Herne-Mitte soll Modellraum für weniger Autoverkehr werden
Weniger CO2: Stadt plant die Mobilitätswende
Diese Ziele sind ambitioniert: Die Stadt Herne möchte dazu beitragen, bis 2030 die Ziele des Bundes-Klimaschutzgesetzes einzuhalten und die Treibhausgas-Emissionen (THG) auf 85 Mio. Tonnen CO2 zu sinken. 2023 steht Deutschland noch bei rund 148,1 Millionen Tonnen CO2. Um das zu schaffen, soll die Mobilitätswende im Modellraum Herne-Mitte mit zahlreichen Änderungen geschehen - so lautet eine aktuelle Beschlussvorlage der Stadt für den Rat.
Allerdings sind die Pläne nicht neu. Bereits 2016 wurde der Masterplan klimafreundliche Mobilität erstellt, 2019 gab es einen Ratsbeschluss zur integrierten Gesamtstrategie „klimafreundliche Mobilität“. So wurden 60 Maßnahmen aus acht Handlungsfeldern, darunter Radverkehr, Fußverkehr, Angebot, ÖPNV und Siedlungsstruktur vorgeschlagen.
Vorwurf: Viele Konzepte, wenig Umsetzungen
Gebracht hat es wenig, der Autoverkehr also auch die Kfz-Zulassungen (mittlerweile rund 100.000 alleine in Herne) stiegen an. Daran möchte die Stadt nun ansetzen. „Der Vorwurf lautet oft: Es gibt viele Konzepte, aber wenig Umsetzungen. Nun haben wir aber eine Aufbruchstimmung, auch wenn wir spät dran sind“, gab Achim Wixforth, Fachbereichsleiter Umwelt und Stadtplanung, zu Protokoll. „Es sind große Herausforderungen, wir nur gemeinsam angehen können.“
Thorsten Rupp, Fachbereichsleiter Tiefbau und Verkehr, erläuterte, was nun alles geschehen soll. „Die Ziele sind unter anderem eine höhere Lebensqualität, eine bessere Luftqualität, weniger Lärm und bessere Verkehrsabläufe“, sagt Rupp. Dafür soll Verkehr in der City möglichst vermieden werden - ob eine Art Gebühr kommen könnte, sei noch Gegenstand der Überlegungen. Ein Fahrverbot wird aber ausgeschlossen, allein um Polizei, Feuerwehr, Lieferdiensten und weiteren Anliefern die Zufahrt zu ermöglichen.
Leihfahrräder, E-Scooter und Fahrgemeinschaften
Stattdessen sollen nachhaltige Mobilitätsangebote wie Leihfahrräder und E-Scooter ausgebaut und verknüpft werden, Fuß- sowie Radwege ausgebaut und verbessert werden. Fahrgemeinschaften sollen stärker genutzt werden, Straßen sollen künftig von außen (Fußgänger und Radfahrer) nach innen (Fahrzeuge und Parkplätze) geplant werden, dies sei früher und lange Zeit andersrum geschehen.
Stichwort Parkraum: Dezentrale Parkflächen wie neue Parkhäuser, die auch rückbaubar sein könnten, sollen die Autos sozusagen am Rand der City oder der Stadt, beispielsweise Autobahnabfahrten, „abfangen“ und zum Parken einladen, damit dann über Shuttlebusse und andere Sharingsysteme die Leute ohne Auto weiterfahren. In der City, beispielsweise am Westring, könnten Parkplätze wegfallen. Auch deshalb sollen für Anwohner Parkhäuser entstehen.
„Wir wollen die Kfz-Fahrten mittelfristig um 30 Prozent reduzieren“, hält Rupp fest. Mittelfristig bedeutet zwischen fünf und zehn Jahren. „Dabei sind die 30 Prozent nicht mit den heutigen Fahrten gemeint, sondern die der zukünftigen Entwicklung.“
Verkehrssicherheit soll erhöht werden
Insgesamt soll auch die Verkehrssicherheit erhöht werden, ebenso die Gewichtung des Fuß-, Rad- und öffentlichen Verkehrs. „Durch die derzeitigen Entwicklungen in Herne-Mitte mit unter anderem Funkenbergquartier, Seniorenwohnen, Zahnklinik, Shamrockpark und Kaiserquartier bietet sich der Bezirk gut als erster Modellraum an. Perspektivisch soll die Ausweitung auf das gesamte Stadtgebiet erfolgen“, schildert Rupp.
Das Ganze wird viele Baustellen und auch zwischenzeitlich mehr Verkehr und damit auch mehr Zeit für die Straßenverkehrsteilnehmer in Anspruch nehmen. Achim Wixforth ist klar, dass es während dieser Umbauphase einige Misstöne geben wird: „Wir wollen weg von der alten Ausrichtung und können nicht weiter machen, wie bisher. Für diese Veränderungen, die nun angegangen werden, müssen Bürger Verständnis aufbringen.“
Ein lokaler Beitrag zum Klimaschutz
Thorsten Rupp unterstreicht: „Es ist gemeinsames entschlossenes Handeln, um allen Menschen eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen und einen lokalen Beitrag im Klimaschutz zu leisten.“
All diese Pläne stellt die Stadt in mehreren politischen Ausschüssen und Bezirksvertretungen vor. Zur wichtigsten Entscheidung kommt es dann am Dienstag, 31. Oktober 2023, im Rat der Stadt. Dort wird dann darüber diskutiert und abgestimmt.