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Die Verbraucherzentrale Herne an der Freiligrathstraße hatte im Jahr 2022 viel zu tun - die Hauptschuld lag bei der Energiekrise und der Inflation.

Energiekrise und Inflation lassen Anfragen in die Höhe steigen

Viel Arbeit für die Verbraucherzentrale

Das Jahr 2022 war für die Herner Beratungsstelle der Verbraucherzentrale ein sehr arbeitsintensives. Vor allem die hohen Energiepreise, als auch die gestiegene Inflation haben zu einer hohen Belastung bei den Bürgern geführt. Im gesamten Jahr wandten sich 4.125 Ratssuchende an die Verbraucherzentrale (VZ), die an der Freiligrathstraße beheimatet ist, um Informationen und Rechtsberatungen zu erhalten.

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Das Beispiel Strom: „Früher hatten wir fünf angekündigte Stromsperren pro Jahr - nun waren es fünf pro Woche“, blickt Veronika Hensing, Leiterin der Beratungsstelle, im halloherne-Gespräch auf das Jahr zurück. Dazu kamen noch die Ausläufer von Corona: „Zusätzlich zur Pandemie haben wir ein Krisenjahr erlebt, das bei vielen Menschen bestehende Probleme verschärft und neue aufgetan hat.“

Fortbildungen und mehr digitale Angebote

Gasmangellage, Lieferstopps, massenhafte Preiserhöhungsschreiben der Energieversorger, Entlastungspakete: Die Herausforderungen waren groß. „Mit laufenden Fortbildungen einerseits und der Weiterentwicklung digitaler Angebote andererseits konnten wir qualifiziert und zeitnah auf die vielfältigen Fragen und Sorgen eingehen“, sagt Umweltberaterin Silke Gerstler.

Das sieht auch Hensing so: „Musterbriefe und Abschlagsrechner online sind nur zwei Beispiele. Wir mussten mehr digitale Angebote einfließen lassen, da die Nachfrage zu groß wurde.“ So seien Onlinevorträge oft genutzt worden und eine ideale Ergänzung, um gleichzeitig mehrere Leute beraten zu können. Die Wartezeit auf einen persönlichen Termin habe stellenweise drei Monate betragen. Die Beratungen selbst haben, bedingt durch verschiedene Krisenherde, auch länger gedauert, als früher.

Das Beratungsteam der Verbraucherzentrale Herne: (v.li.) Bianca Pilath, Verbraucherberaterin, Veronika Hensing, Leiterin der Herner Geschäftsstelle und Silke Gerstler, Umweltberaterin.

Allein die Energieberatungen hätten sich von 2021 zu 2022 vervierfacht. Im Schnitt dreimal mehr als zuvor mussten die Haushalte 2022 für Gas bezahlen, für Strom etwa doppelt so viel. Nicht nur Menschen mit geringen Einkommen brachte das in finanzielle Nöte.

117.000 Euro wieder zurückgeholt

Gleichzeitig präsentiert die Verbraucherzentrale aber auch erfreuliche Zahlen: Der Streitwert bei Verträgen, Fakeshops im Internet, betrügerischen Inkassoschreiben und anderen Beispielen habe bei rund 151.000 Euro gelegen - 117.000 Euro habe die VZ wieder in den Geldbeutel der Herner zurückholen können. Angesichts der großen Nachfrage ist es besonders erfreulich und wichtig, so Veronika Hensing, dass die Stadt Herne jüngst den Finanzierungsvertrag bis 2028 zugestimmt habe.

Besonders die hohen Energiekosten brachten viele Verbraucher zu den Beratungen.

Stichwort Fakeshops: Hier verweist die Herner Chefin erneut auf den Fakeshop-Finder im Internet, um nicht Betrügern Geld zu überweisen und dann gar keine Ware zu erhalten.„Leider sind diese Betrüger immer noch ein Thema. Manchmal erhalten die Kunden auch einfach nur schlechte Ware und dann ist ein Widerruf oder ein Rückversand inklusive Geld-zurück-Erstattung kaum möglich“, erläutert Hensing.

Unseriöse Mobilfunkshops

Weitere „nervige“ Themen seien weiterhin unseriöse Mobilfunkshops, die trotz einer Gesetzesänderung keine Vertragszusammenfassungen herausgeben würden. Ebenso könnten Verbraucher nur noch bis Ende 2023 Geld von Fitnessstudios zurückfordern, wenn man 2020 angemeldet war und bezahlt hat, aufgrund der Corona-Lockdowns aber nicht hingehen konnte.

Unseriöse Mobilfunkanbieter sind weiterhin ein Problem.

Außerordentlich gut sei die Unterstützung bei Fragen rund um die Pflege angelaufen. Hierbei ist es beispielsweise um Pflegegrade, Pflegegeld oder Ähnliches gegangen. „Das müssen wir nun leider wieder einstampfen, da der Kollege gekündigt hat“, teilt Hensing mit.

Reiserecht war nach Corona wieder stark nachgefragt

Stark nachgefragt war auch das Reiserecht. Die teilweise chaotischen Zustände an den NRW-Flughäfen vermiesten im vergangenen Jahr vielen Flugreisenden den Urlaub. Streiks, gestrichene Verbindungen, verpasste Flieger wegen stundenlanger Wartezeiten an den Sicherheitskontrollen, verlorenes oder zu spät geliefertes Gepäck: Die Beratungsstelle klärte über Fluggastrechte auf und half bei der Forderung nach Erstattungen oder Entschädigungen.

Sehr wahrscheinlich ist, dass die Arbeit für die Beratungsstelle nicht weniger wird. Sie wird auch weiterhin die Ratsuchenden umfassend informieren - egal ob persönlich oder digital.

Donnerstag, 15. Juni 2023 | Autor: Marcel Gruteser