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Gut gefüllt: Das Foyer der Flottmann-Hallen zur Versteigerung von Fundsachen. Fahrräder, Roller und einzelne Gegenstände werden hier angeboten.

Gut besuchte Versteigerung von Fundsachen in den Flottis

Viele Fahrräder finden neue Besitzer

Zum Ersten, zum Zweiten und... zum Dritten - Zuschlag erhalten: Am Dienstag (18.4.2023) schwingt in den Flottmann-Hallen häufig der Auktionshammer. Die Stadt Herne hat mal wieder alle Schnäppchenjäger zur Versteigerung von herrenlosen Fundsachen eingeladen.

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Geschätzt 200 Personen haben sich zur frühen Uhrzeit um 10 Uhr eingefunden, die Stadt hat rund 50 Fahrräder und 20 einzelne Gegenstände aus dem Keller geholt und bringt sie nach und nach in das Foyer der „Flottis“. Chef der Versteigerung und Auktionator ist Bernd Schlöter vom Kommunalen Ordnungsdienst.

Nur Bares ist hier Wahres

Ihm zur Seite stehen einige Frauen und Männer, die beim Papierkram, bei den Fotos auf dem Beamer, beim Präsentieren der Gegenstände oder beim Einsammeln und Zählen des Geldes helfen. Übrigens gilt hier: Nur Bares ist Wahres. Wer mitbietet und eine Auktion gewinnt, aber nicht genügend Geld dabei hat, kriegt den Gegenstand nicht - dieser kommt dann erneut unter den Hammer.

Welche Nummer darf es denn sein? Mit den gelben Karten machen sich die Bieter bemerkbar.

Es geht los mit kleineren Gegenständen wie Stahlketten, Armbanduhren, einer Sonnenbrille und einer Musikbox. Schlöter preist die jeweiligen Teile an, meist startet er mit Geboten wie zehn Euro, um sich dann in kleinen Schritten hochzuarbeiten. „Die Preisgestaltung denke ich mir aus. Ich schaue kurz, in welchem Zustand beispielsweise ein Fahrrad ist und entscheide dann spontan über das Startgebot und die Preisschritte“, sagt er im Gespräch mit halloherne.

Vergleichspreissuche per Smartphone

So wechseln die einzelnen Gegenstände relativ schnell für kleines Geld den Besitzer, nach 15 Minuten sind dann die Fahrräder an der Reihe, weswegen die meisten Besucher erschienen sind. Viele googlen zeitgleich auf ihrem Smartphone nach vergleichbaren Angeboten für Neuware oder bei Ebay Kleinanzeigen. „Kommen Sie ruhig nach vorne und schauen Sie genau“, ruft Schlöter mehrmals in sein Mikrofon. Bei ein paar älteren Modellen muss er nachhelfen: „Sind wir zu früh gestartet? Schlafen Sie noch alle?“

Hat alles im Blick und das Mikrofon im Griff: (2.v.li.) Auktionator Bernd Schlöter vom Kommunalen Ordnungsdienst führt durch die Versteigerung und die Gebote.

Letztere Frage lässt sich getrost mit einem „Nein“ beantworten. Alle Räder, darunter auch ein E-Scooter (130 Euro am Ende), kommen unter die Haube. Manche für einen schmalen Betrag wie fünf oder zehn Euro. Beim Mindestbetrag ruft Schlüter auch mal: „Fünf Euro. Das ist billiger, als mit dem Bus nach Hause zu fahren.“ Besondere Mountainbikes, beispielsweise von der Firma Cube, werden für um die 200, manch eins sogar für 300 Euro verkauft.

Vier Fahrräder und eine Uhr

Nach rund einer Stunde sind alle Gegenstände weg, das Lager ist leer. Direkt vier Mal zugeschlagen hat Akin Yüksel. „Wir sind eine relativ große Familie mit fünf Personen. Daher habe ich nun vier weitere Fahrräder ersteigert“, erzählt der 23-Jährige gegenüber halloherne. „Ich bin das erste Mal dabei und habe rund 200 Euro ausgegeben. Darunter ist aber auch eine Uhr für meine Mutter.“

Von der Auktion gelesen hat er bei halloherne - dabei störte nicht nur ihn, sondern auch viele Nutzer, die bei Facebook kommentierten, der Zeitpunkt. „Dienstags um 10 Uhr müssen viele arbeiten. Ich habe mir nun hierfür extra freigenommen“, berichtet Yüksel. Immerhin hat es sich gelohnt.

Auktion an einem Wochenende nicht möglich

Angesprochen auf den für die arbeitende Bevölkerung eher unpassenden Zeitpunkt sagt Bernd Schlöter: „Anders kriegen wir es nicht hin. Sonst bieten wir die Auktion schon mal an einem Donnerstag an, an einem Wochenende ist das nicht möglich.“ Weitere Gründe gibt es dafür keine, das volle Flottmann-Foyer spricht jedoch für die Stadt, es dabei zu belassen.

Rund 200 Schnäppchenjäger sind zur Versteigerung an einem Dienstagvormittag um 10 Uhr in die Flottmann-Hallen gekommen.

Erfolgreich ist auch ein Mann, um die 45 Jahre und aus Gelsenkirchen, der seinen Namen nicht nennen möchte. Er hat drei Fahrräder gekauft und ist happy über seine Schnäppchen: „Das ist gut gelaufen. Vielleicht verkaufe ich auch welche weiter. Ich habe mich gewundert, dass ich das erste Herrenrad für 90 Euro bekommen habe.“

Räder werden bei der Polizei abgeholt und dann gelagert

Auch Schlüter zeigt sich mit dem gesamten Verlauf zufrieden, obwohl er einräumt: „Es waren etwas wenig Gebote, das waren früher deutlich mehr. Das liegt vielleicht auch an der aktuellen Situation. Dennoch haben wir nun wieder Platz im Keller.“ Einige der Räder holt er bei der Polizei ab, wenn diese sie irgendwo gefunden hat und der rechtmäßige Besitzer sich über Wochen und Monate nicht meldet.

Wie viel Geld zusammengekommen ist, kann Auktionator Bernd Schlöter direkt nach der Versteigerung noch nicht sagen. Einige Tausend Euro dürften es aber sein. Diese fließen direkt auf das Konto der Stadtkasse.

Derweil stehen auf dem Parkplatz zahlreiche Transporter, als auch Pkw mit Fahrradträgern, die beladen werden. Die neu erworbenen Drahtesel müssen schließlich nach Hause gebracht werden - sofern man nicht zu Fuß zur Veranstaltung kam und direkt nach Hause radeln kann.

Sind nicht mehr herrenlos: Drei (Damen-)Fahrräder, die ein Mann ersteigert hat.
Dienstag, 18. April 2023 | Autor: Marcel Gruteser