
Viele Aufträge, aber Lieferengpässe wie im gesamten Handwerk
Tischler von Materialknappheit betroffen
Holz, Holzwerkstoffe und andere Baumaterialien sind im Handwerk seit mehreren Wochen ein knappes Gut (halloherne berichtete). Bislang deutet nichts darauf hin, dass sich die Lage rasch verbessern wird. Die Materialknappheit entwickelt sich zunehmend auch für die Tischlereien in Herne und Castrop-Rauxel zu einem ernstzunehmenden Problem.
„Aufgrund von Lieferengpässen können manche Projekte nur mit enormer Zeitverzögerung fortgeführt oder gar nicht erst begonnen werden“, erklärt Thomas Eckey, Obermeister der Tischler-Innung Herne/Castrop-Rauxel/Wanne-Eickel. „Zudem machen uns die enormen Preissteigerungen zu schaffen.“
95 Prozent der Tischler in NRW berichten, dass die Einkaufspreise für Holz und andere Rohstoffe seit Beginn des Jahres deutlich gestiegen sind. Das geht aus der aktuellen Konjunkturumfrage des Fachverbandes Tischler NRW hervor. „90 Prozent der Betriebe befürchten zudem, dass sich diese Entwicklung in den nächsten Monaten fortsetzen wird und die Kosten für Rohstoffe weiter anziehen werden“, sagt Thomas Eckey. „Um weiterhin wirtschaftlich arbeiten zu können, sind auch viele Betriebe gezwungen, ihre Verkaufspreise entsprechend anzupassen.“
Die Ergebnisse der Konjunkturumfrage zeigen, dass das Tischlerhandwerk in Nordrhein-Westfalen nach einer kurzen Eintrübung im Frühjahr 2020 insgesamt gut durch die Corona-Pandemie gekommen ist. „Insbesondere Unternehmen, die hauptsächlich im Laden- und Messebau tätig sind, mussten teils erhebliche Einbußen hinnehmen“, berichtet der Obermeister. „Insgesamt befindet sich die derzeitige Auftrags- und Geschäftslage aber wieder auf einem Vor-Corona-Niveau. Diese drohen durch die derzeitigen Engpässe und die damit verbundene Entwicklung jedoch wieder eingetrübt zu werden.“
Längere Wartezeiten
Die gestiegenen Preise und die Materialknappheit betreffen nicht nur Holz und Holzwerkstoffe, sondern auch andere Materialen. „Lieferengpässe gibt es beispielsweise auch bei Lacken, Kunststoffen und vor allem bei Metall. Das führt dazu, das zum Beispiel Beschläge für Möbel, Fenster und Türen nur mit zeitlicher Verzögerung geliefert werden können. Verbraucher müssen sich daher auf längere Wartezeiten einstellen“, erklärt Obermeister Thomas Eckey.
Die Gründe für die Lieferengpässe von Holz sind vielschichtig. Beispielsweise haben in den vergangenen Jahren Trockenheit und Schädlingsbefall zu einem außergewöhnlich hohen Anteil an Schadholz in deutschen Wäldern geführt. Dieses ist allerdings nur bedingt für den Holzbau geeignet. „Gleichzeitig steigt jedoch die Nachfrage nach Rohholz immer weiter an, weil die Klimabilanz von Holzhäusern aufgrund der geringeren Treibhausgasemissionen deutlich besser ist als die von in Standardbauweise gebauten Objekten“, gibt Thomas Eckey zu bedenken.
Starke Nachfrage aus dem Ausland
Neben der starken Inlandsnachfrage gibt es außerdem eine sehr starke Nachfrage aus dem Ausland – insbesondere aus den USA und China. So setzt beispielsweise auch China auf den Trend „Green Building“, was zu steigenden Exporten führt und den Nadelholzbedarf perspektivisch weiter ansteigen lassen wird.