
Von Unser Fritz bis heute
Werkschau Gölzenleuchter auf Lothringen
Der Bochumer Bildende Künstler Horst Dieter (HD) „Oskar“ Gölzenleuchter zählt zu den renommiertesten Vertretern seiner Zunft im Ruhrgebiet. Vielfältig unserer Stadt, die auch mal sein Lebensmittelpunkt war, verbunden, ist jetzt im Kulturmagazin Lothringen im benachbarten Bochum-Gerthe eine kleine Werkschau mit Arbeiten von den Anfängen bis heute zu sehen.
Der Name seines Ateliers im ehemaligen Verwaltungsgebäude der Zeche Lothringen an der Lothringer Straße 36c ist hier Programm und zugleich eine Reminiszenz an die im Bergbau tätigen Menschen: Werkstatt Wort und Bild. Grafiker, Linol- und Holzschneider, Grafiker, Maler und Fotograf sowie Schriftsteller. Lange auch in der Gewerkschaft IG Medien aktiv, verlegt der agile jetzt fast 79-Jährige eigene Bücher wie auch die von schreibenden Kollegen oder illustriert diese.
Verbindung mit langjähriger Arbeitsbeziehung
Einer von jenen ist der Herner Volker W. Degener. „Mit Oskar verbindet mich eine langjährige Arbeitsbeziehung“, berichtet er im Gespräch mit halloherne. „Aber auch unsere Familien verstehen sich gut.“ Ein neues Projekt, das über das Planungsstadium hinaus aber offiziell noch nicht spruchreif ist, sei in Arbeit. Und Degener verrät schmunzelnd ein so großes Geheimnis nicht: Was ihn und Gölzenleuchter eine, ist die Liebe zu Kunst und Kultur, speziell auch zum Wort, etwas, das sie um- und auch antreibe.
Der rüstige H. D., von seinen Freunden nur „Oskar“ genannt, hat von 1969, dem Jahr seiner Heirat, bis Anfang der 1970er Jahre in Wanne-Eickel an der Rathausstraße gelebt. Hier fing er auch 1971 an, freiberuflich als Künstler zu arbeiten. Günter Dworak, Helmut Bettenhausen, die Henrichs und Winni Labus waren seine Nachbarn auf Unser Fritz. Es war der Beginn dessen, was wir heute aus dem gesellschaftlichen und künstlerischen Leben unserer Stadt nicht wegzudenken als Künstlerzeche Unser Fritz 2/3 kennen und wertschätzen.
Als seine Frau 1971 eine Stelle an der Ruhr-Universität Bochum bekam, nahm das Ehepaar zwei Jahre später in der Nähe auch seinen Wohnsitz. Zur räumlichen Nähe zu seinem Künstler-Kollegen Hänner Schlieker kam die empathische Nähe Gölzenleuchters zum konsequenten Arbeiten Schliekers in Sachen Kunst allgemein.
79 Werke zu sehen
79 Werke des sympathischen und agil wirkenden Künstlers sind jetzt auf Lothringen zu sehen: Aus allen Schaffensperioden: Arbeiten, die nicht nur zeigen wie vielseitig „Oskar“ ist, teils sind sie auch noch nie der Öffentlichkeit präsentiert worden. Bis Freitag, 24. Februar 2023, läuft diese kleine Werkschau unweit der Herner Stadtgrenze.

Am Sonntag, 19. Februar 2023, findet von 11 bis 13 Uhr eine Führung mit bzw. durch den Künstler statt. Ein kleines Rahmenprogramm auf der Finissage, die um 18 Uhr beginnt, beendet diese Schau mit Gölzenleuchter, der eigene Gedichte und Aphorismen liest. Renate Gölzenleuchter widmet sich vortragend seinen sogenannten Malbriefen, die der Gelsenkirchener Schriftsteller Klaus-Peter Wolf in einem seiner Nordsee-Krimis literarisch verewigte. Marielen Laufenberg-Simmler wird dies musikalisch am Klavier begleiten. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei.
Der gebürtige Röhlinghauser und fleißige Emscherbrücher-Autor, promovierter Germanist sowie ausgebildeter Lehrer Joachim Wittkowski, der immer wieder Gast in Gölzenleuchters Werkstatt war, erzählte ihm eines Tages: „An meiner damaligen Schule wurde Hausputz gemacht und diverse Fotokopierer sollten auf dem Müll landen. Hab‘ mir einen davon in meinen Golf gepackt, weiß aber nicht so recht, was damit anzufangen ist. Im Gespräch über die alte, gerne in Schulen und Büros genutzte Druckmöglichkeit entstand die Idee, Schulgeschichten damit aufs Papier zu bringen. So entstand „Umdrucke“ in der Edition Wort und Bild. Später folgte „Hic haec hoc – der Lehrer hat nen Stock“ bei Henselowsky Boschmann.
Kunst statt Kaue
Das Kulturmagazin Lothringen beherbergt den Kulturrat: Ein wichtiges soziokulturelles Zentrum im Norden der Nachbarstadt Bochum auf einem ehemaligen Zechengelände - Kunst statt Kaue; vielfältige Aktivitäten kennzeichnen den heutigen Betrieb: Zwei Kindertheater, eine Kleinkunstbühne, ein Puzzlemuseum sowie ein Kunstverein und eben auch das Atelier Gölzenleuchters sowie ein Veranstaltungssaal mit Bühne und rund 100 Zuschauerplätzen. Aktiv im Vorstand ist der Herner Mondpalast-Autor Sigi Domke, der ganz in der Nähe im Bochumer Norden sein Zuhause hat.
„Da hätte ich vor 50 Jahren in meinem kleinen Atelier auf der Zeche Unser Fritz in Wanne nie daran gedacht, dass das mal auf mich zukommt“, kommentierte 2018 H. D. Gölzenleuchter launig die Nachricht, dass der damalige Ministerpräsident Armin Laschet ihm den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen überreichen würde. Die Auszeichnung versteht sich als Anerkennung für besondere Verdienste um das Land und seine Bevölkerung. Chapeau Oskar!
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- Sonntag, 19. Februar 2023, von 11 bis 13 Uhr
- Freitag, 24. Februar 2023, um 18 Uhr