wir haben unser Ergebnis verbessert, das lag aber nicht an der Klimafrage. Gratulation auch an die Grünen zu ihrem Ergebnis. Schwarz-Grün wäre eine gute Koalition für zukünftige Aufgaben und die einzig realistische Option derzeit.“
Im Landtag wird der CDU-Kandidat aber voraussichtlich nicht vertreten sein. Dafür sieht er Hendrik Wüst weiter als künftigen Ministerpräsidenten: „Er hat schon als Verkehrsminister gezeigt, dass er Herausforderungen kennt und viele Dinge angestoßen, die in der Regierung zuvor versäumt wurden. Er ist ein Macher und es ist für ihn nach einer Übernahme der Regierung in einer schwierigen Phase ein guter Einstand.“
Rot-Grün noch nicht abgeschrieben
Alexander Vogt von der SPD gewinnt deutlich das Direktmandat in Herne. „Damit bin ich sehr zufrieden, viele Menschen haben hier geholfen, um ein hervorragendes Ergebnis zu schaffen“, sagt Vogt am Abend gegenüber halloherne. „Allerdings hätte ich mir ein besseres Ergebnis für die Partei gewünscht. Da es noch mögliche Konstellationen gibt, möchte ich hier noch keine endgültige Bewertung abgeben. Mein Wunsch ist weiter Rot-Grün“, hat der Abgeordnete die Hoffnung noch nicht aufgegeben.
Wenn Rot-Grün möglich wäre, müsse man darüber Gespräche führen, sagt Vogt weiter. „Wir schauen dann, welche Inhalte zueinander passen.“ Eine Ampel wäre in seinen Augen auch eine Überlegung wert, eine GroKo dagegen kein Thema. Über das NRW-Ergebnis der Sozialdemokraten sagt er: „Wir hatten viele wichtige Themen im Wahlkampf, aber haben wohl nicht mit allen überzeugt. Besonders die Grünen profitieren von einer bundesweit guten Stimmung.“
Für den 43-Jährigen steht zumindest fest - egal, ob in einer Regierung, als Koalition oder als Opposition - für Herne in Düsseldorf das meiste herauszuholen, was möglich ist.
Die Gewinner des Abends
Die Gewinner des Abends sind eindeutig die Grünen, die ihr Ergebnis fast verdreifachen. Daher zeigt sich Fabian May im Gespräch mit halloherne voll zufrieden: „Wir haben einen engagierten Wahlkampf geleistet, ich bin stolz auf alle grünen Helfer. Das gute Ergebnis kommt wahrscheinlich daher, dass viele SPD-Wähler zu uns gewechselt sind, weil sie sehen, wenn die Grünen gewählt werden, übernehmen sie Verantwortung.“ Aktuelle Beispiele seien dafür Annalena Baerbock als Außenministerin und Robert Habeck als Wirtschafts- und Klimaschutzminister.
Mona Neubaur, Spitzenkandidatin der Grünen für den Landtag, sieht May als engagierte und kompetente Kandidatin, die mit ruhiger Art handeln würde. Welche Farbenkonstellation May als Koalition sieht, möchte er nicht direkt sagen, nur so viel: „Ich sehe die Koalition mit den meisten grünen Inhalten. Wir werden mit den Parteien sprechen und uns die Umsetzung ansehen - bis wir dann ein gutes Angebot haben.“
Enttäuschte Gesichter
Enttäuschung dagegen bei den Freien Demokraten. Thomas Nückel ist wohl sein Landtagsmandat los. „Wir können überhaupt nicht zufrieden sein, das ist miserabel und eine kleine Katastrophe. Das kann man auch nicht schön reden“, wird der 59-jährige FDP-Politiker deutlich. „Wenn man die Hälfte an Stimmen verliert, gibt es dafür einen Blumenstrauß voller Gründe.“ Vor allem, sagt er, hätten die Verantwortlichen in Berlin ihre Politik nicht gut erklären können - die Grünen würden dies besser hinbekommen. Außerdem habe sich die Wahlkampfkampagne nicht an die neue weltpolitische Lage angepasst.
„Unsere Wähler sind in alle Richtungen abgewandert, manche haben sicher auch gar nicht mehr gewählt. Nach der Wahl in Schleswig-Holstein hatte ich schon eine Vorahnung, dass so etwas passieren könnte“, so Nückel gegenüber halloherne. Der gelernte Journalist möchte künftig wieder etwas mit Medien machen.
Der Trend sprach gegen die Linken
Bei den Linken hielt sich dagegen die Enttäuschung in Grenzen, berichtet Kandidatin Wiebke Köllner gegenüber halloherne. „Wir hatten uns darauf schon ein bisschen eingestellt“, sagt sie und meint damit das erneute Verpassen des Einzugs in den NRW-Landtag. „Der Trend hat gegen uns gesprochen, aber wir blasen kein Trübsal.“
Sie erinnert daran, dass die Linkspartei immer mal mit Auf und Abs zu kämpfen habe, momentan sei mal wieder eine schlechte Phase. Zu viele negative Nachrichten dominierten die vergangenen Wochen und Monate, unter anderem das schlechte Ergebnis bei der Bundestagswahl, Sexismus-Vorwürfe sowie der Rücktritt der Co-Parteichefin Susanne Hennig-Wellsow passen da ins Bild, genau wie nun der dritte verpasste Landtag innerhalb kurzer Zeit (nach Saarland und Schleswig-Holstein).
„Diese Gründe habe ich auch in Gesprächen mit Bürgern erfahren, warum sie nicht die Linke wählen würden. Leider wurden auch die guten Nachrichten, wie die Zusammenarbeit mit der Klimaliste, kaum beachtet. Ebenso kam die ablehnende Haltung zur Lieferung von Waffen an die Ukraine nicht gut an. Positiv ist aber, dass wir im NRW-Verband eine coole Truppe sind“, sieht Köllner noch einen Funken Hoffnung.
Alles glatt gelaufen
Stadtsprecher Christoph Hüsken teilte mit, dass in Herne die Wahl ohne besondere Vorkommnisse abgelaufen sei. Die Wahlbeteiligung lag in Herne bei 47,02 Prozent - 2017 hatten noch 59,2 Prozent der Herner gewählt.