
Die Fidelen Horster im Mondpalast
Und ewig rauschen die Gelder
Erik lässt nichts aus – und Carsten ist tot: Nach drei turbulenten, die Lachmuskeln beinahe ununterbrochen strapazierenden Stunden ist die Neuproduktion des Theatervereins Fidele Horst am Freitag (25. April) mit stehenden Ovationen im Wanne-Eickeler Mondpalast gefeiert worden. Für die weiteren sechs Vorstellungen an der Wilhelmstraße 26 gibt es noch Karten an der Abendkasse bzw. ab Montag, 28. April 2025, auch unter Tel. 02325 – 3776315 (Mo 17-19, Mi 18-20 Uhr) sowie rund um die Uhr auf der Homepage theater-fidele-horst.de.
Aberwitzige Komödie

„Ich wär so gerne Millionär“: In Michael Cooneys aberwitziger Verwechslungs- und Verwandlungskomödie „Und ewig rauschen die Gelder“, von Tobias Weichert mit einem brillanten zehnköpfigen Amateurensemble inszeniert, bringt es Erik Schultz (rastellihafter Überlebenskünstler: René Lehringer) schon seit zwei Jahren nicht übers Herz, seiner Gattin Linda (eine Bank: Manu Kempin) zu gestehen, dass er seinen Job bei den Stadtwerken verloren hat.
Als mit Karl-Heinz Weber (stocksteifer Bürokrat: Norbert Mechnig) ein Außenprüfer des Sozialamtes naturgemäß unangekündigt auf der Matte steht, bricht nicht nur das Kartenhaus linkerhand des Sofas, zentrales Requisit der einmal mehr gediegenen Ausstattung von Dennis Fabri, Daniel Grundmann und Jens Kempin (Bühne) sowie Annette Holz (Kostüme), zusammen. Denn mit Eriks schier grenzenlos kreativem Sozialbetrug scheint es nun schlagartig vorbei zu sein.
Verwandlungskünstler
Hat er doch beim Bezug von Alters-, Invaliden-, Unfall- und Frührente über Schlechtwetter-, Kranken-, Wohn- und Kindergeld bis hin zur Schulmilch nichts ausgelassen, um bei den Ämtern kräftig abzukassieren. Für Personen, die es gar nicht (mehr) gibt wie der vor Jahren nach Kanada ausgewanderte Untermieter Thomas Meier. Oder solche, die es noch nie gegeben hat wie die vielköpfige Familie von Carsten Bach (atemberaubender Verwandlungskünstler: Sebastian Krug), dem angeblich taub gewordenen und daher dauerarbeitslosen Klavierstimmer als Meier-Nachmieter im Dachgeschoss. Der im wahren Leben einen Kiosk führt und kurz vor der Hochzeit mit Carla Kluge (Yvonne Grundmann) steht.

Der Amtsschimmel wiehert
Da wiehert doch der Amtsschimmel: Der gutgläubige, nicht aus der Ruhe zu bringende Karl-Heinz Weber behauptet, dass „sämtliche Ämter eng miteinander vernetzt“ sind, weshalb er die unwahrscheinlichsten Geschichten für bare Münze nimmt. Dabei hat Erik Schultz eine Viertel Million im Jahr steuerfrei kassiert und zusammen mit seinem „Geschäftspartner“ Onkel Jupp (gewiefter Hausmeister im Krankenhaus: Fidele Horst-Urgestein Klaus-Dieter Twiehoff) die ergaunerten medizinischen Hilfsmittel auch noch übers Internet verhökert.
Der nackte Wahnsinn, um den Boulevardautor Michael Frayn zu zitieren, zieht immer weitere Kreise, als mit Sandra Gonczak (empathische Kümmerin: Melina Weichert) eine Familienfürsorgerin, mit der jungen Gothic-Lady Lilli Ford („Wir kommen wenn sie gehen“: Isa Fabri) eine Bestatterin und mit Dr. Petra Krappmann (beflissene Therapeutin: Annette Holz) eine Partnerschaftsmoderatorin die Schultz-Wohnung bevölkern, womit zumindest annähernd die amtlich gemeldete Bewohnerzahl erreicht wird. Für den Höhepunkt – und einen hier natürlich nicht gespoilerten Knalleffekt – sorgt Publikumsliebling Yasmin Pabst…
Kein Auge bleibt trocken
„Haltet die Leiche!“: Frühstückskorn spielt beim „Hammer-Finale“ eines Stücks, das schon 2020 auf dem Spielplan der fidelen Horster gestanden hat, eine nicht unwichtige Rolle. „Und ewig rauschen die Gelder“ musste einen Monat vor der Premiere wegen Corona abgesagt werden. Die 143. Inszenierung in der über einhundertjährigen Geschichte des 1919 in Wanne-Eickel gegründeten Theatervereins ist nun fünf Jahre später mit sieben Neubesetzungen herausgekommen – ein Bombenerfolg, bei dem kein Auge trocken geblieben ist. Er sollte den Thespisjüngern Mut für die Zukunft machen, auch wenn der Kartenvorverkauf in den Osterferien enttäuschend verlief. Bis jetzt: die Mund-zu-Mund-Propaganda nach der gefeierten Premiere wird sicherlich einiges bewirken.
Wie der Vater, so der Sohn
Nach den beiden Erfolgsproduktionen „Doppelt leben hält besser“ (2007) und „Funny Money“ (2011) von Ray Cooney hat Fidele Horst auch mit dem bekanntesten Drama seines Sohnes Michael Cooney reüssiert. Der gebürtige Londoner des Jahrgangs 1967 ist auch ein gefragter Drehbuchautor und Regisseur, seine bekanntesten Filme sind „Identity“ (2003), „The I Inside“ (2004) und „Shelter“ (2010). Die Farce „Cash on Delivery“ („Zahlung per Nachnahme“), so der Originaltitel, ist am 7. September 1993 am Theatre Royal Windsor uraufgeführt worden, die Deutschsprachige Erstaufführung fand unter dem Titel „Und ewig rauschen die Gelder“ bereits am 2. Dezember 1993 in der Kleinen Komödie Wien statt.
Es folgen noch sechs Vorstellungen im Mondpalast

Karten unter theater-fidele-horst.de, im Stadtmarketing-Ticketshop Kirchhofstraße 5, bei Optik Jörden, Hauptstraße 242 und im Reisebüro Wieczorek, Edmund-Weber-Straße 193-195.
- Samstag, 26. April, 19 Uhr
- Sonntag, 27. April, 17 Uhr
- Donnerstag, 1. Mai, 17 Uhr ( 2 Euro Ermäßigung)
- Freitag, 2. Mai, 19 Uhr (mit Gebärdensprachdolmetschern)
- Samstag, 3. Mai, 19 Uhr
- Sonntag, 4. Mai 2025, 17 Uhr
Weitere Termine (5) anzeigen...
- Sonntag, 27. April 2025, um 17 Uhr
- Donnerstag, 1. Mai 2025, um 17 Uhr
- Freitag, 2. Mai 2025, um 19 Uhr
- Samstag, 3. Mai 2025, um 19 Uhr
- Sonntag, 4. Mai 2025, um 17 Uhr