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Das Team der Verbraucherzentrale Herne (v.l.): Bianca Pilath (Beraterin allg. Verbraucherrecht), Silke Gerstler (Umweltberaterin), Veronika Hensing (Leitung), Stefanie Smollong (Büroassistenz) und Silvia Fischer (Beratungsassistenz).

3.965 Mal Rat und Hilfe im Jahr 2023 bei Verbraucherproblemen

Verbraucherzentrale Herne zieht Bilanz

Stimmt meine Heizkostenabrechnung? Hat der Energieversorger die Abschläge für Strom und Gas korrekt berechnet? Was tun, wenn ich eine hohe Nachzahlung nicht begleichen kann? Fragen und Probleme rund um die Energiekrise prägten 2023 die Arbeit der Verbraucherzentrale Herne. „Ob zu Abrechnungen, Preisbremsen oder rechtlichen Fallstricken: Anfragen erreichten uns aus allen Bevölkerungsschichten“, berichtet Veronika Hensing, Leiterin der Beratungsstelle Herne, bei der Vorstellung der Jahresbilanz.

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22 Prozent der Anfragen fielen auf den Bereiche 'Engergie'

3.965 Mal wendeten sich Menschen im vergangenen Jahr an die Verbraucherzentrale Herne. Allein 22 Prozent Prozent der Anfragen entfielen auf den Bereich Energie. Zwar sanken im Jahresverlauf die Preise für Strom, Erdgas und Heizöl wieder, doch die wechselnden Regelungen zu den Energiehilfen mussten häufig individuell erklärt werden, damit die Bürger davon profitieren konnten. Zudem waren viele Menschen mit hohen Nachzahlungen konfrontiert. Zeitnahe Reaktion und Hilfe - auch im Verbund mit kommunalen Partnern - war bei akuten finanziellen Notlagen gefragt.

„Daneben gab es aber auch die ganze Bandbreite weiterer Anliegen, etwa Probleme mit untergeschobenen Verträgen, neue Betrugsmaschen, Fragen rund um Telefon und Internet oder Ärger um Onlinekäufe“, so Veronika Hensing. Beispielsweise hätten Werbebriefe des Düsseldorfer Telekommunikationsanbieters 1N Telecom für Irritation gesorgt. „Aufgrund der Namensähnlichkeit stimmten viele Verbraucher ungewollt einem Vertragswechsel von der Deutschen Telekom zu 1N Telecom zu und wurden anschließend sogar mit Schadensersatzforderungen konfrontiert“, erklärt die Beratungsstellenleiterin. Die Verbraucherzentrale half Ratsuchenden mit Informationen über Widerrufsmöglichkeiten und Zahlungspflichten.

Die Verbraucherzentrale in Herne.

Nachfragen im Freizeitbereich

Im Freizeitbereich waren es erneut Verträge mit Fitnessstudios, die zu Nachfragen führten. Denn manche Betreiber hoben die Kosten für Mitgliedschaften zum Teil deutlich an und begründeten dies mit gestiegenen Betriebskosten oder der Lohnentwicklung. Die Beratungskräfte informierten, unter welchen Voraussetzungen und in welchem Umfang Preise in laufenden Verträgen überhaupt angehoben werden dürfen und gaben Tipps rund um Kündigungsrechte.

Viele zum Teil verzweifelte Beschwerden erreichten die Beratungsstelle von Kunden der Postbank beziehungsweise DSL Bank online. Die Probleme infolge einer IT-Umstellung betrafen unter anderem Girokonten (kein Zugang Onlinebanking, keine Ausführung von Überweisungen), die Abwicklung von Nachlässen, Pfändungsschutzkonten (unberechtigt gesperrte Konten, wochenlang fehlende Freibeträge) und Immobilienfinanzierungen. Die Verbraucherzentrale NRW riet bei Pfändungsschutzkonten zur Klage auf Auszahlung des Kontoguthabens, die Beratungsstelle unterstützte mit Formulierungshilfen – „häufig konnten wir damit direkt helfen“, berichtet Veronika Hensing.

Neben Schadensbegrenzung steht Aufklärung im Fokus

Wenn die Rückerstattung des Kaufpreises bei Retouren nicht klappte, bedrohlich klingende Schreiben von Inkassounternehmen im Briefkasten landeten oder mit obskuren Mails Daten „abgefischt“ und missbräuchlich verwendet wurden, war die Beratungsstelle ebenfalls mit Rat und Tat zur Stelle. „Schadensbegrenzung ist dann oft das Gebot der Stunde. Aber ganz wichtig ist uns auch die präventive Arbeit“, erläutert Veronika Hensing.

Beispielsweise informierte die Beratungsstelle im Rahmen des Weltverbrauchertags unter dem Motto „Vorsicht Kreditfallen“ über riskante Kleinkredite oder rückte die Tücken von „Buy now – pay later“-Modellen im Internethandel in den Blick. Ebenfalls im Fokus: die 2023 gestartete Bonify-App der Schufa. Verbraucher können damit kostenlos den eigenen Schufa-Basisscore abrufen, „bezahlen“ aber mit sensiblen Daten. Die Empfehlung lautete daher, den Score-Wert besser durch eine kostenlose Anfrage direkt bei der Schufa zu überprüfen.

Erfolgreich für Ansprüche von Verbraucher eingesetzt

Insgesamt haben sich die Verbraucherschützerinnen aus Herne im vergangenen Jahr bei rund 1247 Rechtsberatungen und -vertretungen zumeist erfolgreich für die berechtigten Ansprüche von Ratsuchenden eingesetzt. Rund 88.000 Euro konnten hierbei für die Herner zurück erstritten werden.

Ansprechpartnerin persönlich, online und am Telefon

Von Online-Vorträgen, Sprechstunden, Videochat-Beratungen sowie von den laufend aktualisierten Informationen, Rechentools und interaktiven Musterbriefen auf der Internetseite der Verbraucherzentrale NRW profitierten auch die Herner. Neben den unmittelbar an die Beratungsstelle herangetragenen Anliegen gab es zusätzlich 202 Anfragen am landesweiten Servicetelefon und über das zentrale Kontaktformular. Bei 64 Veranstaltungen und Aktionen waren die Beratungskräfte vor Ort präsent und im Gespräch mit den Bürgen.

Lokale Besonderheit

Angesichts der großen Nachfrage sei es besonders erfreulich und wichtig, so Veronika Hensing, dass die Stadt Herne den Finanzierungsvertrag bis 2028 verlängert habe.

Ausblick auf aktuelle Themen

Aktuell erreichen die Beratungsstelle viele Anfragen zu dem Wegfall des Nebenkostenprivilegs und Glasfaseranschlüssen. Hier besteht eine große Unsicherheit bei den Verbrauchern welche Verträge tatsächlich Sinn machen und wichtig sind. Diese Unsicherheit wird wiederum von unseriösen Haustürbesuchen und Werbeanrufen gewiefter Vertriebler derzeit kärftig ausgenutzt wird.

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Mehr Mehrweg

Unter dem Motto „Schon Mehrweg probiert?“ warb die Umweltberatung darum, in Herne gemeinsam den Weg zu mehr Mehrweg zu gehen. Zwar sind Gastronomiebetriebe ab einer gewissen Größe und Mitarbeitendenzahl seit 1. Januar 2023 dazu verpflichtet, neben Einwegverpackungen aus Plastik auch eine Mehrweg-Alternative bereit zu halten. Doch ein Markt-Check ergab eine oftmals mangelhafte Umsetzung.

Freitag, 5. Juli 2024 | Quelle: Verbraucherzentrale Herne