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Friseurbesuch in Corona-Zeiten: Inhaber Ömer Tanif (hinten) vom Haarstudio Fuat schneidet Mustafa Gün die Haare.

Blank liegende Nerven bei Kunden, der Chef ist entspannt

Viel Trubel im Friseursalon

Man kennt das Bild aus den vergangenen Wochen, wenn auch nur von anderen Branchen und Geschäften. Am Drosselweg stehen vormittags zwei Kunden, beides Männer, geschätzt zwischen 60 und 70, vor dem Haarstudio Fuat. Einer trägt eine Maske, der andere nicht. „Hinten anstellen“, sagt der eine, als der Redakteur sich mit Schutzmaske Richtung Eingang bewegt. Danke für den freundlichen Hinweis, doch nicht jeder ist zum Haare schneiden vor Ort. Drinnen ist Inhaber Ömer Tanif mitten bei der Arbeit. Der Friseur darf seit Montag (4.5.2020) wieder sein Geschäft öffnen und es brummt wenig überraschend.

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Gerade schneidet er seinem Kunden Mustafa Gün die Haare. „Es ist viel zu tun, wir sind für mehrere Tage ausgebucht“, sagt Tanif. Mehrere Mitarbeiter gehen gerade ihrer Arbeit nach, die meisten sind Frauen. Genügend Abstand wird gehalten, es bleibt überall ein Platz zwischen zwei Stühlen frei.

Seit ein paar Tagen klingelt das Telefon ununterbrochen im Salon von Tanif. Für ihn ist das gut, bedeutet das, dass nun endlich wieder Einnahmen in der Kasse kommen. Die Preise bleiben weiterhin dieselben. Die Kunden lechzen nach einem Haarschnitt, denn diese waren aufgrund der Corona-Pandemie und der geltenden Abstands- und Hygieneregelungen seit dem 23. März 2020 verboten. Unzählige Inhaber waren seitdem in einer finanziellen Krise (halloherne berichtete). Erst Ende April zeichnete sich eine vorsichtige Lockerung ab, die nun umgesetzt wurde.

Geht es an die Seiten oder die Bereiche in der Nähe, nehmen die Kunden die Schutzmaske von den Ohren ab und halten sie fest.

Im Salon Fuat nahm daher nun Mustafa Gün auf dem Friseurstuhl Platz. „Ich habe das schon vermisst“, sagt er. Normalerweise würde er alle zwei Wochen zum Haarschnitt gehen. Bereits in der vergangenen Woche habe er telefonisch einen Termin vereinbart - eine der vielen Auflagen, die Friseure nun erfüllen müssen. Zur Pflicht gehört auch das Tragen der Schutzmaske.

Kümmert sich der Friseur jedoch um die Seiten der Haare, muss der Kunde die Maske von den Ohren abnehmen und sie sich vor den Mund und die Nase mit den Händen halten. Anders geht es nicht. Doch Gün und Inhaber Ömer Tanif scheint das nicht zu stören. Geduldig hält der Kunde die Maske, während der Chef die Haare schneidet.

Doch nicht jeder ist so geduldig. Einer der beiden Männer kommt in das Geschäft - ohne Maske - und ruft aufgebracht, dass der Reporter gefälligst draußen zu warten habe, bis er an der Reihe sei. Der hatte sich aber logischerweise vorher beim Chef angemeldet und seinen Kurzbesuch angekündigt. Zusätzlich warf der ältere Herr dem Reporter vor, den Chef von der Arbeit abzuhalten, was dieser gar nicht beachtete, da er während des Gesprächs mit Schere und Kamm weiterarbeitete und dem Reporter all seine Fragen beantwortet.

Dienstag, 5. Mai 2020 | Autor: Marcel Gruteser