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Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und Julia Grosz (Franziska Weisz) haben einen unterschiedlichen Blick auf den Kiez in St. Pauli.

Wotan Wilke Möhring auf dem St. Pauli–Kiez

Tatort: Die goldene Zeit

Ein Auftragsmord im Rotlichtmilieu erschüttert den Hamburger Kiez: Ein sehr junger Täter, der Rumäne Matei Dimescu (Bogdan Iancu), hat den Sohn des „Königs von St. Pauli“ erstochen. Weil das Hamburger Landeskriminalamt von einem organisierten Verbrechen ausgeht, kommen die LKA-Beamten Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und Julia Grosz (Franziska Weisz) zum Einsatz. Während der Ermittlungen trifft Falke auf seinen alten Bekannten Michael Lübke („Eisen-Lübke“: Michael Thomas) und wird mit seiner eigenen Vergangenheit und persönlichen Erinnerungen an seine Zeit als jugendlicher Türsteher im Altonaer Rotlichtviertel konfrontiert.

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Wotan Wilke Möhring im ARD-Pressetext: „Es ist 30 Jahre her, da hat Falke als Türsteher auf St. Pauli gearbeitet. Er war „der Lütte“ an der Tür und gar nicht mal unbegabt. Dann ist er auf die Gegenseite gewechselt, aber im Herzen ist er einer von ihnen geblieben. Irgendwie gehört Falke zum Kiez, nicht in seiner Funktion als Polizist, sondern weil er sich hier am wohlsten fühlt, in der Einfachheit des Milieus, wo der Handschlag noch etwas zählt. Warum er zur Polizei gegangen ist? Weil er gemerkt hat, dass man auch dort eine ehrliche Haut sein kann. Sie macht Falkes „Street Credibility“ aus.“

Julia Grosz ist angesichts von Prostitution und modernem Menschenhandel allerdings jede nostalgische Kiezverbundenheit fremd. Die mythische „Goldene Zeit“ zwischen Reeperbahn und Herbertstraße, wo der Handschlag noch zählte, dem ihr Kollege in seltener romantischer Verklärung noch nachhängen mag, hat es für sie nicht gegeben, und aus eigener Erfahrung schon gar nicht. Heute, das weiß auch Falke, geht es härter und unmenschlicher zu auf dem Kiez, steht Ausbeutung auf der Tagesordnung. Osteuropäische Banden beherrschen das Sex-Geschäft der „Großen Freiheit“ heute.

Julia Grosz (r.) ist angesichts von Prostitution und modernem Menschenhandel jede Nostalgie vergangen. Was ist Voica (Emma Drogunova) zugestoßen?

Gemeinsam jagen Falke und Grosz den Auftragsmörder und seine Hintermänner, bevor der schwelende Krieg im Rotlichtmilieu eskaliert – in einem regelrechten finalen Shoot-Out. Dabei entpuppt sich Falkes alter Freund und Mentor Lübke, ein Kiezurgestein, mehr und mehr als trickreicher Gegenspieler in einer Geschichte voller emotionaler Konflikte unter starken Figuren-Typen. Für Authentizität sorgt nicht zuletzt die Regisseurin Mia Spengler, die selbst sechs Jahre auf dem Kiez gelebt hat. Ihre „Guerilla-Drehs“ am Freitag- oder Samstagabend waren nicht ungefährlich unter all' den Betrunkenen zu diesen Stoßzeiten. Das „Laufhaus“ genannte Bordell ist aber im Studio nachgebaut worden.

Auch der Herner Schauspieler Wotan Wilke Möhring kann eigene Erfahrungen einbringen: „Ich kenne den Hamburger Kiez seit mehr als 30 Jahren. Und ich sehe, wie sich alles in Richtung Kommerz verändert. Das Herz von St. Pauli bleibt auf der Strecke. Heute gehört das Viertel zu den teuersten Wohnquartieren in Hamburg. Alle wollen plötzlich in der Schmuddelecke wohnen, beschweren sich aber über den Lärm auf den Straßen. Dann gibt es eine neue Lärmverordnung, und schon ist es vorbei mit dem bunten Treiben vor der Tür, wegen dem man einmal hergezogen war.“

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Der Soundtrack des am 29. September 2019 beim Hamburger Filmfest uraufgeführten und erstmals am 9. Februar 2020 im „Ersten“ gezeigten Neunzigminüters reicht von den Rolling Stones („Sympathy For The Devil“) über Bruce Springsteen („Atlantic City“) bis hin zu Juliane Werding („Am Tag, als Conny Kramer starb“). Der Tatort „Die goldene Zeit“ wird zweimal vom NDR-Fernsehen im „Dritten“ ausgestrahlt: Dienstag, 5. Januar 2021, um 22 Uhr sowie am Mittwoch, 6. Januar 2021, um 1.30 Uhr in der Nacht. Anschließend kann die Folge sechs Monate lang in der ARD-Mediathek kostenlos gestreamt werden.

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  • Dienstag, 5. Januar 2021, um 22 Uhr
  • Mittwoch, 6. Januar 2021, um 1:30 Uhr
Montag, 4. Januar 2021 | Autor: Pitt Herrmann