Projekt am alten Sportplatz Nordstraße sieht 40 Wohnungen vor
WHS sorgt für neuen bezahlbaren Wohnraum
Viel deutet nicht mehr auf einen ehemaligen Fußballplatz an der Nordstraße hin. Lediglich die dünnen Flutlichtmasten stehen noch, ansonsten ist neben verwildeter Asche auf dem Boden nichts mehr übrig. Die Unmengen an grünem Gestrüpp lassen eher auf eine Art Ruhrpott-Dschungel schließen. „Der Park ist schon da“, scherzen die Verantwortlichen, als am Mittwoch (1.9.2021) die Zukunftspläne für die Fläche vorgestellt werden.
Die Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG) hat eindeutig den Turbo gezündet. Nach der beendeten Erschließung am ehemaligen Sportplatz Schaeferstraße II alias Hippenwiese (halloherne berichtete) und „Wohnen am Wasser“ am geplanten Grimberger Pier in Unser Fritz (halloherne berichtete) folgt nun an der Nordstraße der nächste Teil. Das Besondere: Es soll ein hoher Anteil an Sozialwohnungen entstehen.
11.000 Quadratmeter großes Areal
Den Zuschlag hat in einem Wettbewerb die Wohnungsgenossenschaft Herne-Süd (WHS) erhalten. Deren Plan sieht auf dem 11.000 Quadratmeter großen Areal zwei Gebäude mit zusammen 40 Wohnungen vor. Zwei Drittel der Fläche sollen aber in einen Stadtteilpark verwandelt werden. „Ich stand hier vor 30 Jahren noch mit einer Sporttasche, das ist nun ein komisches Gefühl“, gab WHS-Vorstandsvorsitzender Klaus Karger zu. „Dennoch bin ich davon überzeugt, dass das ein tolles Projekt wird. Wir freuen uns, hier weiteren Wohnraum zu schaffen.“ Rund zwölf Millionen Euro betrage die Investitionssumme.
Mindestens die Hälfte der Wohnungen sollen als Sozialwohnungen entstehen, das bedeutet, die Miete pro Quadratmeter liegt bei maximal 5,90 Euro. „Der Sinn einer Genossenschaft ist es, preisgünstigen Wohnraum zu schaffen - und das machen wir hier“, so Karger. Er verwies auch auf die Strünkeder Höfe in der Nähe (halloherne berichtete) und die Bebauung der WHS am Westbach (halloherne berichtete und berichtete).
Bekanntes Architekturbüro
Für die beiden bisherigen Projekte, wie auch das neue an der Nordstraße ist das Architekturbüro Tor5 verantwortlich - ebenso für den Umbau am Europaplatz (halloherne berichtete und berichtete). Geschäftsführer Herfried Langer betonte, dass die neuste Aufgabe nicht einfach gewesen sei. „Hier steht der Park im Mittelpunkt. Ebenso aber auch der Klimawandel und die Nachhaltigkeit. Es sollen begrünte Fassaden entstehen und wir planen mit recycelten Materialien“, so Langer, der zum Beispiel schon einmal verwendete Steine verbauen möchte. Stellplätze für Autos sollen unter den Gebäuden entstehen, damit es oben blechfrei bleibt.
Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda erläuterte, dass in Zusammenarbeit mit der Emschergenossenschaft im „Green Living“-Quartierspark ein Fokus auf der Versickerung von Regenwasser und der damit verbundenen Rückhaltung gelegt werden soll. Auch wenn man ein Bild von zwei Schiffen (als Gebäude) im Kopf hat, entsteht kein zusätzliches Gewässer. Das Stadtmotto sieht Dudda hier voll erfüllt. Zur weiteren Naherholung ist die Holper Heide mit der neuen Streuobstwiese (halloherne berichtete) nur wenige Meter entfernt.
SEG-Chef Achim Wixforth freut sich ebenso über den Ressourcenschutz und über das „wunderbare Beispiel, wie Flächenrecycling mit hohen Ansprüchen gelingen kann.“ Hier sei Naherholung und attraktiver Wohnraum vorzufinden. Generell sei Herne eine dicht besiedelte Stadt. „Wir müssen nun diskutieren, wie wir unser Klimafolgenkonzept auf Freiflächen und bei Flächenrecycling anwenden. Dafür müssen wir manche Standorte auch neu bewerten“, so Wixforth.
Entwicklung der Baukosten macht 'Angst'
Um weiter bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, gelte bei neuen Projekten, mit Ausnahme des Stadtgartens, ein Mindestanteil von 20 Prozent an Sozialwohnungen, berichtete Dudda. „Das ist politischer Wille“, so der Oberbürgermeister. Dass die WHS diesen Anteil weit übertreffe, habe ihn positiv überrascht. Klaus Karger dazu: „Einzig die Entwicklung der Baukosten macht mir Angst. Auch wenn die Rendite klein ist, manchmal unter einem Prozent, wollen wir als Genossenschaft so etwas schaffen. Wir sehen das langfristig.“ Der Aufsichtsrat habe das Projekt einstimmig abgesegnet.
Auch wenn kein neuer Bebauungsplan notwendig ist, soll es erneut Bürgerbeteiligung geben - ein erster Termin ist für Freitag, 24. September 2021, vorgesehen. Dann sollen Anwohner, aber auch die Kinder der benachbarten Schule und Kita gefragt werden. Auch die Kinderanwältin Bibi Buntstrumpf soll vor Ort sein. Wenn alles optimal läuft, sollen ab Mitte 2022 bereits die Bagger rollen, im Sommer 2024, so Architekt Langer, könnte alles fertig sein.