
Der Betrieb geht ganz normal weiter
Weihnachten im Tierheim
Seit über 50 Jahren kümmert sich der Tierschutzverein Herne-Wanne mit seinem Haus an der Hofstraße um in Not geratene Hunde, Katzen und Kleintiere. Tiere, die von „ihrem“ Menschen ausgesetzt wurden, Tiere, die in anderen Einrichtungen keine Chance haben, die frei geboren wurden oder aber auch Streuner – sie alle finden hier ein Zuhause auf Zeit.
Tiere haben auch an Weihnachten Hunger

Von morgens bis abends betreut das Team um Geschäftsführerin Veronika Wolff die Tiere. Das Team, das sind rund 30 Menschen – acht Menschen, die in Voll- oder Teilzeit arbeiten, und viele Ehrenamtliche. Dass der Betrieb auch an den Feiertagen ganz 'normal' weitergehen muss, erzählt Sabrina Pascher im halloherne-Gespräch: „Natürlich haben unsere Tiere auch über Weihnachten und Neujahr Hunger, die Hunde brauchen Auslauf, die Katzenklos, die müssen auch an Feiertagen gesäubert werden und zudem kann es sein, dass ein Tier auch an Weihnachten auf ärztliche Hilfe angewiesen ist.“
Pascher ist die zweite Vorsitzende des Vereins und hat den „Sitz im Vorstand quasi von meinem Vater geerbt.“ Fritz Pascher war ein großer Aktivposten unter den ehrenamtlichen Menschen in Herne und hatte lange Jahre den Vorsitz im Tierschutzverein inne, bevor er im Oktober 2021 im Alter von 69 Jahren verstarb.
'Kein Tier zu Weihnachten verschenken'

Auf dem Wunschzettel vieler Kinder steht oftmals ein kleines, niedliches Haustier – etwas zum Knuddeln und Liebhaben. „Aber“, so heißt es von Seiten der Tierschützer, „Tiere sollten keine Geschenkidee sein, sondern die Anschaffung sollte wirklich gut überlegt und durchdacht sein.“ Ist sie das nicht und es wird plötzlich gemerkt, dass so ein Tier ja nicht nur zum Kuscheln da ist, sondern eine Verantwortung, die auch Arbeit macht und Zeit in Anspruch nimmt, landen die Tiere ruckzuck wieder im Heim.
Und die Tierheime, die sind alle schon längst am Limit. So hat auch das Tierheim Herne-Wanne vor langer Zeit entschieden, dass zu Weihnachten keine Tiere vermittelt werden.

„Allerdings“, so Pascher, „schauen wir das gesamte Jahr über genau hin und fragen: Wer möchte ein Tier und warum? Da jedes Tier seinen eigenen Charakter hat und nicht zu jedem Menschen passt, schauen wir auch darauf, welcher Hund und welcher Menschen passt. zusammen.“
Mehr abgegebene Tiere nach der Weihnachtszeit?
Laut Pascher kann im Tierheim an der Hofstraße kein Anstieg von abgegebenen Tieren nach der Weihnachtszeit verzeichnet werden. Abgabetiere gibt es jedoch trotzdem eine Menge. Den Abgaben-Anstieg von Tieren, welche wohl unüberlegt angeschafft wurden, rechnet Pascher der Corona-Pandemie zu. Besonders betroffen seien davon vor allem Katzen.
Daher ist es ein großer Wunsch der Tierschützer, dass die Menschen sich mehr im Klaren darüber sein sollten, welche Verantwortung sie einem Tier gegenüber haben.
'Sachkundenachweis Hund'
Hilfreich sei zudem auch der Sachkundenachweis Hund, der seit einiger Zeit für Menschen verpflichtend ist, die sich einen Hund anschaffen möchten. Nur mit diesem Nachweis wird ein Hund vermittelt. Dieser Nachweis bescheinigt, dass Fachwissen rund um die Hundehaltung vorhanden ist. „Alle Maßnahmen zusammen bewirken, dass die 'Rückbring-Quote' der Tiere relativ gering ist“, erklärt Sabrina Pascher.

An der Hofstraße werden die tierischen Gäste gepflegt, bekommen ihr Fressen, Streicheleinheiten, genügend Auslauf und im Idealfall werden sie schnell vermittelt und finden neue Menschen, die es gut mit ihnen meinen. Das klappt aber leider nicht immer. So ist der 15 Jahre alte Mischling „Freddy“ seit nunmehr acht Jahren hier. „Mittlerweile ist das Tierheim sein Zuhause geworden und er wird sich in einer neuen Umgebung nicht mehr eingewöhnen“, erzählt die zweite Vorsitzende.
Tierbesitzer auf Probe
Um die Aufgaben, die mit der Haltung eines Tieres verbunden sind, näher kennenzulernen, ist es im Tierheim an der Hofstraße Pflicht, dass die Interessenten „ihr Tier“ mehrmals besuchen müssen. Erst wenn sie sich gegenseitig beschnuppert haben, dürfen sie es mit nach Hause nehmen. Ein Haustier zu haben, das bedeutet oft jahrelange Verantwortung, darum sollte die Entscheidung für ein Tier niemals leichtfertig getroffen werden.

Mit rund 65 Katzen, 16 Hunden und jede Menge Kaninchen und Meerschweinchen sei das Haus im Augenblick relativ voll. In der kalten und nassen Jahreszeit sei die Arbeit zudem etwas mehr als im Sommer. „Unsere Hunde gehen dreimal am Tag raus. Regnet es und haben wir so ein Matschwetter wie im Augenblick, müssen sie anschließend gesäubert und trockengerubbelt werden“, erläutert Pascher.
Ohne die vielen ehrenamtlichen „Gassigänger“, die täglich in der Zeit von 14 bis 17 Uhr mit den Hunden in den Grünanlagen und Feldwegen Gassi gehen und auch ohne die sogenannten Katzenschmuser, die sich in die Katzenhäuser setzen und mit den Samtpfötchen beschäftigen, wäre der große Arbeitsaufwand kaum zu schaffen.
Finanzen

Finanziell sind für Tierbesitzer und Tierliebhaber harte Zeiten angebrochen. Die hohen Strom- und Gaspreise und auch die gestiegenen Tierarztkosten führen dazu, dass viele Besitzer sich ihre Tiere nicht mehr leisten können und sie (oftmals schweren Herzens) ins Tierheim geben. Da Tiere für den Staat zu den Luxusgütern zählen, gibt es von staatlicher Seite keine Hilfe für den Besitzer, denn auf ein Luxusgut kann man in einer finanziellen Notlage verzichten.
Denn das Tierheim selbst wird von staatlicher Seite nur sporadisch bei bestimmten Projekten unterstützt und finanziert sich ausschließlich durch Mitgliedsbeiträge, Sach- und Geldspenden und durch unterschiedlichste Feste. Gerade jetzt zur Weihnachtszeit kommen viele Tierliebhaber und bringen kisten- und körbeweise Spenden in Form von Katzenstreu, Trocken- und Nassfutter, Spielzeug oder auch Hundeleinen vorbei. „Damit kommen wir gut über die ersten Monate im neuen Jahr“, freut sich Pascher.

Weihnachtszeit ist Spendenzeit
Wie viele Tierschutzorganisationen ist auch das Tierheim an der Hofstraße dringend auf diese Spenden angewiesen. Ob Futter, Kratzbäume oder Spielzeug – alles ist gerne gesehen und ist Unterstützung für die Tiere, die teilweise für kurze, aber eben manchmal auch für lange Zeit hier ein Zuhause finden.
So sind auch Ruth und Thorsten, die ihren Wagen mit Spenden im Wert von 500 Euro gefüllt haben, vor Ort, um das Tierheim zu unterstützen. Ruth, die ihren Nachnahmen nicht im Internet lesen möchte, erklärt: „Wir haben vor fünf Jahren unseren Kater aus diesem Tierheim bekommen, seitdem wissen wir um die finanzielle Not und bringen kontinuierlich unsere Spenden vorbei.“ Wer mehr über das Tierheim erfahren möchte und auch wissen möchte, woran es den Tieren mangelt, der ist auf der Homepage genau richtig.
