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Dr. Alexandra Dittmann-Balcar.

Trauma-Ambulanzen bieten Hilfe an

Münster/Marsberg. Für Gäste, Angestellte und Passanten war die Amok-Fahrt am Kiepenkerl-Denkmal in Münster ein schockierendes Erlebnis (halloherne berichtete). Dass für die Betroffenen daraus nicht ein Trauma wird, das deren weiteres Leben belastet und ihren Alltag beeinflusst - dabei können die Trauma-Ambulanzen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe( LWL) helfen. Dr. Alexandra Dittmann-Balcar arbeitet als Diplom-Psychologin in der LWL-Institutsambulanz in Marsberg. Sie weiß, welche Folgen solche aufwühlenden Erlebnisse bei den Betroffenen haben und wie man ihnen helfen kann.

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Welche psychischen Belastungen treten nach einem solchen Vorfall bei Betroffenen auf?

Ein psychisches Trauma kann als Reaktion auf eine Gewalt-Erfahrung auftreten, die bei nahezu jedem Menschen Todesangst, extreme Hilflosigkeit und Kontrollverlust auslösen würde. Die Reaktionen der Betroffenen sind sehr unterschiedlich. Während die einen eine extreme Übererregung verspüren und nicht mehr zur Ruhe kommen können, reagieren andere wie eingefroren, ziehen sich zurück und werden still. Die meisten berichten von sich aufdrängenden Bildern und Erinnerungen an das Trauma sowohl im Wachzustand als auch in Form von Albträumen. Ängste und innere Anspannung führen zu Schlaflosigkeit und Konzentrationsstörungen, teilweise tritt auch eine deutliche Reizbarkeit auf. Während diese Reaktionen zu Anfang als extrem empfunden werden, klingen sie dennoch bei den meisten Menschen innerhalb der nächsten Tage von allein wieder ab.

Wem und wie können Trauma-Ambulanzen da helfen?

Die Trauma-Ambulanzen stehen allen akut von einer Traumatisierung betroffenen Personen offen. Im ersten Schritt beraten und informieren wir, da sich viele Betroffene mit ihren Symptomen selbst als sehr fremd empfinden. Die Betreuung in den ersten Tagen nach einer Traumatisierung hat vor allem einen gesundheitsfördernden Zweck: Menschen sollen dabei unterstützt werden, ihre Selbstheilungskräfte wieder aktivieren zu können. Bei vielen Menschen reichen hierbei schon zwei bis fünf Sitzungen aus. Wenn die Selbsterholung ins Stocken gerät, folgt die Behandlung mit psychotherapeutischen Techniken, um sie wieder voran zu bringen. Falls erforderlich, werden Betroffene nach einer traumatherapeutischen Kurzzeittherapie in eine Langzeittherapie vermittelt.

Was sind Trauma-Ambulanzen?

Traumaambulanzen sind psychiatrische Spezialambulanzen, die in allgemeinpsychiatrische Institutsambulanzen integriert sind. Hier behandeln zum Thema Trauma-Folgestörungen weitergebildete Spezialisten vor allem die akuten Folgen einer schweren psychischen Belastung wie etwa einer Gewalttat oder eines Arbeits-Unfalls.

Wer bekommt dort Hilfe?

Ursprünglich wurden in NRW die Trauma-Ambulanzen in Kooperation mit den Ämtern für Soziales Entschädigungsrecht ins Leben gerufen, um Opfern von schweren Gewalttaten wie z.B. Vergewaltigungen oder Mordversuchen so schnell wie möglich eine psychische Erstbehandlung zu ermöglichen. Grundsätzlich kann sich aber jeder, der von einer akuten Traumatisierung betroffen ist, an die nächstgelegene Traumaambulanz wenden. - zu den Trauma-Ambulanzen.

Mittwoch, 11. April 2018 | Quelle: LWL