Zeitlose Inszenierung Dietrich W. Hilsdorfs
'Tosca' an der Rheinoper
Augen blicken das Publikum beidseitig des geschlossenen Vorhangs an. Sie werden im Bühnenbild des zweiten Aktes zu einem Fries komplettiert, an dem der Maler Mario Cavaradossi (der südkoreanische Tenor Young Woo Kim als mit Ovationen gefeierter Gast aus Köln) gerade in luftiger Höhe in der römischen Kirche Sant‘ Andrea della Valle arbeitet. Die Johannes Leiacker, Stamm-Ausstatter der Regie-Legende Dietrich W. Hilsdorf, multiperspektiv als Innen- und Außenraum auf die Bühne des Opernhauses Düsseldorf geschrägt hat.
Eifersuchtsdrama
Wir schreiben das Jahr 1800, in dem in Norditalien Krieg herrscht zwischen Napoleon und den Habsburgern. Der Konsul der untergegangenen Republik Rom, Cesare Angelotti (der litauische Bassbariton Žilvinas Miškinis), konnte seinem Kerker in der Engelsburg entfliehen in besagte Kirche, in der ihm seine Schwester, die Marchesa Attavanti, Frauenkleider zur Flucht versteckt hat. Während vor der Eingangspforte der Klerus den Sieg über Napoleon feiert, führt drinnen die Sängerin Floria Tosca (die nicht minder gefeierte ukrainische Sopranistin Ekaterina Sannikova als Gast) ein Eifersuchtsdrama auf, hat sie im gerade entstehenden Bild ihres Geliebten Cavaradossi doch die Züge der Marchesa erkannt.
Und flüchtet sich in ihrem Schmerz, zumindest bei Hilsdorf, in die Arme des sadistischen Polizeichefs Scarpia (der russische Bariton Boris Statsenko als immer wieder gern gesehener Gast in dieser Partie hat sich zum Publikumsliebling gemausert), der in der Kirche nach dem Entflohenen fahndet, aber nur noch einen Fächer der Attavanti findet. Weshalb Cavaradossi als Mitverschwörer gesucht und von Scarpias Sohn Spoletta (der Tenor Riccardo Romeo) verhaftet wird.
Katz-und-Maus-Spiel im Folterbunker
In Scarpias Dienstsitz, dem Palazzo Farnese, hier eine bunkerähnliche Folterkammer mit schießschartenschmalen Löchern unter der Decke über einem gewaltigen Gemälde der Engelsburg, soll der Maler den Aufenthaltsort Angelottis preisgeben. Doch er widersteht übelsten Foltermethoden – bis Tosca dessen Schmerzensschreie nicht mehr aushält. Der listige Polizeichef hat sie in seinem perfiden Katz-und-Maus-Spiel um das Leben Cavaradossis gleich zweifach missbraucht: als Verräterin und als ihm Ausgelieferte. Doch bevor er Tosca vergewaltigen kann, ersticht sie ihn…
Hilsdorfs gut zweieinhalbstündige Inszenierung ist seit 2002 (!) ein Repertoire-Dauerbrenner der Rheinoper und feierte am 16. Januar 2025 als einzige Produktion zum 100. Todestag Giacomo Puccinis völlig zu Recht mit stehenden Ovationen gefeierte Wiederaufnahme-Premiere in Düsseldorf. Weil sie einerseits der entfesselten Musik Puccinis den Raum gibt für die emotionalen Ausnahmezustände des Protagonisten-Trios, sich andererseits aber Freiräume zugesteht, welche die Ausbrüche in Orkanstärke auf ein menschliches Maß zurückführen.
Um nicht zu viel zu verraten drei paradigmatische Beispiele. Toscas Eifersuchtsausbruch im 1. Akt ist bewusst überdreht gespielt, um Cavaradossis Reaktion zu testen. In Scarpias Bunker repariert ein Handwerker das kleine Wasserbecken im Hintergrund, in dem sich später jemand die Hände in Unschuld wäscht. Und im 3. Akt scheint Scarpia auch posthum noch unverwüstlich zu sein: das Böse lässt sich nicht mit einem Messerstich allein aus der Welt schaffen.
Hervorragende Gesangssolisten
Forever young: Unter der musikalischen Leitung von Péter Halász hat diese zwanzig Jahre alte Inszenierung samt offenem Schluss kein Staubkörnchen angesetzt. Was naturgemäß auch an den hervorragenden Gesangssolisten liegt. Im Februar 2025 übernimmt der russische Bariton Alexey Zelenkov die Rolle des perfiden Polizeichefs in Düsseldorf. Er ist neu im Ensemble der Rheinoper, feiert in dieser Partie gerade im Essener Aalto wahre Triumphe und ist zum Auftakt dieser Saison schon vielfach als Nabucco in Düsseldorf umjubelt worden. Der aus dem Iran stammende und in Kalifornien aufgewachsene Anooshah Golesorkhi verkörpert den Scarpia in den drei Vorstellungen im Theater Duisburg.
Alternierend mit Ekaterina Sannikova singt die armenische Sopranistin Liana Aleksanyan die Titelpartie in Puccinis Oper. Nachdem Young Woo Kim mit dem Cavaradossi sein Hausdebüt an der Deutschen Oper am Rhein gegeben hat, übernehmen mit dem Georgier Irakli Kakhidze und später mit dem in Barcelona geborenen Xavier Moreno, der diese Partie aktuell in der Essener Aalto-Oper singt, zwei Gäste vom Nationaltheater Mannheim die große Tenorpartie.
Vorstellungen im Opernhaus Düsseldorf
Die weiteren Vorstellungen im Opernhaus Düsseldorf:
- Samstag, 18. Januar 2025, 19.30 Uhr
- Samstag, 25. Januar 2025, 19.30 Uhr
- Freitag, 31. Januar 2025, 19.30 Uhr
- Sonntag, 16. Februar 2025, 15 Uhr
- Donnerstag, 20. Februar 2026, 19.30 Uhr
Karten online oder Tel. 0211 - 8925211
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- Donnerstag, 20. Februar 2025, um 19:30 Uhr
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- Samstag, 18. Januar 2025, um 19:30 Uhr
- Samstag, 25. Januar 2025, um 19:30 Uhr
- Freitag, 31. Januar 2025, um 19:30 Uhr
Vorstellungen im Theater Duisburg
Die weiteren Vorstellungen im Theater Duisburg:
- Donnerstag, 27. Februar 2025, 19.30 Uhr
- Freitag, 7. März 2025, 19.30 Uhr
- Donnerstag, 17. April 2025, 19.30 Uhr
Karten online oder Tel. 0203 - 28362100.
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- Freitag, 7. März 2025, um 19:30 Uhr
- Donnerstag, 17. April 2025, um 19:30 Uhr