Hunderte gegen Rechtsextreme - der letzte Protest in 2019
"... um dem ganzen Spuk ein Ende zu bereiten."
Am Dienstagabend (17.12.2019) stand die Herner Innenstadt wieder ganz im Zeichen des breiten Protestes gegen den Aufmarsch der rechtsextremen Bewegung Stark für Herne. Wie seit vielen Wochen trafen sich Bürger unterschiedlicher Couleur, um ein Zeichen für gesellschaftlichen Pluralismus und eine demokratische Kultur zu setzen.
Zuvor fand vor der Kreuzkirche am Europaplatz das ökumenische Friedensgebet mit dem katholischen Pfarrer Thomas und Pogel und der evangelischen Pfarrerin Katharina Henke statt. Ihr gemeinsames Gebet war überschrieben mit Lass uns zusammenstehen und ein Zeichen setzen. Thomas Poggel bedankte sich, auch angesichts der besinnlichen Adventszeit und des bevorstehenden Weihnachtsfestes, bei den rund 200 Christen für ihre unermüdliche Teilnahme und forderte sie auf „friedlich widerständig" zu sein. Gebete und Gesang werden auch im kommenden Jahr fortgeführt, um einen Impuls in die Stadt hinein zu geben. Getragen von einer friedvollen, besinnlichen Stimmung war dies wiederum ein deutliches Zeichen gegen den aggressiven Aufmarsch der Rechtsextremisten. Es folgte eine Lichterprozession der Teilnehmer zum Oval auf der Bahnhofstraße, wo das Bündnis Herne wartete.
Dort wurden wieder, gegen den ausdrücklich formulierten Konsens des Bündnis Herne, Fahnen einer Kleinstpartei gezeigt. Das Bündnis Herne versteht sich im Kampf gegen den Rechtsextremismus als gesellschaftlich übergreifend und verzichtet daher ganz bewusst auf Symbole von politischen Parteien. Zahlreiche Bündnis- und Kirchenvertreter stellten sich auf Distanz und quittierten die Weigerung, diese Parteifahnen einzurollen, mit Unverständnis und Kopfschütteln.
Vom Bündnis Herne gab es diesmal kleine Geschenke: Papiertütchen als „Demo Kit" mit einer Trillferpfeife für den lautstarken Protest. Weitaus melodischer war dann, passend zum Advent, das gemeinsame Singen von Weihnachtsliedern. Dazu begleitete das Publikum, wie schon zuvor am Europaplatz, der evangelische Kantor Wolfgang Flunkert am Keybord. So viel bürgerliche Stimmung war der Gruppe um den Fahnenträgern offensichtlich zu viel. Sie verließen den Versammlungsplatz, um an anderer Stelle zu demonstrieren.
Von der Bahnhofstraße gingen die Teilnehmer dann geschlossen zur Markgrafenstraße, wo ein energischer Protest den Teilnehmern des rechtsextremen Umzugs deutlich machte, dass sie in Herne nicht willkommen sind.
Unterdessen zogen nur rund 35 Vertreter des rechtsextremen Spektrums, vom Bahnhof kommend und in Polizeibegleitung, am Rande der Innenstadt entlang. Das war wenig erfreulich, da sich diese auf ihrem Marschweg in aufgeheizter, pöbelnder und geradezu krawalliger Stimmung präsentierten. Es hagelte Beleidigungen und Stinkefinger. In ihrem Verhalten alles andere als „besorgte Bürger" - als die sie sich gerne bezeichnen. Besonders an der Bebelstraße ging es zeitweilig hoch her. Dort verhinderte die Polizei Übergriffe auf Gegendemonstranten.
Aus polizeilicher Sicht verlief das Demonstrations-Geschehen an diesem Abend nicht ganz störungsfrei: es gab eine Strafanzeige wegen einer Beleidigung gegen einen Polizisten und an der Cranger Straße gingen an drei Autos - einem Transporter und zwei Pkw - die Scheiben zu Bruch und zusätzlich wurden die Autos mit Farbe besprüht. Hier wurden drei Strafanzeigen gestellt.
Weiter geht es im neuen Jahr am 7. Januar mit dem ökumenischen Friedensgottesdienst an der Kreuzkirche ab 17:30 Uhr. Es folgt die Versammlung des Bündnis Herne eine halbe Stunde später.