Anliegen von queeren Menschen in den Fokus rücken
Virtueller Christopher Street Day
Sich sicher, wahrgenommen und wertgeschätzt fühlen, ist etwas, was sich jeder Mensch wünscht. Doch noch immer ist es so, dass sich die queere Community mit Stigmatisierung, Ausgrenzung und Intoleranz auseinandersetzen muss. Auch in Herne gab es bis 2018 weder Angebote für nicht-heterosexuelle, nicht-cisgeschlechtliche Jugendliche und junge Erwachsene in der Jugendarbeit, noch gab es Beratungsstellen oder ein kulturelles Angebot.
Dies änderte sich aber durch das Aufeinandertreffen von Laron Janus, der im Masterstudiengang Urbane Kultur, Gesellschaft und Raum studiert, und Elena Franz vom Programm Demokratie leben! des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend bei einem Theater-Workshop.
Sowohl Janus als auch das Team von Demokratie leben! war es ein Anliegen, eben solche fehlende Beratungs-und Rückzugsmöglichkeiten für queere junge Menschen zu schaffen. So entstand im Jahr 2019 das Jugendforum Herne/Wanne-Eickel in den Räumlichkeiten des Stadtteilzentrums Pluto an der Wilhelmstraße als Teil des Projektes Demokratie leben! und die Idee zum ersten Christopher Street Day in Herne im Jahr 2020 (halloherne berichtete). Dieser musste aufgrund der Corona-Pandemie aber kurzfristig in Netz verlegt werden und war dennoch ein voller Erfolg für die Beteiligten und Teilnehmer (halloherne berichtete).
Am Samstag, 19. Juni 2021, folgt nun ab 12 Uhr die zweite Corona-bedingte virtuelle Veranstaltung. Eigentlich sollten in diesem Jahr endlich die Straßen erobert werden, doch die Corona-Pandemie ließ zum Zeitpunkt der Planung keine andere Möglichkeit zum Abhalten der Veranstaltung zu.
Veranstaltung ausschließlich im Internet
„Gerne hätten wir eine große Veranstaltung und einen Demonstrationszug durch Herne gemacht, aber als wir mit den Planungen begonnen haben, war nicht abzusehen, wie sich die Lage entwickeln würde", berichtet Laron Janus vom Veranstaltungsteam.
Weiter führt er aus: „So haben wir uns dann entschieden, die Veranstaltung virtuell stattfinden zu lassen. Denn 2020 hatten wir einen immensen Arbeitsaufwand und mussten dann die Veranstaltung kurzfristig absagen und ins Internet verlegen."
'Ein echter Kracher dabei'
In diesem Jahr sind beim Veranstaltungsteam wieder viele unterschiedliche Beiträge eingegangen. „Wir haben Grußworte dabei, künstlerische Beiträge und auch fachlichen Input. Es sind unter anderem Menschen aus der Politik und auch Institutionen dabei," so der Student der Theater- und Sozialwissenschaften.
Außerdem verrät er: „Wir haben einen echten Kracher im Angebot. Ein richtiger Star aus Deutschlands Fernsehprominenz wird dabei sein."
Die Beiträge werden auf den Social Media-Kanälen des CSD Herne gepostet wie Instagram, Facebook oder YouTube. „Alle sind willkommen, unsere Beiträge nicht nur anzusehen, sondern auch zu teilen und weiterzuverbreiten. Außerdem wollen wir dieses Jahr wieder dazu ermutigen, am Samstag Regenbogenflaggen zu hissen oder mit sich zu tragen", sagt Janus.
Versehen werden sollen die Beiträge mit dem Hashtag #vielfaltsichtbarmachen. „Viele große CSDs haben jedes Jahr ein neues Motto. Aber da wir noch sehr klein sind, haben wir uns für den Hashtag aus dem letzten Jahr entschieden, der den Menschen schon bekannt ist. Wir freuen uns über jeden Beitrag", erklärt Laron Janus. Thematisch beschäftige sich der CSD in diesem Jahr mit den Fragen: „Was muss sich in Herne an der Situation für queere Menschen konkret bessern? Was können wir selbst dazu beitragen?"
Ebenso lobt Janus die Zusammenarbeit des Teams: „Ich bin so stolz auf unser Team und was wir geschafft haben. Wir haben so eine tolle und wertschätzende Arbeitsatmosphäre."
Startschuss für Vereinsgründung
Der CSD soll indes auch der Startschuss für die Gründung eines Vereins für queere Menschen in Herne werden. Das Mitglied des CSD-Teams macht aber deutlich: „Es soll kein CSD-Verein werden. Ich bin sehr offen für Ideen. Der Verein könnte ein Sprachrohr für die lokale Szene werden und als Plattform für queere Menschen in Herne dienen. Mittelfristig könnte man schon schauen, wie sich der Verein zum CSD verhält. Ob vielleicht Mitglieder dann als Ordner mitlaufen wollen oder bei der medizinischen Versorgung helfen."
Insgesamt wollen die Mitglieder des Orga-Teams die Anliegen von queeren Menschen in den Fokus der Öffentlichkeit bringen und den CSD in Herne etablieren. „Man darf nicht unterschätzen, dass so ein CSD auch eine Stahlwirkung auch über die Stadtgrenzen hinaus hat", so Janus abschließend.