
'Bekannt aus Funk und Fernsehen'
Unterwegs im städtischen Auftrag
Guido Thiel und Stefan Schröder sind Mitarbeiter der Stadttochter Entsorgung Herne und der Abteilung „Standort- und Qualitätskontrolle“ zugeteilt. Da diese Aufgabenbezeichnung für viele Menschen zu sperrig ist, sind sie eher als die „Mülldetektive“ bekannt. Seit vier Jahren ist es ihr Auftrag, illegale Müllentsorger zu enttarnen. Dazu sind sie montags und dienstags ab 4 Uhr morgens im Stadtgebiet auf der Pirsch nach illegal entsorgtem Müll. Bei einem halloherne-Treffen am Dienstag (15.6.2021) erzählen die beiden, die seit November 2020 von Alexander Rapp bei ihrer Arbeit unterstützt werden, ein wenig von ihrer Arbeit und warum ihr Arbeitstag um 4 Uhr beginnt.
„Bekanntermaßen fällt an den Wochenenden der meiste Müll an, das ist einer unserer Erfahrungswerte“, erzählt Guido Thiel. Darum fahren die Detektive an den beiden ersten Tagen der Woche regelmäßig die bekannten und beliebten Ablageplätze an. Und ab 4 Uhr sind sie deshalb unterwegs, „damit wir die Plätze und den Müll noch vor unseren Kollegen, die die Orte reinigen, in Augenschein nehmen können, denn im Müll finden sich oftmals Hinweise auf die Verursacher“, erklärt Stefan Schröder.

Finden die städtischen Angestellten Hinweise, so werden diese fotografiert und als Beweise gesichert, bevor die Kollegen von „der Reinigung“ kommen. Seinen Müll illegal zu entsorgen, das ist eine Ordnungswidrigkeit, die mit einer Geldstrafe belegt wird und in der Regel bei etwa 150 Euro liegt.
Haben die drei ihre 'Müll-Entdeckungs-Tour' beendet, beginnt für sie ihr Innendienst. Dann müssen Berichte geschrieben werden. Darin steht genau was sie wo gefunden haben, die Uhrzeit muss dazu und falls sie Fotos gemacht haben, kommen auch die dazu. Alles zusammen wird zur Bußgeldstelle geschickt und die Kollegen dort leiten anschließend das Ordnungswidrigkeitsverfahren ein.
An den weiteren Tagen sind sie auch in Sachen Müll unterwegs und ermitteln vor Ort. „Dann gehen wir den Beschwerden nach, die uns gemeldet werden. Das geschieht entweder per Telefon, per Mail oder über die App der Entsorgung", erzählen die Mülldetektive. Sie schauen nun, ob der Sperrmüll oder auch die gelben Säcke wirklich zu früh an den Straßenrand gestellt wurden und sie gehen den Hinweisen von wilden Müllkippen nach. Liegt der gemeldete Müll in der Wildnis, wird auch hier nach Hinweisen auf die Verursacher gesucht. „Liegt der Müll allerdings in einem Wohngebiet“, erklärt Stefan Schröder, „dann schellen wir an und fragen die Bürger, ob sie etwas gesehen haben.“

Angefeindet wurden die drei bisher nicht, erzählen sie. Es sei eher so, dass die Bürger sich freuen, wenn sie kommen und nach dem Rechten sehen. „Mittlerweile sind wir vielen Bürgern bekannt, das kommt uns zugute“, erzählt Guido Thiel. Das Fernsehen klopfe nämlich in regelmäßigen Abständen bei der Entsorgung an und fragt nach Drehterminen mit den Herner Mülldetektiven. Fast scheint es, als gäben sich die Fernsehteams - ZDF, Kabel Eins, ProSieben - die Klinke in die Hand. „Wir haben gerade unseren zehnten Dreh gehabt“, erzählt Guido Thiel.
Wobei der neue Kollege lieber noch im Hintergrund agiert. „Ich bin noch nicht so bekannt, das kommt unserer Arbeit durchaus zugute“, erzählt Alexander Rapp. Da Rapp eher inkognito unterwegs sein kann, könne er Müllsünder auch auf frischer Tat erwischen. Darum beobachtet Rapp an manchen Tagen bestimmte Ablageorte. Ist ein Container voll, so hat nämlich jeder Bürger die Pflicht, seinen Müll zum nächsten Container zu bringen. Auf keinen Fall darf er ihn neben den vollen Container ablegen - was allerdings gerne immer wieder gemacht wird.

Dass während der Corona-Pandemie die Online-Bestellungen zugenommen haben, das macht sich auch durch einen erhöhten Kartonagen-Anteil rund um die Papiercontainer bemerkbar, erzählen die Detektive. „Aber auch die Altkleider-Container werden immer voller und wir können uns nur wundern, wie viel Kleidung weggeschmissen wird“, erzählt Alexander Rapp. Wobei in diesen Containern nicht nur Altkleider landen, sie werden oft zweckentfremdet. Und nicht nur einmal wurden kleine Kinder darin entdeckt, die in den Säcken nach brauchbarer Kleidung wühlten, während die Eltern davor standen.
Im Jahr 2020 wurde insgesamt in 1.084 Fällen eine „Einleitung eines Bußgeldverfahrens“ an das Ordnungsamt weitergeleitet. Davon wurden bis Mitte Juni 2021 insgesamt 307 bezahlt, 468 wurden eingestellt und der Rest ist noch offen.