
Wenn der Backfisch rutscht
Eines der Schausteller-Urgesteine kommt Jahr für Jahr aus dem hohen Norden zur Cranger Kirmes - Manfred Jipp. Erst kürzlich hat er die 60er verlassen. Am 2. Juli 2018 wurde er 70 Jahre alt. Mit seiner Sylter Backfischrutsche steht er im 30. Jahr auf Crange. Und das möchte er auch nicht missen. „Nach Crange komme ich immer wieder gerne. Mich zieht das Publikum hierher. Wir haben hier viele, viele Stammkunden. Darunter auch Leute, die essen nen Fisch, nehmen noch ne Tüte Mandeln mit und gehen nach Hause. Nö, wir haben über die ganzen Jahre in Crange einen guten Zuspruch“, sagte Manfred Jipp beim halloherne-Besuch am Mittwoch (25.7.2018).

Der Aufbau geht den fünf festen Mitarbeitern locker von der Hand, sie sind ein eingespieltes Team. Allerdings hat Jipp ihnen am Mittwoch hitzefrei gegeben - bei 37 Grad auf dem Platz ist das Arbeiten kein Zuckerschlecken. Einen strammen Tag brauchen sie normalerweise und noch einmal einen Tag um alles auf Vordermann zu bringen. Beim Verkauf kommt noch ein Sohn und die Schwiegertochter dazu „so müssen wir nicht alle rund um die Uhr hier stehen.“
Allerdings bereiten ihm die heißen Temperaturen in diesem Jahr etwas Sorge: „Wenn das so bleibt, bleiben die Menschen am Tag weg und kommen erst abends, und dann müssen wir zusehen, dass wir in zwei, drei oder wenn man Glück hat in vier Stunden den Tagesumsatz macht.“ Jipp hofft für sich und seine Kollegen auf etwas gemäßigteres Wetter - Jäckchen-Wetter halt. Wenn es gut läuft, dann rutschen schon Mal 1.000 - 1.200 Fische die Rutsche runter - am Tag wohlgemerkt.

Schausteller, einen anderen Beruf kann er sich nicht vorstellen: „Von Vadders Seite bin ich in der dritten Generation Schausteller, von Mudders Seite in der vierten Generation - quasi vom Kinderwagen aus mit dabei. Anfangs habe ich bei Vaddern im Betrieb als Teilhaber mitgearbeitet und als der gestorben ist, habe ich den Betrieb übernommen.“ Früher ist die Familie noch mit großen Imbiss-Zelten durch die Republik gefahren, hatten auch einen Autoscooter, aber das ist lange her. Zwei Backfischrutschen mit den markanten Leuchttürmen gehören Jipp heute. Damit sein Stand auch einzigartig bleibt, hat er es mit einem Patent belegt.
Echte Crange Fans warten schon darauf, dass die Schiffsglocke im Obergeschoss ertönt und mit dem Ruf Frischer Fisch, der teigummantelte Lachs die Rutsche runter saust. Ausschließlich Seelachs-Endstücke aus dem Nordatlantik verwendet seine Mannschaft - seegefrorene Ware. In einem großen Kühlaufleger werden die Filets direkt auf dem Platz zum Frittieren vorbereitet und mit dem Bierteig bedeckt. Der Teig wird täglich frisch zubereitet und ist quasi ein Geheimrezept. „Er enthält als einzige flüssige Zutat nur Bier. Da kommt mir kein Tropfen Wasser rein.“ Verkauft wird er mit unterschiedlichsten Saucen - natürlich auch im Hänger frisch zubereitet.
Das Hauptaugenmerk hat die Familie allerdings auf das Weihnachtsgeschäft gelegt, wie viele seiner Schausteller-Kollegen. Da haben sie in Kiel und Flensburg zwei große Ausschank-Pyramiden. „Das Weihnachtsgeschäft macht für mich und meine Kollegen heute um die 80 Prozent aus. Die brauchen wir um über die Saison zu kommen. Früher haben wir es immer belächelt, aber mittlerweile ist es ein Muss.“ Was ist für Jipp ein Saisonhöhepunkt? „Auf jeden Fall die Cranger Kirmes, die Kieler Woche und der Bremer Freimarkt. Alles Großveranstaltungen.“ Ans Aufhören denkt Manfred Jipp auf jeden Fall noch nicht: „Wissen Sie, ich habe eine liebe nette Frau zu Hause und freue mich immer, wenn ich bei ihr bin. Aber wenn ich nur zu Hause wäre, würde mir was fehlen. Ich brauche die Lebendigkeit auf dem Platz.“