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Die unzähligen Mini-Menschen sind zumeist eigene Kreationen. Sie haben Kinder, tragen Mützen und Schuhe, sind verliebt oder singen vor sich hin. Leider werden immer wieder Figuren geklaut.

„Wunderland“ in der Filmwelt Herne

Vom Kindheitstraum zum Welterfolg

Schon in ihrem Spielzimmer sind die Zwillingsbrüder Gerrit und Frederik Braun ständig damit beschäftigt gewesen, auf dem heimischen Fußboden mit Bauklötzen und Legobausteinen selbsterdachte Welten zu erbauen. Sie hatten keine leichte Kindheit: die Eltern geschieden, die Mutter musste die beiden oft alleinlassen. Sodass sie sich früh in ihre eigene Welt zurückgezogen haben. 2001 erfüllen sich die inzwischen erwachsenen Brüder ihren lang ersehnten Kindheitstraum und eröffnen in der Hamburger Speicherstadt ihr „Miniatur Wunderland“: Keine Modelleisenbahnanlage, sondern eine Welt im kleinen Maßstab, in der auch Eisenbahnen unterwegs sind.

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Als erstes entsteht die Stadt Hamburg mit ihren Sehenswürdigkeiten, die sich im Ministadtrundgang erleben lässt. Die Schweiz ist zu sehen mit ihren Bergen, engen Tälern und Seen oder Venedig, der Sehnsuchtsort schlechthin mit seinen Kanälen und dem verfallenden Charme einer einst goldenen Epoche. Die Miniaturwelt wächst stetig weiter, Jahr für Jahr. Heute reicht sie von der Elbphilharmonie bis zur Antarktis. Das Projekt entwickelte sich zur größten Modelleisenbahn der Welt und wurde mit mittlerweile mehr als 1,5 Mio. Besuchern im Jahr zu einer der Publikumsmagneten in ganz Europa.

Filigrane Handarbeit ist gefragt, wenn das Hamburger Wunderland zum Leben erweckt werden soll.

Sabine Howes Dokumentarfilm „Wunderland – Vom Kindheitstraum zum Welterfolg“ bringt diese magische Welt am 7. März 2024 nun erstmals auf die große Leinwand. Über animierte Miniaturmodelle werden die Zuschauer im Kino in dieses Modellbau-Land mitgenommen, in dem die beiden Gründer als VFX-animierte Figuren durch ihre selbst erschaffenen Landschaften streifen. Der 89-minütige Film bezieht auch die berührenden Geschichten der Autobiographie „Kleine Welt, großer Traum“ der heute 56-jährigen Brüder ein, die im Hamburger Verlag Hoffmann & Campe erschien und rasch zum „Spiegel“-Bestseller wurde.

Er erzählt von den Menschen, die hinter diesem großartigen Projekt stehen, von ihrer Kreativität und ihrer Begeisterungsfähigkeit, gemeinsam diese Städte und Landschaften zu erschaffen. Denn die Brüder haben schnell Gleichgesinnte gefunden und um sich versammelt: Ihr Team besteht aus Menschen, die aus den unterschiedlichsten Berufen kommen. Ein Konditormeister hat früher Torten gebacken und modelliert, heute gestaltetet er die Bergwelt, einige waren Bauingenieure, Bauschreiner oder einfach nur Bastler. Sie alle sind von der gleichen Begeisterung angetrieben und bringen ihre Fertigkeiten und Erfahrungen ein. So liegt das Geheimnis dieses längst auch kommerziell erfolgreichen Projekts darin, dass alle, die diese Miniaturwelt mitgestalten, die Freiheit haben, ihre Kreativität auszuleben.

Im Zentrum der Dokumentation aber stehen naturgemäß Gerrit und Frederik Braun, die ihren Traum in der großen Familie der Bastler und Modellbauer weiterleben und sich nicht abwerben lassen von Angeboten, Miniaturwelten in den USA oder Dubai zu bauen. Private, bislang unveröffentlichte Archivaufnahmen bebildern die Kindheit der Brauns und zeigen ihre frühe Faszination, Alltagssituationen mit viel Liebe zum Detail nachzustellen.

Als die Brauns in New York die argentinische Familie Martinez kennenlernen, die ebenfalls passionierte Modellbauer sind, ergreifen sie die Chance, ihre Hamburger Anlage um den südamerikanischen Kontinent zu erweitern. Über den großen Teich hinweg entsteht eine ebenso leidenschaftliche wie familiäre Kooperation. Nach mehrjähriger Arbeit des Zeichnens, Bastelns, Schnippelns, Klebens und Modellierens zieht die Kulisse von Rio de Janeiro schließlich in einen Erweiterungsbau in die Hamburger Speicherstadt ein.

Dort ist inzwischen auch die urwüchsige Landschaft Patagoniens im lebensechten Modellbau zu bestaunen. Mechanisch gesteuert kämpfen sich Schiffe durch den aufgewühlten Seegang der Drake Passage, die für ihre starken Stürme berüchtigt ist. Vom berühmten Perito-Moreno-Gletscher stürzen Eisblöcke in den Lago Argentino, einem der größten Seen Argentiniens. Das Gletscher-Kalben in Patagonien ist Touristenattraktion und Warnsignal zugleich, denn dort ist live zu erleben, wie die Eismassen durch die Erderwärmung abschmelzen, denn längst ist auch der Klimawandel ein Thema im „Miniatur Wunderland“, wo längst schon wieder an weiteren, neuen Welten gebaut und getüftelt wird…

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Nach der Uraufführung am 1. Oktober 2023 beim Filmfest Hamburg kommt „Wunderland“ am 7. März 2024 in unsere Kinos – in der für eine Dokumentation ungewöhnlich hohen Zahl von 480 Kopien. Zu sehen auch in der Filmwelt Herne.

Donnerstag, 7. März 2024 | Quelle: Pitt Herrmann