Buch von Oldtimer-Fan Wolfgang Bruch über die Herner Autogeschichte
Von 'Benzingeruch und Chromglanz'
Ein unscheinbarer Herner Hinterhof im Dezember 2022. Ein paar Hallen und Garagen sind hier unter anderem zu finden. An einer ehemaligen Werkstatthalle schieben sich langsam die großen Türen zur Seite. Zum Vorschein kommen mehrere Oldtimer, eine Schrauberecke mit Werkzeug sowie ein abgetrennter Clubraum samt alter Hülsmann-Bar und -Einrichtung. Die Oldtimer sind mit den im Winter häufiger genutzten Autoabdeckungen bedeckt, aber als Wolfgang Bruch diese abzieht, sieht man seinen Stolz und die Leidenschaft in seinen Augen.
Sofort ist klar: Diese Autos sind für ihn nicht nur irgendwelche, sondern besondere Schätzchen. Genau deshalb hat er im Sommer 2022 über seine Leidenschaft das Buch „Benzingeruch und Chromglanz“ veröffentlicht. Im Untertitel des Buches heißt es passenderweise mit einem Wortspiel „Autobiografische Fahrzeuggeschichte(n) aus Herne“.
Viele Bilder neben den Geschichten abgedruckt
Auf 114 Seiten sind nach zwei Jahren Recherche zahlreiche Geschichten verfasst, teils von ihm, teils von anderen Oldtimer-Fans aus Herne, die ebenfalls besondere Objekte auf vier Rädern in besagter Halle stehen haben. Zudem sind reichlich Bilder abgedruckt, teilweise historische Einzelaufnahmen aus Bruchs Privatarchiv.
Bruch selbst, der als Anwalt und Notar tätig ist, gehören mehrere Oldtimer, darunter ein Mercedes 190 E, Baujahr 1989, und ein Mercedes 250 SE W111 Coupe - bei diesem Modell steht im Fahrzeugschein das stolze Baujahr 1965. Trotzdem ist das Coupe hervorragend in Schuss, von außen, als auch von innen. Für fast sämtliche Oldtimer gilt sowieso: Je älter und seltener, desto besser. Wenn der Zustand stimmt, steigt der Wert eher, als das er abnimmt.
Infos über sämtliche Dekaden der Autogeschichte
Diese Sorgfalt zieht sich auch durch das Buch. „Ich hatte mir vorgenommen, die Historie von Fahrzeugen in Herne aufzuarbeiten und persönliche Erfahrungen mit einfließen zu lassen“, erläutert der Rechtsanwalt, der Teil der Gruppe „Herner Oldies“ ist, die sich regelmäßig trifft und austauscht. „Die ersten Aufzeichnungen von Fahrzeugen in Herne beginnen am Ende des 19. Jahrhunderts, von da an habe ich die einzelnen Dekaden über den Autoboom in den 50er- und 60er-Jahren bis zu den heutigen Elektroautos, die bei Tropos Motors (mittlerweile Cenntro Automotive, Anm. d. Red.) aufgearbeitet.“
So sei diese zeitliche Autoreise ein wesentlicher Bestandteil im Buch, aber auch zahlreiche Oldtimertreffen sind dokumentiert. Wolfgang Bruch hat diese bis 2016 noch selbst veranstaltet. Zudem sind Geschichten von Hernern, für Herner aufgeschrieben worden. So geht es auch um den „Pinguin“, einem Kleinfahrzeug auf drei Rädern, und der Tankstellenentwicklung samt der Tankstellenkette Goldin.
Vom Vater früh in die Werkstatt mitgenommen
Aber woher kommt diese Leidenschaft für alte Autos? „Ich bin von Anfang an mit Autos groß geworden, mein Vater war Kfz-Mechaniker und hat mich daher schon früh mit in die Garage genommen. Mit zwölf oder 13 Jahren habe ich bereits meine erste Zündkerze ausgebaut, so hat sich das entwickelt“, beschreibt Bruch seine Anfänge.
„Mit 18 war dann klar, dass ein Auto her muss, um daran rumzuschrauben oder es zu lackieren. Allerdings ist es immer nur ein reines Hobby gewesen, beruflich war das kein Thema.“ Da entschied er sich für ein Jura-Studium in Bochum. Die Leidenschaft ist logischerweise heute noch vorhanden, nur die Schrauberei hat aus Zeit- und Gesundheitsgründen mittlerweile aufgehört.
Buch-Leser von München bis Flensburg
Feedback und Anfragen habe er für und über das Buch aus ganz Deutschland meist von Exil-Hernern bekommen. „Die freuen sich, wenn sie in München oder Flensburg etwas über die Herner Fahrzeuggeschichte lesen können“, sagt der Oldtimer-Fan. Es ist mittlerweile bereits sein drittes Werk.
Das Buch (ISBN 978-3920612928) mit einem Vorwort vom ehemaligen SPD-Arbeitsminister Franz Müntefering ist zum Preis von 19,95 Euro unter anderem im Literaturhaus Ruhr, in weiteren Fachbuchhandlungen, im Internet und in seiner Kanzlei (Hermann-Löns-Straße 56, Tel 02323 / 96 00 60) erhältlich.