Überschuldungsquote mit 15,8 Prozent ungebrochen hoch
Viel Arbeit für die Schuldnerberatung
Die Verantwortlichen der Schuldnerberatung, dem Fachbereich des Evangelischen Kirchenkreises Herne, haben kürzlich ihren Bericht für das Jahr 2024 für Herne veröffentlicht. Aus diesem geht hervor, dass die Überschuldungsquote in Herne ungebrochen hoch ist. Im Vergleich zu 2023 ist sie mit 15,84 Prozent auch um 0,21 Prozent angestiegen. Überhaupt ist sie fast doppelt so hoch wie die deutschlandweite Quote mit 8,09 Prozent. Die Prozentzahlen beziehen sich dabei auf Angaben von Creditreform.
Arbeitslosigkeit ein Hauptgrund für Verschuldung
Deutschlandweit hingegen seien knapp 5,5 Millionen Personen überschuldet, das seien rund 8 Prozent aller Erwachsenen. Dies sei ein neuer Tiefstand. In Herne sei ein Hauptgrund für die Überschuldung die Arbeitslosigkeit. Bei 47 Prozent der Ratsuchenden sei dies die Ursache der Verschuldung. Weitere Hauptursachen seien längerfristiges Niedrigeinkommen sowie unwirtschaftliche Haushaltsführung.
Steigende Preise für Lebenshaltungskosten, Gas und Strom sorgten aus Sicht der Schuldnerberatung dafür, dass immer mehr Menschen ihre monatlichen Kosten nicht tragen können und Probleme mit hohen Jahresabrechnungen für Gas und Strom bekommen. Vor allem die dauerhaft Überschuldeten aus unteren sozialen Schichten haben unter der Preisentwicklung zu leiden.
Aber auch Menschen, die vorher keine Probleme mit ihren Finanzen hatten, sind gefährdeter. „Wir erleben, dass Menschen die auch knapp 2.000 Euro verdienen, aufgrund der Preissteigerungen an ihre finanziellen Grenzen kommen“, macht Andrea Leyk von der Schuldnerberatung im Gespräch mit halloherne deutlich.
Durchschnittsverschuldung liegt bei rund 36.582 Euro
Insgesamt seien durch die Schuldnerberatung 884 Personen betreut worden, darunter waren 408 Frauen und 476 Männer. In den 884 Betreuungen sind 123 Beratungen zum Pfändungsschutzkonto enthalten.
Die Gesamt- und Durchschnittsverschuldung ergibt sich aus 761 Schuldner- und Insolvenzberatungen. Für die Verfahren dieser Personen erfolgte eine Kontaktaufnahme mit insgesamt 10.682 Gläubigern. Die Höhe der Gesamtverschuldung der Klienten ergab in Summe 27.838.753 Euro. Das entspricht einer Durchschnittsverschuldung von rund 36.600 Euro.
Informations- und Präventionsveranstaltungen
Im Jahr 2024 fanden zwölf Informations- und Präventionsveranstaltungen mit 350 Teilnehmern statt. Die Aktionswoche der Schuldnerberatung stand im Jahr 2024 beispielsweise unter dem Motto 'Buy now, Inkasso später - mit einem Klick in die Schuldenfalle'.
Hierbei wird Bezug auf Buy Now, Pay Later genommen, dabei handelt es sich um ein Finanzierungsmodell, bei dem der Käufer sofort etwas kaufen, aber die Zahlung erst später tätigt. Jedoch würden Käufer bei den vielen verschiedenen Finanzierungs- und Zahlungsmöglichkeiten den Überblick verlieren und so in die Schuldenfalle geraten.
„Besonders junge Menschen sind davon betroffen. Sie lassen sich schnell von den Angeboten täuschen und nehmen so mehrere kleine Ratenzahlungsangebote von 20 bis 30 Euro an und in der Menge läppern die sich. Sie verlieren den Überblick und können aufgrund eines geringen Einkommens beispielsweise als Azubi ihre Raten nicht zurückzahlen und das Inkassounternehmen steht vor der Tür“, berichtet Leyk von der Situation von verschuldeten jungen Menschen. Deshalb setze die Schuldnerberatung auch auf Präventionsarbeit in Schulen.
Niemand muss sich für seine Lage schämen
Ferner macht Andrea Leyk deutlich, eine frühzeitige Beratung sei wichtig. „Ich würde Menschen, bei denen ein Verlust über den Überblick über die Finanzen droht, raten: Kommen Sie lieber früher zu uns, als zu spät.“
Der Fachbereich sei mittlerweile so gut aufgestellt, dass niemand länger als zwei Wochen auf einen Termin warten müsse. „Niemand muss sich schämen, zu uns zu kommen. Wir wollen mit den Betroffenen gemeinsam an Lösungen und Wegen aus der Überschuldung arbeiten“, sagt Andrea Leyk abschließend.
